Köln- Mic Donet Album „Rise and Shine“ (erschienen 25-9-2015) Schöpferisch, berührend, intensiv – die neuen Songs des Mic Donet. Am 10.11.2015 Live im Kölner Gloria.
Nachdem 2012 das Donet-Album „Plenty Of Love“ erschienen war und sich schnell zum Überraschungserfolg etablierte, wusste ich: diesen Künstler wirst du im Auge behalten! Einige Konzerte und Videos mit Soul-Covern, die Mic Donet regelmäßig bei YouTube oder auf seiner Webseite vorstellte, bestätigten mir dann mitunter noch stärker als das Album: Mic Donet kann singen, was er will – seine Stimme klingt einfach immer so, als wäre ihm bei der Geburt ein Soul-Chip implantiert worden!
Mics Klangfarbe und Interpretation erinnerte mich auf dem erwähnten Album oft an den farbigen Billy Ocean, der mit „Caribbean Queen“ 1985 einen Grammy-Award in der Sparte „Best R&B Performance“ gewann.
Gerade erschien Mic Donets neues Album, mit dem vielsagend-auffordernden Titel „Rise and Shine“ und ich höre und empfinde weniger Ähnlichkeiten mit Billy Ocean, sondern ein neues, sehr spezifisch-eigenes Timbre, einen neuen Ausdruck in Mic Donets Stimme und Gesang.
Das Album beginnt zunächst mit drei fetzig pulsierenden Uptempo-Songs. „Bulletproof“ ist ein wuchtig arrangierter Einstieg in die CD und enthält viele der künstlerischen Erkennungsmerkmale des Mic Donet. Kraftvolle Vokale und dynamische Akzente in der Musik, dazu einprägsame Harmonien.
„Teach Me Again“ im eindringlichen Reggae-Sound wiederholt sich in sich immer wieder. „The One“ ist sehr schlagzeugdominiert und entbehrt für mich viel vom Charakteristikum der Mic-Donet-Stimme.Was nicht heißen soll, dass Mics Vokale hier in seiner Verschiedenartigkeit nicht gekonnt wären. Interessant ist bei dem Song, wie sich Chorsätze, Schlagzeug und Gitarrenklang miteinander verweben.
Aber schon bei den folgenden Songs „Happy Again“ und „Time for love“ liegt seine Stimme wie wir sie kennen und lieben unverwechselbar im Vordergrund – relaxed und stimmig und wunderbar den den harmonischen Strukturen der Songs angepasst.
Mit Pianoklängen die beinahe an die Einleitung der beethovschen Mondscheinsonate erinnern, beginnt der sechste Song des Albums „Rise and Shine“. Diese balladeske, hochmelodische Pop-Soul-Arie, wunderbar arrangiert und interpretiert, ist das Meisterstück des Albums. Das Werk hinterlässt trotz der großen Eingängigkeit höchsten Eindruck. Mics Stimme klingt absolut charismatisch, und schwebt dominierend über einem effektvollen Instrumentarium, steigert sich später kraftvoll in höchste Höhen um dann plötzlich sehr zurückgenommen und fast feierlich ernst im Ausdruck zu enden
Das sanft-ergreifend gesungene, abwechslungsreich arrangierte „Hearbreaker“ direkt danach, hat kompositorisch ungewöhnlichere Wendungen und Sprünge als „Rise and Shine“ – wirkt aber mit jedem weiteren Hören intensiv nach. Wie auch bei „Rise und Shine“ und den meisten Titeln dieses Albums, sind alle Backingvocals hier von Mic eingesungen und aufnahmetechnisch perfekt im Arrangement eingebettet.
So auch bei „Back to you“, bei dem die besinnliche Versunkenheit von Mics Gesang zum ersten Male mit Streichern kombiniert ist. Dadurch wird die emotionale Atmosphäre des Song noch einmal mehr wirkungsvoll betont.
„Addicted“ klingt nach den letzten vier eher besinnlichen Songs wieder leichter und rhythmischer mit starken Beats und Drums. Es handelt vom Erkennen, welches Glück man von einer geliebten Person erfährt, der man sich für immer voll anvertrauen kann, mit der man für immer verbunden bleiben will. Auch der Song beeindruckt mich sehr.
„Who is the man“ ist zunächst sehr ruhig, ganz auf Stimme und Streicher konzipiert. Eingängig in der Melodie, sehr wirkungsvoll mit Mics Soulphrasierungen und den kompakten Mic-Chorstimmen. Wegen der später zunehmenden Rhythmik, wäre der Titel auch ein idealer Song für das Radio.
Mit viel härterem Drive und kraftvollen Akzenten im Sound kommt „Children of the sun“. Und hier ist besonders faszinierend, wie der große „London Community Gospel Choir“in seiner rhythmischen Präzision zusammen mit Mics Stimme wirkt!
Stilistisch ähnlich und auch wieder mit dem Einsatz des starken Gospel-Chors vermittelt der Song „My People“ ein durch und durch stürmisches „happy feeling“!
Heftig uptempo-treibend ist „Love is now“ der letzte schnelle, und in seiner explizit popbeliebigen Art ein eher untypischer, weil eben recht harmloser Song dieses Albums.
Mic Donet hat sich für einen besinnlichen Abschluss seines Albums entschieden. Sein Werk „Rise and Shine“ klingt aus mit zwei Balladen. „Memories“ steigert sich nach und nach zur großen Romantik-Ballade mit Streichern, Chor und fast pompöser Orchestrierung. Wie auch bei „Rise und Shine“ kann Mic Donet hier innerhalb einer schwärmerischen Melodie alle Facetten seines Stimmreichtums intensiv ausloten.
Mit „So beautiful“ singt Mic – nur zum sachten Piano – sein minimalistisches Bravourstück! Ganz kurz wird die instrumentale Sparsamkeit einmal unterbrochen, wenn er wie in einem Duett den Chorstimmen begegnet. „So beautiful“ ist eine Liebeserklärung, die wegen der Schlichtheit und Traurigkeit der Interpretation so besonders berührend ist.
Das neue Mic-Donet-Album ist international konkurrenzfähig, aber was wichtiger ist: es enthält ein vielseitiges Spektrum an wunderschönen, authentischen Songs, die immer seine Handschrift zeigen.
Mic Donet hat sich vom begabten Soul-und Popsänger darüber hinaus zu einem feinsinnigen, hochkarätigen Interpreten entwickelt. Er gestaltet die neuen Songs intensiv schöpferisch. Insgesamt klingt er entspannter, vielleicht auch leiser als auf „Plenty of Love“. So erklärte er folgerichtig in einem Video, er müsse nicht mehr mit jedem Song zeigen, was er alles kann. Ich habe ihn verstanden – und für mich beinhalten gerade die vielen ruhigeren Stücke von „Rise und Shine“ mehr Substanz und größere Aussagekraft als manche der rhytmisch-groovenden Songs. Sie beweisen seine musikalische und künstlerischer Reife und heben das Album auf ein unanfechtbar hohes Niveau.
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Am 10.11.2015 Live im Kölner Gloria