Kiebitz beim Effzeh Training vor dem FC Bayern Spiel

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Deyverson in Aktion

Köln- Wie ein Kiebitz hocke ich auf der Eisenstange am Spielfeldrand des Trainingsplatz am Geißbockheim. Es ist die Neugier die mich treibt. Ich will doch mal läuern, wie sich Deyverson Brum Silva Acosta beim FC so macht.Heute ist mein Tag für brasilianischen Ballzauber hatte ich mir so gedacht.

Es ist ja immer so, das wenn ein Verein einen Spieler kauft, dann weckt das bei den Fans auch eine Menge Träume. So zum Beispiel der, das die Partie vollkommen verfahren ist, du weißt aber auf der Bank schlummert noch dieses Riesentalent, das mit nur einem klugen Sidekick jeden Verteidiger alt aussehen lässt und an ihm vorbei den Ball in die Maschen haut. Oder wie im Video von Deyverson gesehen, den Kopf immer an der richtigen Stelle hat und drin ist die Kugel. Und fragst dich:Warum wechselt der Trainer den nicht ein?

So ging es mir gegen Hannover96. Ich habe immer auf die Wunderwaffe gewartet. Und bin meiner eigenen Illusion erlegen. Der Traum aller Fußballfans in Fußballstadien. Der Trainer wechselt und Bums ist das Ding drin. Dabei hat gerade Peter Stöger in diesem Punkt schon oft bewiesen das er gut wechseln kann.

Aber lassen wir den Schnee von gestern ruhen und schauen auf die kurze Historie des jungen brasilianischen Neuzugang beim Effzeh.

Deyverson (23.) begann seine Karriere in der Jugend bei Grêmio Mangaratibense und wechselte 2012 zu Benfica Lissabon. Sein erstes Tor erzielte er bei seinem zweiten Einsatz am 10. November 2012 zum 2:1-Siegtreffer bei UD Oliveirense. Zur Saison 2013/14 wechselte Deyverson zu Belenenses Lissabon. Am 18. August 2013 kam er bei einer 0:3-Niederlage im Heimspiel gegen den Rio Ave FC erstmals in der Primeira Liga zum Einsatz. In der Saison 2014/15 entwickelte er sich zu einem torgefährlichen Angreifer und erzielte in der Hinrunde acht Tore. Im Februar 2015 wurde Deyverson bis Saisonende an den 1. FC Köln verliehen. Sein Debüt feierte er bei der 0:1-Niederlage im Derby gegen Borussia Mönchengladbach.

So viel zur kleinen Geschichte über den jungen Mann. Nun zu den Eindrücken. Nach dem was ich gesehen habe braucht es noch einige Zeit, bis sich das Sturmtalent an die Mannschaft und die Bedingungen in Köln gewöhnt hat.

Fußballprofi zu sein, ist das eine, das Leben in der Profiwelt einer anderen Stadt und in einer anderen Sprache etwas anderes. Da ist zum einen die aktuelle Kälte. Nicht die der Spieler, sondern die der Jahreszeit. Der Winter macht allen Spielern aus südlichen Regionen ein Problem. Die werden erst richtig locker, wenn wenn es 30° warm ist und gestern war es lausig kalt und feucht.

Selbst Timo Horn, die Fußballschuhe halb im Matsch versunken vor dem Tor stehend, blickte nicht gerade glücklich in die Runde, wenn er dann immer wieder in die Pampe springen musste.

So auch Deyverson. Der 1,80 große schlanke Sportler bewegt sich ein wenig steif, so wie – alle Knochen tun weh. Schüttelt die Beine aus, nach dem Sprint. Die Körpersprache sagt – bedrückt. Der Rücken nicht frei, die Bewegungen staksig. Ist immer etwas weit vom Ball. Die Augen suchen bei den Mitspielern.

Man sieht die Frage -mache ich es richtig? Er beobachtet gut was um ihn herum passiert. Ist kritisch mit sich, wenn eine eigene Aktion nicht gelingt, die der anderen im Umfeld aber schon. Er erkennt den Unterschied.

Und da passiert eine Menge um ihn herum. Da explodieren einige Spieler förmlich vor Dynamik, Beweglichkeit und guter Aktivität am Ball. Bard Finne, Osako, Peszko,Vogt und Halfer spritzen über den Rasen und liefern sich Zweikämpfe mit extrem hohem Einsatz.

Das sieht gut aus. Gute Energie. Willen und Mut. Und gutes Verständnis und Spaß für und mit den Mitspielern. Anthony Ujah wirbelt in der Abwehr und schließt ab. Die Kollegen klatschen. „Super Tony“ rufen viele.

Deyverson wirkt ein wenig fremd. Seinen Namen hört man nicht.Er ist sich selber fremd. Und wie sollte das auch anders sein, nach so kurzer Zeit? Ich meine, das muss ja jeder von uns selbst wissen. Wie das ist wenn man wechselt. An einen anderen Ort. Neue Kollegen. Wie lange arbeitet man im neuen Büro, mit neuen Kollegen bis man zum ersten Mal das Gefühl hat – ich bin angekommen ?

Einen Platz in einem Team muss sich auch ein Talent erarbeiten. Anerkennung im Sport fällt nicht einfach aus dem Himmel und breitet sich wie ein Glücksballon über das Talent aus. Thomas Kessler wechselt in die Spielgruppe mit Deyverson. Und der weiß das und hat gemerkt, das dem Jungen die Schuhe drücken und gibt leise Anweisungen. Tipps. Aufmunterung.Ansprache. Sehr gut.

Das Training beim Effzeh hat sich in den letzten 12 Monaten stark verändert. Da agieren inzwischen selbstbewusste Fußballspieler, von denen jeder auf dem Spickzettel des Trainers erscheinen will. Die sich stark verbessert haben. Ich denke zurück an das erste Training von Bard Finne. Wie verhalten der war und wie lange es gedauert hat, bis er sich seinen Platz im Team errungen hat. Oder an Yuya Osako, den man oft gar nicht wahrgenommen hat. Dessen Name aber jetzt laut über den Platz halt.“Gut Yuya!“

Und so wird es noch ein Weilchen dauern bis „Deyverson“ oder sein Spitzname gerufen wird. Und dann werden ihm die Versuche, den Ball aus dem Matsch locker auf den Fuß springen zu lassen, locker gelingen. Die Staksigkeit, die so ein wenig an die von Patrick Helmes erinnert, wird verschwinden und dann kann er sich entfalten.

Der eine Schuss der in der feuchten Kälte im Netz landet, macht den jungen Mann gerade nicht glücklich, das sieht man ihm an. Das es ihn ärgert finde ich gut. Wer sich über seine Fehler ärgert, arbeitet an sich und ergreift die Chance sich zu verbessern.

Vorbilder im Team sind genügend vorhanden und ich bin mir sicher, wenn Deyverson so weiter macht, werden wir uns freuen, wenn er dann zum ersten Male locker und befreit im Stadion aufläuft und eine Hütte macht. Und das wird kommen.

Ich finde es gut das Peter Stöger gesagt hat, „wir werden dem Jungen noch Zeit geben“.

Um den FC Bayern oder den BVB zu überraschen, dafür reicht es wirklich noch nicht. Ist aber gelinde gesagt kein Problem, denn dafür ist der Rest des Teams in überraschend guter Form. Das Trainerteam leistet prächtige Arbeit. Dankeschön an Peter Stöger und Manfred Schmidt. Und ab jetzt warte ich ungeduldig und freue mich auf Freitag und das Fußballfest in München.

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Jazzie ist mein Nickname als Jazzmusiker. COLOZINE Magazin ist mein Blog. Beruflich bin ich Inhaber einer Internetagentur in Köln und Ostfriesland. Hier fröne ich meinen Hobbys. Ich liebe Smooth Jazz und die USA Jazz Musik Szene. Als Jazz Fan sehe ich Harmonie, nicht nur in der Musik, als unser allerhöchstes Gut an. Jazz-, Pop-, Hardrock- und Bluesmusik hat die Welt verändert und ist für mich unverzichtbar. Grund genug, durch die Welt zu surfen und Ausschau nach guten Music Acts und Musikern zu halten. Ich bin Fan des 1. FC Köln. Weitere Faibles gelten dem Motorsport, Tennis und Motorrad fahren. Ich bin ein Honda Freak und lasse mir gerne den Wind um die Nase wehen. Inzwischen habe ich meinen Lebensort an die Nordsee in Ostfriesland verlagert, weil ich mein Herz an ein Denkmal von Anno 1746 verloren habe. Bei Fragen oder Fehlangaben auf den Colozine Köln News Seiten hier die Kontaktmöglichkeit Jazzie (Reinhold Packeisen) oder Mail an info@koeln-news.com :-) Tel.+49 170 90 08 08 74