Köln- Pünktlich mit Spielbeginn schüttete es in Rodenkirchen wie aus Kübeln. Ein große FC Fangemeinde hatte sich vor den Fernsehern im Kölnisch Wasser versammelt. Das erste Kölsch rannte kühl die Kehle runter. Was sich draußen auf der Straße abspielte, fand auch kurz drauf im Frankfurter Waldstadion statt. 4000 mitgereiste FC Fans mussten ansehen, wie es Tore am Fließband kübelte.
Irgendwie konnte ich gar nicht schnell genug vom Glas aufschauen um zu sehen wie die SGE einfach und schnörkellos den Ball im Kölner Tor unterbrachte. Nach einer Flanke von der rechten Seite steigt Alexander Meier im Strafraum am höchsten und köpft zum 1:0 ein. Meier. Mhh. Das war er doch der kölsche Angststürmer.
Ziemlich ungedeckt und unbewacht für die große Gefahr. Ruhe im rund. Absolut ruhig. Na ja die SGE macht halt Druck und wartet mal ab. Gleich sind wir dran. Zücke mein Handy und will grad Come on Effzeh twittern, als, ja was war das denn? Nach einem Pass von Marco Russ schiebt Luc Castaignos ins lange Eck ein. Das Come on, Effzeeeh geht los und ich bin doch leicht geschockt. Weil das so einfach war.
Schnell ein Kölsch. Einige wenden sich ab. Die ganz alten FC Hasen. „Dat kenn mer doch vom FC“. Ich denke so: Was? Spinnen die? Ich sehe doch den vorwärtsdrang des FC. Risse stürmt nach vorn. Mein Marcel, der wird das Ding schon machen. Der Pass sollte wohl auf Anthony Modeste und rauscht weit am Tor vorbei. Oh bitte Marcel. Was ist denn los bei Euch?
Irgendwie zu weit vom Mann. Und irgendwie kommt kein Pass an. „Was ist denn da links los?“ sagt mein Sitznachbar. „Wo ist denn Jonas heute?“. Stimmt. Kein wunderbarer Flügelangriff wie in der ‚Mannschaft‘ in Sicht. Dafür eine Haris Seferovic Flanke auf den zweiten Pfosten, wo, wer, oh nein, Alexander Meier nur noch den Fuß hinhalten muss. Dritte Hütte nach 24 Minuten.
Schnell noch ein Kölsch. Twitter Effzeh läuft. Die ersten Kommentare lassen nicht auf beste Stimmung schließen. Das ist ja auch verständlich. Du stehst in der Tabelle in den Top5 und drei Punkte in FFM holen, nach dem tollen Ligaauftakt, das ist doch nicht vermessen gedacht? Oder?
Doch das scheint so zu sein. Ich poste an den @FCkoeln.“ Leute da scheint heute aber Sand im Getriebe der Abwehr zu stecken.“ Doch das wird wohl nichts nützen, weil das auf der Bank nicht ankommt. Peter Stöger twittert ja nicht. In seinem Gesicht erkenne ich Hoffnung. Also lassen wir das jetzt mal mit den Tweets. Handy ab in die Tasche.
By the way hatte ich mir ja Tore von Anthony Modeste gewünscht. Tja und da ist es schon. In der 28. hält Tony das Köfpchen hin und es steht nur noch 3:1. Jaaaaaa! Der Jubel ist heftig laut. Aber kurz.
Kööööhhööölsch!! Na also. geht doch. Mein breites Grinsen kommt beim Gegenüber nicht an. Und während ich das Glas hebe und gerade „Come on Effzeh“ brüllen will…ist Luc Castaignos frei durch und schiebt zum 4:1 ein. Timo Horn ist zwar noch am Leder dran, kann aber das Elend, das mich nun befällt nicht verhindern.
Das Kölsch ist halb runter da befällt mich ein leiser Kopfschmerz. Allein beim Gedanken was ich in den kommenden Stunden alles sehen und lesen muss. Kopfschmerz kommt bei mir eigentlich selten vor, aber wenn dann richtig. Irgendwie fühle ich mich elendig Scheiße. Wie inzwischen einige hier. Weil der SGE das so einfach gelang. Im weiten Rund sind auch andere von ungläubigem staunen erfüllt. Halbzeit. Wir stehen draußen und rauchen eine. Kaum einer sagt was. Was auch?
Dann sagt es einer. Der meint – Das man es der SGE zu leicht gemacht hat. Ein anderer spricht – Der Timo hätte das erste Tor verhindern können!! Und das während bei SKY die Zeitlupe läuft.Mmmh ich weiß nicht. Jaein.
Dann kotzt einer: „Meier. Das wussten doch alle! Warum wurde der nicht in Manndeckung genommen?“
Die zweite Hälfte beginnt mit Hoffnung. Hoffnung als Peter Stöger früh wechselt.Yuya Osako wird für Leonardo Bittencourt eingewechselt.(49:) und Philipp Hosiner kommt für Simon Zoller. Und das gibt Auftrieb. Zumindest bis zum nächsten Einschlag.
Die Bombe kommt in der (73:) als Lehmann im Mittelfeld den Ball verliert. Die Frankfurter schalten schnell um und Haris Seferovic vollendet zum 5:1. Die Flüche notiere ich hier nicht. Jetzt wird selbst mir klar, das wird heute gar nichts mehr mit FC. Das 5:2 Kopfball Tor von Dominic Heintz (81:) tröstet mich überhaupt nicht, weil ja nur vier Minuten später, der Herr Meier, es noch mal genau wissen will. Sprachlosigkeit. In diesem Moment oberstes Gebot! Und findet auch so statt. Kollektiv. Keine großkotzigen Sprüche wie -das war mein Tipp- hab ich doch vorher gesagt. Gut so. Wir zahlen.
Und dann fahre ich im strömenden Regen nach Hause. Werde auch noch Pissnass und ab da muss ich viel ertragen. Sportstudio ZDF. DOPA bei Sport1 und die ganze Presse, die den FC zerlegt. Die Spielerbewertungen und Kommentare. Boaa! Mann Ehh.
Mein Fazit sieht da etwas anders aus. Zum einen mache ich der Mannschaft ein großes Kompliment. Es hat sich keiner aufgegeben. Kein Legionärsverhalten. Alle Spieler haben die Tore weggesteckt und immer weiter nach Chancen gesucht. Bravo.
Ich denke mir so, der klitze kleine Fehler war einfach nur, das man in der ersten zwanzig Minuten zu unkonzentriert war. Auch die Länderspielpause hat einige FC Spieler aus dem Rythmus gebracht. Das Feintuning in der Abwehr ist einfach noch nicht so perfekt, wie zum Saisonstart vor einem Jahr. Da war es bis ins Mittelfeld und in den Angriff eine eingeschworene Gemeinschaft. In Sachen wie man den Gegner erst einmal heftig stört und den Stoßstürmern heftig auf den Füßen steht. Das war nicht immer schön an zu sehen. Aber höchst effektiv.
Peter Stöger und Jörg Schmadtke wollen den Kölner Fans 2015/16 guten Bundesliga Angriffsfußball bieten. Deshalb die Neueinkäufe. Ist vollkommen in Ordnung. Ich nehme diese Niederlage einfach in Kauf. Besser jetzt Lehrgeld zahlen und wissen wo man steht, als hinterher in Tränen aus zu brechen, weil die Träume nicht in Erfüllung gehen. Kein Zweckoptimismus. Sorry nein. In den ersten Spielen war auch viel Glück mit im Spiel. Ich meine die zwei Elfergeschenke.
Ich denke, das die Mannschaft aus dieser Niederlage die richtigen Lehren ziehen wird. Noch einmal werden wir so eine Klatsche nicht sehen. Denn jeder der Jungs auf dem Feld hatte es ins Gesicht geschrieben, wie er das Versagen des Mitspielers erlebt hat. Und muss sich selbst an den Hintern packen und sich fragen, warum er nicht geholfen hat.
Und genau deshalb wird diese Mannschaft das verarbeiten und umkehren in weitere Erfolge. Davon bin ich fest überzeugt. Lieber weniger Tore schießen und dafür aus einer sicheren Defensive agieren. Das steht dem FC allemal besser zu Gesicht. Konzentration statt der Illusion, ein Platz in der oberen Tabellenhälfte wäre dauerhaft möglich.
Mein Treppenhausgespräch mit meinem Nachbarn, SGE Fan pur, könnt ihr Euch ja vorstellen. Doch der kann jubilieren wie er will. Ihr erinnert Euch an die Rückrunde 2014/15 da verlor man in Köln. Und abgerechnet wird erst im Sommer 2016.
Bis dahin. Einfach Ruhe bewahren und weiter im Text. Die Hauptaufgabe steht diese Woche mit Borussia Mönchengladbach ins Haus. Das wird ohnehin ein ganz ganz schweres Spiel. Gladbach muss und will unbedingt gewinnen. Bis dahin muss Peter Stöger unsere Abwehr auf Vordermann bringen. Und schon schwinden die Kopfschmerzen.