Köln – Nach fünf kläglichen Versuchen schaffte es Luca Waldschmidt tatsächlich, den Ball nach einer erschreckend langweiligen Bundesliga-Partie in den Maschen des SSV Ulm unterzubringen. 86 Minuten dauerte es bis zum erlösenden 1:0-Siegtreffer – und danach ließ sich der 1. FC Köln von den mitgereisten Fans feiern, als wäre der Aufstieg schon sicher.
Ballgeschiebe statt Offensivpower
Dem SSV Ulm gehörten die ersten Minuten des Spiels, und mit etwas Glück hätten sie in Führung gehen können. Doch dann übernahm Köln – allerdings ohne dabei zu glänzen. Die krankheitsbedingt umgestellte Elf von Gerhard Struber tat das, was der FC nach der Karnevals-Session eben so tut: Ball schieben. Vor, zurück, unentschlossen, gespickt mit Fehlpässen.
Doch es gab auch Lichtblicke: Florian Kainz zeigte wieder seine alte Klasse, und Jan Thielmann ließ über rechts eine ansteigende Form erkennen. Max Finkgräfe versuchte derweil, den verletzten Linton Maina vergessen zu machen – ihm fehlte noch etwas Tempo, aber er hätte sich zumindest an seine Schussstärke aus der zweiten Reihe erinnern können. Ein Stilmittel, das der 1. FC Köln gefühlt seit der Gisdol-Ära nicht mehr nutzt.
Trotz zahlreicher Flanken und Ecken kam in der Mitte wenig dabei herum. Waldschmidt und Tigges? Außennetz, vorbei, Ballverlust, Torwart im Weg.
Kein Wunder, dass zynische Sprüche im Pausengeflüster die Runde machten:
„ManCity hat, glaube ich, 60 Mio für Waldschmidt und Tigges geboten – wenn ich Keller wäre……..„Wie schlecht Rondic wirklich ist, merkt man erst, wenn die Messlatte Tigges heißt – und er nicht spielt…“
Ulm scheitert knapp – Waldschmidt trifft spät
Die zweite Hälfte begann mit einem Schreckmoment: Ulms Batista Meier zog ab und traf den Pfosten – Köln hatte Glück, dass der Ball nicht ins Netz ging. Danach plätscherte das Spiel vor sich hin. Während Ulm frische Kräfte brachte, beschränkte sich Struber auf einen einzigen Wechsel: Ljubicic für Huseinbasic (62.). Keine Veränderung. Kein Impuls.
Dann die nächste Ulmer Großchance: Semir Telalovic tauchte frei vor Schwäbe auf, doch sein Abschluss flog über das Tor. Wieder Glück für Köln.
Und dann passierte es doch noch: Jan Thielmann schlug eine sensationelle Flanke, Waldschmidt stand goldrichtig – und nach 86 Minuten fiel das 1:0.
Sieg ohne Begeisterung – wohin führt dieser Weg?
Ich versuche es mal liebevoll auszudrücken: Während talentierte, fitte Spieler auf der Bank sitzen, wechselt Struber kranke Spieler ein. Ich verstehe diese Trainerwelt offenbar nicht mehr. Ja, drei Punkte zählen – aber neunzig Minuten 1. FC Köln sind Schwerstarbeit.
Wenn der Trainer nichts riskiert und keine Impulse setzt – warum sollten es dann seine Spieler tun? Woche für Woche dasselbe Bild: Ballgeschiebe bis zur Strafraumgrenze, dann der Rückpass. Bloß kein Risiko. Aber ist das wirklich sicher? Die vielen Gegentreffer nach Kontern in den verlorenen Spielen zeigen das Gegenteil.
Zu Saisonbeginn war der 1. FC Köln gefürchtet: Tempo, kreative Kombinationen, sehenswerte Tore, Leichtigkeit. Doch das ist Vergangenheit. Jetzt gibt es zähes, uninspiriertes Geplänkel. Vielleicht ist das nur meine Meinung – aber es fühlt sich falsch an.
Dennoch: Drei Punkte sind drei Punkte. Und so freue ich mich, wenn es wieder heißt: Come on Effzeh!
Stimmen zum Rasenevent in Ulm
Gerhard Struber: „Wir sind gut reingekommen in der ersten Halbzeit. Es war nicht einfach, in ein kontrolliertes Spiel zu kommen, das haben wir aber gut hinbekommen. Wir haben gute Chancen heraus gespielt und haben viel kontrolliert.“
Luca Waldschmidt: „Wenn ich einen vergebe, tut es kurz weg. Aber wichtig ist, dass ich in den Situationen bin. Es ist ein Prozess, wie man mit Fehlern umgeht. Ich bin Offensivspieler, muss ins Risiko gehen. Da passieren Fehler, ich werde Fehlpässe spielen, im Dribbling hängenbleiben. Wichtig ist, es immer und immer wieder zu probieren. Dafür wird man am Ende dann auch belohnt.“
So standen die Teams in Ulm auf dem Rasen
1. FC Köln : Schwäbe – Gazibegovic, Hübers (K), Schmied (81. Heintz), Finkgräfe (90. Pacarada) – Olesen, Huseinbasic (62. Ljubicic) – Thielmann, Waldschmidt, Kainz – Tigges
SSV Ulm: Ortag – Allgeier, Reichert, N. Kolbe – Stoll, Brandt, Hyryläinen, Rösch, Batista Meier, Telalovic – Röser