We all love Ella – The Ella Fitzgerald Tribute Album

2007

Werner Matrisch – We all love Ella – The Ella Fitzgerald Tribute Album Juni 2007
Große Namen, tolle Stücke, aber auch einige Ausrutscher !

Nach Ella Fitzgeralds Tod, ( 15. Juni 1996), haben viele Künstler( Musiker + Vokalisten) wiederholt ihre Alben in Verehrung der bis dato erfolgreichsten Jazzsängerin gewidmet. Nach Fitzgeralds einzigartiger Songbookserie ( 16 CDs von 1956 „“ 1964) wurde der „ž First Lady Of Jazz“, noch der universellere Titel „žFirst Lady Of Song“ verliehen. Denn ihre unglaubliche Musikalität und Schaffensfreude spannten sich weit über den Jazz hinaus.

So kann man sich gut vorstellen, dass viele hochkarätige Künstler Schlange standen, um bei dem Ella Fitzgerald Tribute-Album mitzumachen. Es gibt 16 neue Interpretationen von Songs, die Ella einst mit ihrer Stimme unsterblich machte (und umgekehrt!)

Wer jedoch die Ella-Versionen kennt, ( ich habe sie alle) wird nicht immer von den neuen Aufnahmen begeistert sein.

Die ersten 3 Stücke der CD werden von Natalie Cole, Chaka Khan, und Queen Latifah gesungen. Hört man diese Sängerinnen hintereinander, fällt sofort ihre kolossale Austauschbarkeit auf. Stimmen u. Gesangstil dieser Damen ähneln sich sehr. Queen Latifah`s Version von „žThe Lady Is A Tramp“ macht aus dem Ella“™s Highlight bestenfalls eine mittelmäßige, etwas träge vorgetragene Big-Band-Nummer, wie man sie auch von anderen Interpreten schon x-mal gehört hat. ( Schade, warum wurde Aretha Franklin nicht verpflichtet?)

„žMr. Paganini“, wird originellerweise im Duett von Cole und Khan gesungen. Aber ob dieser Titel besser geraten ist, sei dahin gestellt. Wie schon vorher erwähnt, ähneln sich die Stimmen, und bieten kaum Kontrast. Die zwei Sängerinnen bemühen sich indes, vielen Worten des Songs eine absurd-übertriebende Betonung zu geben.

Angestrebte explodierende Intensität wird auch nicht erreicht, sich gegenseitig mit Hektik und arg gequetschten Höhen zu übertrumpfen.
Die Nummer dauert über 6 Minuten, ist sehr schwungvoll und ideenreich arrangiert, Khan und Cole singen sich wirklich aus, ( so könnte man wohlmeinend sagen) …. aber schöne Stimmen haben sie beide nicht: es wird gequietscht, gepresst, … zwei überforderte Micky-Mäuse im „žDuell-Duett“ . Und an Ella“™s Mr. Paganini sollte man erst gar nicht denken, sonst verfällt man in tiefe Depression!

Etwas unangenehm hat sich die Stimme von Natalie Cole, ( jedenfalls auf diesen neuen Aufnahmen) entwickelt. Zwar ist ihre hohe, früher leicht penetrant klingende, Stimme mit den Jahren nun auch dunkler geworden, aber eine unschöne, deutlich nasale Klangfarbe ist hinzugekommen, die ich bisher noch niemals bei ihr hörte. So wird mein Hörvergnügen ziemlich gestört, auch wenn sie bei „ž A Tisket A Tasket“ solide swingt und scattet.

Eine adäquate Qualität, dem Anspruch dieser CD angemessen, erreicht erst Dianne Reeves mit dem sechsten Titel der CD, „ž Oh, Lady Be Good“.

Sie swingt unaufgesetzt, völlig sicher, und souverän aus den Tiefen ihrer musikalischen Meisterschaft. Ihr Jazzgesang ist einfach vollkommen echt, oder „žseriös“ im wahrhaftigsten Sinne des Wortes! Und das ist keineswegs langweilig! Ihre Stimme ist resonanzreich und faszinierend klangschön in allen Tonlagen. Diese Aufnahme ist nicht spektakulär, aber so viel besser als die outrierten Swingkünste von Cole und Khan. Für mich erreicht Reeves am ehesten das hohe Niveau von Ella“™s Stimme und Gesang.

Ähnlich hoch musikalisch ist auch die große Dee Dee Bridgewater. Ihr gelingt mit der rasanten Scatnummer „žCottontail“, eine fantastische Aufnahme.

Lizz Wright trägt mit sehr schöner, warmer Stimme „žReaching For The Moon“ vor. Die Aufnahme (Begleitung und Stimme), hält sich ganz nahe an Ella“™s Version, was man sehr begrüßt.

Einen richtigen „žKnaller“ landet die Sängerin Ledisi mit „žBlues in the Night“. Sie singt diesen weißen Großstadtblues von Harold Arlen mit hemmungsloser Expressivität. Ihre kraftvolle Stimme erinnert mich ausdrucksmäßig an Ella“™s diverse Live-Versionen des „žSaint Louis Blues“

Die nachfolgenden Stücke, „žMiss Otis Regrets“ ( Linda Ronstadt ) und „ž Someone To watch over me“? ( Gladys Knight)) sind eher schlicht und etwas zum akustischem Ausruhen. Aber dennoch hübsch zu hören, denn beide Sängerinnen haben schöne, individuelle Stimmen.

Gut und apart ist auch Etta James mit einem Ellington-Song, der ihre tiefe Stimme in fast männliche Bassregionen führt.

Michael Bublé beginnt bei Too Close For Comfort“ wie üblich zunächst reserviert, um später seinen elegant-smarten Swing vorzuführen. Klar, bei dieser Nummer, aus der Ella ein wahres Feuerwerk an Temperament und Tönen zauberte, muss man große Abstriche machen.

Gar keine Abstriche hingegen gibt es beim grandiosen Scatgesang von Nikki Yanofsky. Mit atemberaubender Geschwindigkeit swingt und scatet sie sich durch Ella“™s Paradestück „žAir Mail Special“. Dabei gestattet sie sich mit keiner einzigen Note neben Ella“™s Noten zu liegen! Das verdient schon einige Beachtung und macht Freude. Auch wenn Yanofsky eigentlich vier lange Minuten Note für Note Ella“™s Scat-Töne kopiert“, ist die Nummer mitreißend.

k. d. lang, eine Sängerin, die nie im Jazz zuhause war, singt einfühlsam die Ballade „žAngel Eyes“ und zeigt mit ihrer sehr umsichtigen Interpretation der hochgelobten und etablierten Jazzsängerin Dianna Krall, wie man es besser macht.

Denn Krall“™s Version „žDream A Little Dream Of Me“ž ist daneben gegangen.
Es gehört schon Einiges dazu, einem Song, den die Menschen seit über fünfzig Jahren lieben, jeglichen Charme, Schönheit und auch „žSchmelz“ zu nehmen. Krall“™s kühle Interpretation ist stumpf und schroff, oder soll das eine Art „žUnderstatement“ sein, mit dem sie der Süße und den wunderbaren Harmonien des Songs entgegen wirken will? Dieser Sweet-Song, dessen Schönheit seine Einfachheit ist, wird zerstört, wenn man ihm seinen Schmelz nimmt. Dieses schafft Dianna Krall mühelos mit teilweise verstörend spröden Sprechgesang und melancholischem Gehauche. Ich finde ihre Version musikalisch ungelenk, dabei prätentiös und gesanglich völlig unbefriedigend. Sie wird dem Song in keiner Weise grecht.

Das Live- Duett von Stevie Wonder und Ella Fitzgerald ist ein Spaß, zeigt die Künstler aber nicht gerade in ihrer Höchstform. Der Titel ist sicher auf dieser CD, weil es gerade so schön passt.

Fazit: Trotz vieler gelungener Aufnahmen wird deutlich, dass nur ganz selten dieser Grad der Vollendung erreicht wird, der bei Ella Fitzgerald fast schon Standard war!

1. Natalie Cole – A-Tisket, A-Tasket
2. Chaka Khan – Lullaby Of Birdland
3. Queen Latifah – The Lady Is A Tramp
4. Diana Krall – Dream A Little Dream Of Me
5. Natalie Cole & Chaka Khan – Mr. Paganini
6. Dianne Reeves – Oh, Lady Be Good
7. Lizz Wright – Reaching For The Moon
8. Ledisi – Blues In The Night
9. Linda Ronstadt – Miss Otis Regrets
10. Gladys Knight -Someone To Watch Over Me
11. Etta James – Do Nothin‘ Till You Hear From Me
12. k.d. lang – Angel Eyes
13. Michael Bublé – Too Close For Comfort
14. Stevie Wonder & Ella Fitzgerald – You Are The Sunshine Of My Life
15. Dee Dee Bridgewater – Cotton Tail
16. Nikki Yanovsky – Airmail Special
Werner Matrisch, Köln, Juni 2007

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Jazzie ist mein Nickname als Jazzmusiker. COLOZINE Magazin ist mein Blog. Beruflich bin ich Inhaber einer Internetagentur in Köln und Ostfriesland. Hier fröne ich meinen Hobbys. Ich liebe Smooth Jazz und die USA Jazz Musik Szene. Als Jazz Fan sehe ich Harmonie, nicht nur in der Musik, als unser allerhöchstes Gut an. Jazz-, Pop-, Hardrock- und Bluesmusik hat die Welt verändert und ist für mich unverzichtbar. Grund genug, durch die Welt zu surfen und Ausschau nach guten Music Acts und Musikern zu halten. Ich bin Fan des 1. FC Köln. Weitere Faibles gelten dem Motorsport, Tennis und Motorrad fahren. Ich bin ein Honda Freak und lasse mir gerne den Wind um die Nase wehen. Inzwischen habe ich meinen Lebensort an die Nordsee in Ostfriesland verlagert, weil ich mein Herz an ein Denkmal von Anno 1746 verloren habe. Bei Fragen oder Fehlangaben auf den Colozine Köln News Seiten hier die Kontaktmöglichkeit Jazzie (Reinhold Packeisen) oder Mail an info@koeln-news.com :-) Tel.+49 170 90 08 08 74