Köln- Unser Leben ist wie die vier Jahreszeiten und dieser Herbstbaum symbolisiert meinen Lebensabschnitt. Herbst und so kurz vor dem Winter sehe ich noch einmal prächtige Farben und Licht, im sicheren Wissen und der Erfahrung eines langen Lebens, das es danach sehr dunkel und mitunter auch eiskalt wird.
Im Herbst 2018 und im Herbst meines Lebens,erlebe ich die sechste Generation Politik in Deutschland.
Im Frühling der Republik machten wir uns große Hoffnungen
Einst in meiner Jugend also im Frühling, riefen Politiker,Wirtschaft und wir Bürger die Wohlstandsgesellschaft aus. Ziel der Gesellschaft war es, sich sozial verantwortlich und gemeinsam auf den Weg in die Zukunft zu machen und für eine reiche Ernte zu arbeiten und zu säen. Wir bearbeiteten den harten Boden auf den Knien. Mit nichts auf der Haut, bei schlechtem Wetter und mit bloßen Händen und einfachen Mitteln. Wir schafften Seite an Seite und machten uns große Versprechen auf die Zukunft. Wir teilten karges Brot und Wasser. Wir fühlten uns stark und gleich, obwohl es Unterschiede in unserer Herkunft gab. Wir waren getrieben vom Ziel und glaubten an die Sache.
Der Sommer war gut und die Ernte reichlich
Im Sommer war es dann soweit. Die reiche Ernte stand auf den Feldern.Wir waren glücklich und stolz auf unsere Leistung. Wir waren Weltmarktführer! Wir waren absolute Spitze. Zeit die Ernte ein zu fahren. Die Freude war groß und wir klopften uns Gegenseitig auf die Schultern. Doch Arbeiter,Handwerk und Mittelstand machten den Fehler, der Wirtschaft,den Juristen, Lehrern und einer neuen Spezies, den Investmentbankern und Versicherungsexperten zu vertrauen und begaben uns, weil es uns mit diesem Gefühl so gut ging, einfach in deren Hand.
„Die Rente, Entschuldigung, ich meine die Ernte ist sicher“ hieß es auf dem Höhepunkt am Ende des Sommers. Ich vertraute den Herren in Nadelstreifen und den Gebildeten, das sie unsere Ernte ganz gewiss sinnvoll verwalten und und am Ende auch korrekt an uns verteilen werden.
Bitterer Herbst! Je nach Herkunft ist Dein sozial, nicht mein sozial !
Jetzt sind wir im Herbst und erkennen, das wir die beste Zeit hinter uns haben. Der Laden ist geplündert und die reiche Ernte ist verteilt. Aber nicht an uns die wir gesäht haben. Nicht an uns, die wir die Last der Arbeit getragen haben. Denn die, denen wir im Frühling und Sommer vertrauten, sitzen auf den Erntefrüchten, verteilen und verschenken das Gut nun unter sich. Sie überlassen uns ein paar Krumen und erzählen uns, die Speicher die sie verwalten seien leer. Teile der Ernte haben sich schlecht verkaufen lassen und es gäbe nichts mehr zu verteilen. Wie jetzt?
Gehen wir aus meinem Sinnbild der Jahreszeiten in den politischen Alltag. Dann sehe ich heute eine sozial demokratische Partei in Berlin, deren Vorsitzende den Notstand ausruft. Sie will die Ärmsten sanktionieren. Die Menschen die einst im Frühling in der ersten Reihe schafften. Hartz IV zu sanktionieren halte ich für absolut unsozial. Den Ertrag des Lebenswerkes und die aktuelle Armut vieler Bürger in diesem Land noch zu sanktionieren, ist sozial so krank, kranker geht es nicht.
Es gibt eine unterschiedliche Auffassung von sozial und die entspringt offenbar der Herkunft und Bildung der Menschen. Betrachte ich bei Wikipedia die Herkunft und den Weg von Frau Nahles und vergleiche den mit meinen, dann zeigt sich der Unterschied. Sie hat studiert und eben nicht ein Leben lang mit den Händen geschafft!
Willi Brandt, Johannes Rau und Helmut Schmidt, mit denen ich dereinst im Frühling aufgebrochen bin in eine gemeinsame sozial rosige Zukunft sind tot. Das waren noch Politiker mit denen ich sozial gemeinsame Sache gemacht habe, weil sie Arbeiter noch als Menschen angesehen haben. Diese Art von Kollegen mit denen man gemeinsam sähen und ernten könnte sehe ich in diesem Herbst nicht.
Vielleicht ist Robert Habeck noch einer der wenigen, die etwas von säen und ernten versteht, weil er aus einem Agrarland kommt. Zumindest deklariert er noch so etwas wie einen sozialen Konsenz. Aber er regiert nicht. Und ob das jemals der Fall sein wird, weiß heute keiner.
Der Winter wird so kalt wie nie zuvor
Der kommende Winter wird so kalt wie nie zuvor, obwohl der Klimawandel uns wärmere Winter bringen könnte. Das könnte aber auch heißen, das wir auch eine Dürre bekommen.
Hätte mir das jemand vor 40 Jahren gesagt das es einmal so kommen könnte, das du am Ende deines Lebens mehr schaffen musst, als in deiner Jugend, nur damit du überleben kannst, ich hätte ich keinen Pfennig oder Cent in irgendeine Kasse eingezahlt. Ich hätte keinem Nadelstreifen vertraut. Ich hätte das, was ich heute mache, viel früher begonnen und mir rechtzeitig meinen eigenen Acker bepflanzt und meine eigene Ernte eingefahren. Scheiß was auf sozial. Scheiß was auf studierte und unsoziale Politiker in Berlin. Und was ich da aktuell sehe lässt mich frieren. Dieser soziale Kältestrom aus Berlin ist für mich inzwischen unfassbar. Alle Parteien die an der Regierung beteiligt sind, übertreffen sich täglich in immer mehr asozialen Entscheidungen.
Kinderarmut. Wir reden seit zwei Jahren drüber. Nichts passiert. Alte Frauen, die drei fünf und mehr Kinder groß gezogen haben, stehen an der Tafel und trauen sich noch nicht mal HartzIV zu beantragen. 70 jährige mit drei Jobs unter Mindestlohn!!! Tausende Obdachlose in Hamburg Berlin,München und Köln. In Dortmund Knöllchen für Penner die auf der Strasse schlafen. In Köln überfüllte Schlafplätze für Wohnungslose und leere Tafeln. Alles normal so die SPD. Wir müssen drüber reden die CDU/CSU. Hallo! Wann denn? Vor der nächsten Wahl? Wenn du an der Bahnhaltestelle stehst kommen in 10 Minuten sechs Leute an den Papierkorb um leere Dosen und Flaschen zu sammeln. Normal? Wer oder was regiert eigentlich dieses soziale Kaltland?
Weltwirtschaft und globales Business haben den Horizont überschritten
Die schwarze Null. Der höchste Bundeshaushalt seit bestehen der Republik. Die niedrigste Arbeitslosenquote jemals. Alls gut? Nö. Alles Aussagen die suggerieren sollen, es geht uns gut. Die Weltwirtschaft stagniert heftig. Amerika druckt Geld ohne Ende und ist überschuldet bis zum geht nicht mehr. Italien ist pleite. Weltweite Immobilienblasen und hoch verschuldete Banken.Bettelarmes Südamerika. Afrika am Ende. Und was tun wir? Da pumpen wir unsere Ernteerträge auch noch rein? Jo. Was muss das muss.
Mein Vertrauen in ein soziales Deutschland ist dahin. Wie kann man da ändern?
Ich gestehe, ich bin gerade mit Lösungsansätzen überfordert und muss mich um mich selbst kümmern, damit ich nicht erfriere. Und ich hoffe, das ich noch genug Kraft und Gesundheit habe und ohne fremde Hilfe durch den Winter komme. Leider gibt kein Patentrezept, aber vielleicht bleiben noch ein paar Tage um Euch alternative Vorschläge zu machen. Eine Option sehe ich in jedem Fall.
Ein neuer sozialer Dialog ist unverzichtbar
Wir brauchen einen Dialog über das was sozial ist. Eine Einigung zwischen Berlin und dem Bürger. Und ich meine einen Echten Dialog. Wir brauchen einen vernünftigen Konsenz zwischen Politik, Wirtschaft und Bürger für einen gemeinsamen Frühling und weitere gute Ernten. Wir brauchen einen anderer Verteilungsschlüssel. Das Kapital muss Verantwortung übernehmen.
Strafen bringen keine Veränderung im Verhalten. Gutes Sozialverhalten ist alternativlos, auch wenn Wirtschaft, Industrielobbys und Banken da anderer Meinung sind.
Also liebe Politiker in Berlin, macht die Augen auf. Macht die Speicher auf und verteilt im Winter die restliche Ernte unter die eigenen Bürger. An die, welche all das geschaffen haben was wir jetzt besitzen. Verteilt die Überschüsse an die Armen und Schwachen. Sie werden es dankbar annehmen, verteilen und mehren. Sie werden nichts Bunkern und statt dessen mit Begeisterung an die nächste Saat und Ernte gehen.
Es ist Zeit für einen neuen Sozialpakt. Einen neuen Vertrag zur Sicherung künftiger Ernten.
Das Saatgut in den Säcken bringt vielleicht kurzfristig Zinsen durch den imaginären Verkaufswert, den man in einem anderen Land erzielen könnte.
Wird das Saatgut aber nicht verkauft und kommt es nicht in die Erde, mehrt es sich nicht, verfault und ist am Ende wertlos.
Und tut mir einen gefallen, lasst die Armen in Ruhe, denn an HartzIV kann sich wirklich keiner bereichern. Das reicht eigentlich für nichts. Dreht bitte an anderen Schrauben um Euch mit Ruhm zu bekleckern.