Köln- Wie kommt man durch den Sucher eines Fotoapparates zu solch wunderbaren Aufnahmen von Jazz Musikern, wie sie Gerhard Richter immer wieder gelingen? Eine für Hobbyfotografen nicht unwichtige Frage. Ich fotografiere auch gerne und so ist es logisch, das man von den Vorbildern und den etablierten Künstlern der Fotografie mal auf die Finger schauen möchte. Besser noch, kann ich das Geheimnis lüften? Wie mache ich als Hobbyfotograf auch so fantastische Bilder mit meiner eigenen Kamera?
So nutzte ich die Gunst der Stunde. Anlässlich seiner vierten Fotoaustellung 2016, die erste und hoffentlich nicht Letzte bei der Kunstmeile in Köln Rodenkirchen, ging ich in die Pizzeria Buena Tavola und dort gab mir der Kölner Jazz Fotograf und Künstler Gerhard Richter, in einem kleinen Interview Antworten zu meinen Fragen.
Gerhard Richter wurde 1953 in Baden-Württemberg geboren. Seit 1978 lebt er in Köln und arbeitet dort als Lehrer an der Gesamtschule Rodenkirchen. Als Fotograf ist er Autodidakt. So steht das in seiner Vita und klar, hier gleich meine erste Frage an den Fotografen: „Herr Richter wie kommt man als Autodidakt in der Jazz Fotografie so weit, das es zu vier Ausstellungen in einem Jahr führt?“
Gerhard Richter: „Nun ich bin zwar Autodidakt, aber inzwischen ja auch kein Anfänger mehr. Seit vielen Jahren fotografiere ich Musik-Konzerte. Das begann einfach so aus Spaß. In den 80er und 90er Jahren habe ich ausschließlich Rock- und Pop-Konzerte besucht. Dort habe ich einfach nur fotografiert und die Bilder für mich und meine Angehörigen gesammelt.
Bis mich dann eines Tages eine Band in Dortmund gefragt hat, ob man die Bilder für ein Rock Magazin verwenden dürfe. Ich habe mich natürlich darüber gefreut. Zum einen hat es Spaß gemacht und zum anderen fühlt man sich geehrt.“
Meine Frage:“Warum sind sie nicht bei Rock und Pop geblieben?“
Gerhard Richter:“Das war eine tolle Zeit, doch je älter ich wurde, desto anstrengender wurden die Konzerte. Vor allem wegen der teilweise unglaublichen Lautstärke.“
„Wie sind Sie dann zum Jazz gekommen?“ Er lacht und sagt:“ Nun ich habe die ersten Jazz Konzerte in Köln besucht und die Musik hat mich gefangen genommen. Dann habe ich meinen Fotoapparat mitgenommen und habe fotografiert. Ich habe in den Jahren zuvor viele Portraitfotos in der Familie gemacht. Naturfotos und andere Arten der Fotografie waren nie meine Stärke. Und so hatte ich natürlich keine Problem auch nah an Jazzmusiker dran zu gehen. Ich fühlte mich beim Portrait auf sicherem Terrain.
Nach den Konzerten habe ich den Künstlern meine Bilder gerne zur Verfügung gestellt. Denen haben sie gut gefallen und so kamen mehr und mehr Anfragen. Das hat mich natürlich bsonders gefreut. Unter anderem bekam ich die Gelegenheit von Dieter Tiedemann im „Altes Pfandhaus“ Fotos während der Konzerte zu machen und es wurden auch Bilder von mir in der Ausstellung aufgehängt, oder für Promotion verwendet. In der Folge habe ich dann natürlich mein Equipment aufgerüstet.“
„Nun das besagt ja nicht, das dadurch unbedingt gute Fotos entstehen,“ sage ich. Wir sitzen am Tisch in mitten seiner Jazz Foto Ausstellung in der Pizzariea Buena Tavola und eigentlich wollte ich etwas essen. Das macht mein Junior derweil, während ich total fasziniert meinen Hunger vergessen habe und neugierg Frage:“ Doch wie weiß man ,das man den genau richtigen Abstand und das richtige Objektiv für ein gutes Foto hat?“
Gerhard Richter schmunzelt ein wenig:“ Natürlich habe ich mich mit anderen Fotografen ausgetauscht. Über feste oder dynamische Brennweiten. Über Lichtstärken, Abstände oder den richtigen Winkel. Viele Kollegen arbeiten mit Teleobjektiven, während ich Objektive mit festen Brennweiten liebe. Das ist zwar mehr Arbeit und Umstand, aber für mich im Endergebnis unverzichtbar. Im digitalen Zeitalter benötigt man auch noch eine Menge Zeit für die Nachbearbeitung, denn für ein gutes Bild muss man schon eine Menge Aufnahmen machen. Die müssen dann entsprechend gesichtet und bearbeitet werden. Doch das mache ich sehr gerne. Im laufe der vergangenen Jahre konnte ich dann meine Erfahrungen in immer bessere Bilder umsetzen.“
„Was macht ihnen denn den meisten Spaß?“ frage ich neugierig. Und wieder schmunzelt Gerhard Richter und kann dabei das Feuer das in seinem Inneren brennt, nicht verbergen:“ Ich fand ja durch meine Familie herraus das meine Stärke im Portrait Foto liegt und das macht einfach unglaublichen Spaß. Obendrein sind die Jazzkonzerte die ich Besuche noch einmal etwas ganz besonderes. Köln bietet einfach so unglaublich viele und gute Jazzmusiker auf. Ich kann gar nicht so Veranstaltungen besuchen wie ich möchte.Und ich finde es einfach schön, wenn die Musiker meine Bilder mögen und sich in den Aufnahmen wieder finden. Das macht micht stolz. Ich hätte nie gedacht das neben meinem Beruf als Mathe Lehrer am Gymnasium, die Fotografie zu einer solchen Leidenschaft werden würde. Fotografieren ist für mich aber inzwischen aber auch kreativer und idealer Ausgleich, zum manchmal doch trockenen Unterrichtsalltag in der Schule.“
„Sie müssen für solche Aufnahmen immer sehr nahe dran an die Jazzmusiker. Befürchten sie nicht hin und wieder, das sie den Jazzer bei seinem Werk stören?“ frage ich, denn ich kenne das als Musiker, wenn man spielt,lenkt einen der eine oder andere Fotofreak ja auch schon mal heftig ab.
Gerhard Richter lacht und sagt.“Stimmt das empfinde ich auch so und bin immer sehr sehr vorsichtig. Und ich habe auch schon mal mit Musikern Ärger bekommen, die meine Arbeiten und meine Nähe kritisiert haben. Das hält mich trotzdem nicht ab. Inzwischen gibt es Kölner und internationale Jazzmusiker und Bands, die es schätzen wenn ich sie fotografiere. Einige meiner Fotos werden ja auf Labels und CD Covern verwendet. Darüber bin ich sehr glücklich.“
„Jetzt ist Ihr Hobby fotografieren ja nicht ihr Hauptberuf. Wie lässt sich das mit dem Job vereinbaren?“frage ich neugierig weiter.
„Aktuell habe ich nicht so viel Zeit für die Fotografie, wie ich sie gerne hätte, das stimmt. Doch mein Beruf macht einfach auch Spaß. Jetzt habe ich noch eine Klasse für fünf Jahre und dann kommt der verdiente Ruhestand,“ sagt er, lächelt dabei und fährt fort:“ Danach bleiben mir sicher noch einige Jahre in denen ich meine Leidenschaft ausleben kann. Und darauf freue ich mich.“
Jetzt führt unser Gespräch uns in den Unterschied zwischen Kamera und Kamera.Gerhard Richter erklärt mir den Unterschied zwischen meiner Nikon D3100 und seiner Nikon D5. Tja und nicht umsonst ist die Nikon D5 der momentane Spitzenreiter im Profikamera-Ranking.
Und last but not least wird mir natürlich klar, das man dann zwar gute Bilder mit einer wahnsinnigen Tiefenschärfe machen kann. Was aber nicht bedeutet, das man ohne Erfahrung direkt gute Bilder machen kann, die Jazzmusiker in Szene setzten.
Denn ich denke mir das die Emotionen der Musiker auch nur dann gut abgelichtet werden können, wenn zwei Leidenschaften auf einander treffen. Unser Gespräch verdeutlicht mir, das er eben nicht nur Fotograf ist, sondern mit seinem Hobby zwei Leidenschaften verbindet. Der Fotofreak und der Jazzfan treffen auf Jazzmusiker. Eine geniale Kombination die man in allen seinen Fotos erkennen kann und von denen die Jazzmusiker am Ende profitieren, denn sie können sich in ihren Konzerten nicht selbst ablichten. Man stelle sich einen Gitarristen wie Bruno Müller vor, siehe Titelfoto im Hintergund der Ausstellung, der sein Handy an der Stange für das Selfie aufgebaut hat und das per Fußpedal auslöst. Das würde sicher kein so gutes Foto werden wie auf dem Bild in der Ausstellung. Mir gefällt natürlich nicht nur das von Bruno Müller, auch seine Fotos von Billy Cobham und anderen Jazzern sind einfach tolle emotionale Momente der Jazz Musik.
Es ist einfach auch Jazz in den Bildern und das kann ich als Musiker schon ziemlich gut beurteilen.Es ist Genuss pur.
Wie ich gehört habe wird die nächste Gerhard Richter Foto Ausstellung in Dortmund stattfinden. Wenn es soweit ist poste ich das gerne für die Portrait Foto Fans im Ruhrgebiet und Westfalen. 🙂