Köln – Das dritte Spiel des 1.FC Köln in der Bundesliga Saison 2021/22 und der zweite Sieg. Der VFL-Bochum, sowie die 2G Corona Regel für Stadionbesuche, bescherten 25 000 Köln Fans einen kollektiven Freudentaumel der seinesgleichen sucht. Was für ein Spiel. Wat en jevöhl nach dem 2:1 Sieg.
Ein Heimspiel in Köln fängt ja bereits vor dem Spiel an und so war war das Treffen am Büdchen auf der Kölner, die #TK4711 Kommunikation auf Twitter funktioniert ja bestens, schon einmal ein guter Einstieg. Hier wurden in illustrer Runde erst einmal die beiden letzten Spieltage unseres FC beweihräuchert und Tenor war eindeutig, mehr als positiv.
1 Stunde früher als gewohnt der Einlass ins Wohnzimmer. Kurzer Schockmoment. Die Corana App will mein Zertifikat nicht anzeigen. Scheint am schlechten Netz rings um das Stadion zu liegen. Doch dann ist es da und ich bin drin.
Gegenüber vielen anderen Spielen in den Vorjahren ist die Gesamtstimmung ruhig und selbst eine Stunde vor Spielbeginn, nach Bekanntgabe der Aufstellung gibt es kaum große Diskussionen auf den Rängen die sich langsam füllen. Ungewohnt.
Die 1.FC Köln Hymne einmal extraordinär
Etwas außergewöhnlich bei nur 25 tausend Fans, die sehr langen Schlangen an der Stadionwurst und Getränkeausschänken. Etwas flotter könnte es schon sein, denn einige Fans haben garantiert die Hymne verpasst. Die wurde im Stadion auch noch verspätet angespielt, so das bei Anpfiff die letzte Strophe keine musikalische Untermalung mehr hatte. Gänsehaut Nummer Eins. Das Stadion bringt die voller Inbrunst zu Ende. Dann tönt es aus allen Rohren „allez erster FC Köln“ und auf dem Rasen geht es direkt zur Sache.
Der 1.FC Köln von Beginn an Chef im Ring
Die Geißböcke machen von der ersten Minute klar wer hier der Chef im Ring ist, denn die Gäste aus dem Kohlenpott stehen hinten drin. In den ersten zwölf Minuten reißt es mich zweimal vom Sitz. Anthony Modeste trifft den Pfosten und Duda köpft in Torhüter Riemans Arme. Timo Horn macht derweil im Mittelkreis Dehnübungen. Auf den Rängen klatschen und toben die Kölner ihre Mannschaft nach vorne, die immer wieder mit flotten Ballstaffetten in den Bochumer Abwehrreihen wirbeln.
Dann ein Foul an der Bochumer Strafraumgrenze. Dejan Ljubicic erobert sich den Ball und versenkt ihn im Netz. Das Stadion explodiert förmlich.(15.) Gänsehaut Nummer 2. Der Ball lag schon auf dem Mittelpunkt, doch der Schiedsrichter zeigt auf Abstoß. „Aha“, sage ich zu Gregor neben mir, „wir haben ja noch den VAR und ich könnte gerade kotzen,Alter.“ Der Smart stöbert auf dem Handy,“ Ljubicic soll den Ball vor seinem Schuss mit der Hand mitgenommen haben“.
Das scheint auf dem Rasen bei den Geißböcken keine Wirkung zu haben. Angefeuert von allen Rängen, geben die weiter Vollgas. Die Kulisse ist auch ohne Ultras unfassbar. Davon angetrieben, rödelt Steffen Baumgart weiter leidenschaftlich an der Seitenlinie und sein Team beackert die VFL Abwehr, von links und rechts über die Außen. Und sollte mal ein Bochumer unterwegs in Richtung Kölner Tor sein, wird er von einem nach dem anderen FC Spieler, solange attackiert, bis der Ball wieder durch die Kölner Reihen läuft.
Tony Modeste schmeißt sich mit seiner ganzen Größe in jeden Zweikampf und nimmt dabei recht harte Fouls in Kauf. Was ist denn hier los? Und Schiedsrichter Cortus pfeift einen Schwachsinn zusammen, das es schon fast mehr als weh tut. Doch die Kölner Spieler zeigen sich im Gegensatz zu den Fans unbeeindruckt.
Ich sehe mutige und doch umsichtige Dribblings von Ellyes Skhiri. Selbst zwei Bochumer können ihn nicht stoppen. Florian Kainz immer wieder mit Direktspiel als Ballverteiler im vorderen Mittelfeld. Vor mir sitzt einer mit einem Bournow T-Shirt. Ich denke- du Pechvogel – mit so einem Legionärsflock auf dem Rücken. Wer ist schon Bournow, wenn wir einen Benno Schmitz hinten rechts haben?
Benno Schmitz, über zwei Jahre unter Gisdol, der am meisten gehasste unfähigste Kölner Rechtsverteidiger mutiert zum Top Rechtsaußen mit Blutgrätschen und immer wieder mit Tempovorstößen, präzisen Pässen und Torvorlagen. Von den Rängen, war nicht nur die Dankbarkeit zu spüren, endlich wieder dabei sein zu können, sondern Spieler erblühen zu sehen, die Fußball spielen, wie ich ihn Köln schon seit sehr langer Zeit nicht mehr gesehen habe. Und die schwache rechte Seite des FC ist endlich einmal kein Thema.
Pausengeflüster auf der Süd
Pausengeflüster auf S17:“……..der Schiri hat se nimmer alle……das ist nicht mehr mein FC….Modeste ist wieder da, schon zwei Dinger die drin sein mussten….. driss ejal wat wor, mer han ja noch ne Halbzeit, dat maache die söcher………“
Ihr seht die Stimmung war mehr als optimistisch, doch auf dem Rasen war etwas Ruhe eingekehrt, als hingen die zwei nicht gegebenen Tor, ein Abseitstor war ja auch noch dabei, den Kölnern im Gedächtnis. Kilian kam für Meré, der offenbar durch ein Foul etwas angeschlagen wirkte.
Die Ungeimpften auf der Tribüne fehlen nicht wirklich
Bochum kam motivierter aus der Kabine und stellte die Kölner Passwege etwas besser zu. Es gab mal einen Bochumer Konter. Ein Kopfball von Sebastian Polter senkte sich knapp hinter Tornetz von Timo Horn (51.). Doch kurz darauf brannte das komplette Stadion eine erneute Anfeuerungsfackel ab. Ich wiederhole mich ungern, doch ich bin überrascht was das „ohne Ultras“ für eine Power ist.
Ich will das gar nicht erst zum großen Thema machen, aber selbst die fehlenden 25 000 nicht Geimpften, machen mir gerade gar nichts aus. Nein. Wer auf „Schwurbler“ hört und sich nicht impfen lässt, wird mit dem Tod bestraft. Dem Gefühlstod. Dieses Live-dabei Gefühl kann eben kein TV der Welt vermitteln. Und die aktuelle Ladung an Lautstärke die nach 60 Minuten von den Rängen auf den Rasen runter geht, macht für mich kaum einen Unterschied zu andern Stadion Events der Vergangenheit, wenn Müngersdorf bis unter das Dach voll war. Ok, da hat mein 1.FC Köln auch nicht diesen Fußball gespielt.
Die Fans beflügeln Köln zu höherer Schlagzahl
Die Aktionen werden präziser. Es folgen Chancen im Fünfminutentakt. Modeste trifft den Pfosten. (73.) Modeste ballert knapp neben das Tor(77.). Die Süd steht komplett. Die Ost tobt. Die West singt „allez erster….. und von der Nord schallt es Come on Effzeh zu uns. Das RheinEnergieStadion ist ein brodelnder Hexenkessel. Wie lange gab es das nicht mehr. Unfassbar. Gänsehautmomente jagen Hühnerhautmomente. Es riecht so was von nach Tor. Bochum ist fast stehend K.O.
Louis Schaub sorgt für die Entscheidung
Ballgewinn im Mittelfeld. Flotter Pass auf den Flügel zu Florian Kainz (wieder ein Klasse Spiel heute), die scharfe Flanke landet beim eingewechselten Louis Schaub, der das Leder mit Vollspann zum 1:0 in die Bochumer Maschen dröhnt (82.). Der Torschrei geht durch Mark und Bein. Abklatschen. Singen und dat Trömmelche kam nie besser und impulsiver über die Lippen wie jetzt. Gänsehaut Nummer …. ich weiß es nicht mehr. Lempere und Ostrak kommen für Duda und Andersson.
Und dann ist es Tomas Ostrak, der lässig einen Querpass über das Feld von rechts annimmt, einen Bochumer stehen lässt und von Links auf Tim Lemperle flankt. Wir stehen hochkant an der Ballustrade und Bämm!! Er trifft. 2:0 und ich schwebe einen Meter über dem Boden der Südtribüne. Der FC Junior macht ne Hütte (90.+1). Wie geil ist das denn? Ich flippe aus.
Sicher war das die Entscheidung und den Gegentreffer von Simon Zoller mit der letzten Aktion (90.+4), registriere ich fast nicht. Der Abpfiff nach dem 2:1 ist mein Ding. Und dann schießen mir plötzlich Tränen des Glücks in die Augen. Das ist mein FC wie ich ihn mir immer gewünscht habe. Das ist meine Mannschaft, mein Verein. Ich bin so stolz, Alter ist das geil. Dann komm der Paul zu uns und wir warten auf die Mannschaft unten vor der Süd. Und das Stadion wird nicht leer. Keiner will so richtig gehen. Und auf der Nord steht der Kader und jubelt. Dann vor der West… und dann stehen sie unter uns, meine Männer. Hach!
Kumm loss mer fiere tönt es aus den Stadionboxen…. Wir singen. Die letzte Gänsehaut. Drei Punkte gegen den Abstieg und 6 Punkte insgesamt. Und die zählen wirklich. Der Rest wird am Ende der Saison Makulatur sein. Wobei ich mir bei dieser Mannschaft unter diesem Trainer weniger Sorgen mache als je zuvor.
Und klar werden wir auch noch die einer oder andere Niederlage kassieren, weil es nach hinten hin, immer noch etwas rappelig ist. Und ich kann mir das nicht ersparen, aber es waren wieder ein paar „Timo Horn der Woche“ dabei. Bitte, bitte lieber Timo werde nicht zu leichtsinnig. Und bitte lieber 1.FC Köln, überlegt noch einmal genau, ob ihr Ellyes wirklich gehen lassen wollt. Der würde mir ernsthaft sehr fehlen. Im übrigen ist Ellyes neben Benno mein „man of the match“. Aber was erzähle ich das. Alles Quatsch.Steffen Baumgart sagt
„Es gibt keine erste Elf, es gibt alle Spieler!“
Und das liegt unten vor der Süd, wo sich die #TK4711 Runde ohne Planung triftt, einigen auf der Zunge. „War meine Mannschaft nicht geil………Benno Schmitz war doch unfassbar…Diese Mannschaft, ist doch die gleiche wie letztes Jahr,oder täusche ich mich?….Unglaublich was Baumgart aus den Jungens macht…….“
Und wir liegen uns in den Armen und du siehst das Glück in den Augen. Nicht über den Sieg über Bochum, sondern das es jetzt bereits drei überzeugende Auftritte. Heimsieg gegen Hertha BSC und Auswärts bei FC Bayern München, der 1.FC Köln hat sich stabilisiert. Und das Glück 2 x geimpft zu sein und endlich wieder ins Stadion zu dürfen. Das beste Jevöhl ever. Länderspielpause. Danach sehen wir weiter und ich werde dann wieder aus dem Norden zuschauen.
Und ich freue mich natürlich sehr,wenn es wieder heißt :Come on Effzeh!
So standen die Teams auf dem Müngersdorfer Rasen
1. FC Köln: T. Horn – Schmitz, Meré (46. Kilian), Czichos, Hector – Skhiri – Ljubicic (78. Schaub), Duda (88. Özcan), Kainz (88. Ostrak) – Modeste, Andersson (71. Lemperle).
VfL Bochum: Riemann – Bockhorn (84. Ganvoula), Lampropoulos, Bella Kotchap, Soares – Pantovic (78. Löwen), Losilla, Rexhbecaj – Zoller, Polter, Holtmann (71. Antwi-Adjei).
Tore: 1:0 Schaub (82.), 2:0 Lemperle (90.), 2:1 Zoller (90.+4)
Schiedsrichter: Benjamin Cortus (Röthenbach)