Köln – Was für eine bittere Niederlage für Bayer Leverkusen. 2:0 verliert die Werkself und das ausgerechnet beim Tabellenschlusslicht 1.FC Köln. Die Blicke von Bosz und Völler sprachen Bände. Was für eine Woche für B04. Das Aus in der Champions League,eine Klatsche im Derby und zwei rote Karten. Das kannst du dir vorher so nicht ausdenken.
Wohl wahr, denn selbst ich fasse es gerade noch nicht ganz, das sich nur wenige Meter daneben, Held und Gisdol und unsere Mannschaft in den Armen liegen. Jhon Cordoba kniet auf dem Grün und hebt dankbar die Arme in den Kölner Nachthimmel über dem RheinEnergieStadion. Die Südkurve tobt und singt. Freunde, ein Moment, in dem mir etwas die Backe runter kullert, während ich auf die Anzeigetafel schaue. Ich bin tief berührt.
Ich hatte heute als Gast auf der Südtribüne Platz genommen. Direkt neben dem kleinen zwölfjährigen Tom, einem künftigen Fußball Außenverteidiger und Paul. „Bist du nervös Jazzie?“ fragte Paul. „Nö, gehe eher von einer Klatsche aus“, sagte ich. Das entsprach auch der allgemeinen Stimmung im Vorfeld in den KVB Bahnen. Die Tipps lagen zwischen 1:3 und 1:4 für die Pillen. Beim kleinen TK4711 Treffen taucht die FC Aufstellung auf dem Handy von @uehmche auf. Durch gesteckt von @keolnsued 😉 und die fanden wir die schon ziemlich sensationell. Eine eher ironische Stimmung entstand: „Na vielleicht geht ja mit dieser Startelf was, als da Thielman,Jakobs,Katterbach,Easy,Modeste und Skihri auf dem Display standen.
Schon in der Anfangsphase zeigte der FC ein anderes Gesicht als in den letzten drei Spielen. Defensiv kompakt aufgestellt, wurde Bayer sofort stark unter Druck gesetzt. Bereits nach der dritten Grätsche von Anthony Modeste, heute mal als Vorchecker im Stile von Jhon Cordoba tätig, ging das erste Raunen durch die Ränge. Aber nicht nur Modeste, sondern alle Geißböcke wirkten sehr wach. „Eh, Alter was ist denn mit denne los? Der Effzeh is widderdo“, tönt es unter mir. Immer wieder versuchen Hector, Skhiri und Katterbach zügig die Bälle nach vorne durch zu stecken.
Leverkusen bieten sich keine Räume und als sich dann Ismail Jakobs mit hohem Tempo links durch tankt und Jonas Hector nur knapp am langen Pfosten vorbei trifft, springt der Funke im Stadion über.(26.) Jetzt haben es alle im Runde kapiert, die Geißböcke machen ernst.
Dann ist Jan Thielmann mit der nächsten Gelegenheit zur Stelle, trifft den Ball leider zu schwach, aber die Süd springt von den Sitzen (33.). Tom neben mir so:“der war zu lahm geschossen.Viel zu lahm.“ Ich lache denn der kleine Mann ist, wie ich , voll im Geschehen. Unter unseren Sitzplätzen, will Kai Havertz eine herrliche Grätsche von Sebastiaan Bornauw, in einen Elfmeter umsetzen. Die Flugeinlage bringt ihm Gelb ein(40).
Und dann wirkt das ständige Zustellen und pressen der Kölner im Mittelfeld. Jan Thielmann erobert den Ball und legt frei vor Hradecky auf Modeste auf und der haut das Ding rein. Der Torjubel ist unglaublich, doch der Treffer wird als Abseits gewertet. Ich denke aber, das war der Moment, in dem alle Spieler und die Fans erkannten: Hier geht heute was! Mit der Erkenntnis das es diesen Knackpunkt gab, das Anthony Modeste wieder trifft, ging es in die Pause.
Pausengeflüster: “ Endlich mal wieder Leidenschaft……..Die Pillen kriegen nichts auf die Kette, haben sicher den CL Abschied in den Knochen……Tony ist heute bärenstark, super Spiel bis jetzt……..Was für ein Auftritt von Thielman, ein richtig guter Mann eh……….Katterbach und Jakobs bringen ja so was von Schwung ……nur wigger esu…..“
Leverkusen zündelt und der FC macht die Tore
Leverkusener startet mit mehr Druck in die zweite Hälfte und Timo Horn, heute in Topform, meistert sogleich die Chancen von Amiri (47.) und Havertz (52.) unglaublich gut. Die Stimmung steigt und jedes mal wenn der FC anläuft, springt die Süd komplett auf, um nur ja nicht den Moment zu verpassen, an dem es endlich im Bayer Tor klingelt.
Markus Gisdol bringt Jhon Cordoba und Marcel Risse für Thielmann und Modeste. Derweil der Leverkusener Fanblock Pyroshows abfackelte, sorgte der FC auf dem Rasen für das richtige Feuer.
Jhon Cordoba knüpft an wo Modeste aufhörte, setzt sich gegen Dragovic durch und wird zu Fall gebracht. Manuel Gräfe, heute mal wirklich in jeder Beziehung pro FC (denn das sind wir Kölner sonst anders gewohnt), zeigt Dragovic Gelb-Rot (62.). Die Stadionluft kocht. Trotzt der Kälte.
Der FC setzt sich weiter konsequent durch. Immer wieder suchen die Geißböcke mit vereinten Kräften die Lücken und lassen den Gästen keinen Raum. Und Cello sorgt dafür das wir von dann so richtig von den Sitzen fliegen. Ein Pass auf Jonas Hector und der gibt weiter auf Cordoba. Jhon behält die Nerven und das Leder zappelt in den Maschen. (73.). Meine Stimme kippt. Ist jetzt bereits komplett im Eimer. Erst einmal gefühlt stundenlang „Allez erster FC Köln“ skandiert und jetzt „das Trömmelche“ singen. Das 1:0 zählt. Es folgt der amtlicher Wink zum Anstosspunkt, während unten an der Grundlinie, Horst Held Cordoba knutscht. So sieht es wenigstens von hier oben aus. „Anemie ich kann nie mi, wir führen“, freut sich einer hinter mir.
Während wir uns auf der Tribüne ab klatschen verliert Bayer04 die Nerven. Leon Bailey, noch nicht lange im Spiel, langt Ehizibue ins Gesicht. Die grobe Tätlichkeit ahndet Gräfe mit Rot (72.). „Der kann jetzt auch ruhig abpfeifen“, sagt Paul und ich denke – korrekt. Dieser „spürbar andere“ Auftritt der Geißböcke wäre auch für jeden andern Gegner, nicht zu knacken gewesen.
Eine von Marcel Risse getretener Freistoss ist dann das absolute Sahnehäubchen in diesem Match. Sebastiaan Bornauw steigt unter uns auf der Süd am höchsten in die Luft und sein traumhafter Kopfball, landet zum 2:0 im Leverkusener Netz. (83.) What a day!!!
Cello musste danach verletzungsbedingt raus? Gute Besserung an dieser Stelle. Für ihn kam Louis Schaub und sorgte mit dafür, das inklusive der 6 Minuten Nachspielzeit im RheinEnergieStadion gar nicht mehr anbrennen konnte.
Bestnote für das Team!! Endlich mal ein Team !
Liebe Geißböcke, ihr habt mich überrascht. Ihr habt nach der kläglichen Vorstellung in Berlin nicht nur eine komplette Wende hinbekommen, sondern unter höchstem Druck, gegen einen starken Gegner, einen eurer besten Spieltage abgeliefert. Hammer!
Das da unten auf dem Müngerdorfer Grün, war aus meiner Südtribünensicht, heute eine Mannschaft. Das waren 90 Minuten volle Konzentration. Das war auf den Punkt abgerufene Höchstleistung jedes Einzelnen. Nicht alles perfekt, doch daran arbeitet ihr ja noch.
In jedem Fall habt ihr euch bewiesen, das wenn alle anpacken und an einem Strang ziehen, die Party ganz besonders geil ist. Ich habe es selten erlebt, das unser Stadion so aus dem Sattel geht, wie gestern. Da war Feuer auf den Rängen und das war entfacht, weil es endlich mal Feuer auf dem Rasen gab. Kein stumpfsinniger Kampf und Krampf, sondern ein klug geführtes Spiel mit gradem Rücken und einer super guten Mannschaftsenergie. Dankeschön FC! Ihr könnt es doch! 🙂
Nehmt dieses Gefühl mit nach Frankfurt und wenn es da nicht klappt, dann rockt ihr halt am Wochenende Werder. Wiggersuu!! Ich freue mich auf Mittwoch, wenn es wieder heißt: Come on Effzeh!
P.S. Gut das ich mein kleines Schild – #Vorstandraus – zu Hause gelassen habe. Das wäre ja wohl ganz gemein verfehlt gewesen.
So standen die Mannschaften auf dem Rasen:
1. FC Köln: Horn – Ehizibue (76.), Bornauw, Czichos, Katterbach – Skhiri, Hector – Thielmann (55. Risse, 86. Schaub), Drexler, Jakobs – Modeste (55. Cordoba)
Bayer 04 Leverkusen: Hradecky – L. Bender, Dragovic, S. Bender, Wendell – Aranguiz, Baumgartlinger – Amiri (54. Bailey), Havertz, Diaby (81. Bellarabi) – Volland (65. Retsos)
Tore: 1:0 Cordoba (72.), 2:0 Bornauw (83.)