KENNY WERNER Trio-Ein fabulierender, sensibler Erzähler am Piano
Live im Alten Pfandhaus, Köln 21. Oktober 2010
Johannes Weidenmüller- bass, Oliver Strauch – drums, Kenny Werner- piano
Oliver Strauch, Jazz-Schlagzeuger, Komponist und Musikproduzent (1966 in Saarbrücken geboren), holte sich für seine CD-Vorstellung im Alten Pfandhaus „The New York Album“ (2010)
Bassist Johannes Weidenmüller und einen seiner Lieblingspianisten Kenny Werner, über den er in einem Interview sagt: „Kenny Werner ist einer der meistunterschätzen Jazzmusiker“
Diese Aussage könnte richtig sein – auch ich kannte leider Kenny Werner bisher nicht. Nachdem ich aber die Programmankündigung des Alten Pfandhauses gelesen hatte, entschloss ich mich spontan, diesem Konzert beizuwohnen. Ein guter Entschluss, denn dieses Konzert war eine musikalische Bereicherung und die vorgestellte CD habe ich mir inzwischen bestellt.
Jedoch wurde im Konzert das CD Repertoire variiert – nicht das komplette Album wurde vorgestellt. Zu hören waren u.a. Kompositionen von Bill Evans, Charlie Parker, Brad Mehldau, eine großartige Bach_Bearbeitung und Stücke von Kenny Werner selbst. Oliver Strauch machte zwischendurch die Ansagen zu den einzelnen Titeln.
Kenny Werner, Jahrgang 1951, kann auf eine künstlerisch sehr erfolgreiche Karriere zurückblicken.
Auf bereits 24 Alben hat er mit den ganz Großen des Jazz – dem Mel Lewis Orchestra, Jaki Byard, Ron Carter, Paul Motian, Charlie Mingus, Archie Shepp, Joe Lovano, Bobby McFerrin, Lee Konitz, John Scofield sowie Toots Thielemans musiziert. Mit der Schauspielerin und Broadway Sängerin Betty Buckley verbindet ihn eine langjährige Freundschaft „“ 2001 begleitete er sie auf dem Live-Album „Stars And The Moon“
Der Pianist Kenny Werner besticht neben einer stupenden Technik künstlerisch mit immenser Vielseitigkeit. Während es bei dem Bach-Stück zu einer mehr konzertanten Klangentfaltung kommt,
erreichte er beim ausgiebigen, fast schon exzessiven Vorspiel zu „Autumn Leaves“ eine Klangabstraktion auf höchstem Niveau. Absolut faszinierend aber ist Kenny Werner’s Spiel bei Balladen. Hier erreicht sein Vortrag tiefe Sensibilität und bezwingende Schönheit. Voller Empahtie
gibt er sich den Melodien hin, fabuliert auf der Tastatur in allen Klangschattierungen. Seine Gebärden und Mimik während des Spielens erzählen immer von seinen Empfindungen oder gar imaginären Geschichten. Das ist intim und beseelt in reinster Form und für den Konzertbesucher in spannender und auch kontemplativer Weise nachvollziehbar. Eine solche Darbietung erreicht alles was zu erreichen ist.
Kenny Werner gelingen auf selbstverständliche und wunderbare Weise die musikalischen Sprünge von klassischer Inspiration über Modern Jazz der 60er Jahre zum zeitgenössischen Jazz-Pianostil eines Keith Jarrett oder McCoy Tyner. Mitunter innerhalb eines einzigen Musikstücks und das ohne
geringste technische Effekthascherei. Dabei bleibt er eindeutig immer Kenny Werner – selbst wenn es sogar ab und an etwas „errollgarnert“. Besonders wenn seine linke Hand im unteren Bereich der Tastur grollend-rollend tiefe Töne perlen lässt und bei manchen seiner wuchtigen Chorusse. .
Bassit Weidenmüller und Oliver Strauch hatten selbstverständlich ihre schönen Soli. Als Zugabe kulminierte das Trio mit „Autumn Leaves“ in einer langen, herausragenden Version noch einmal alle musikalischen Qualitäten gebündelt. Ich möchte diese Rezension eines rundum prächtigen Konzerts nicht beenden, ohne ein Zitat von Oliver Strauch, dem Initiator und Schlagzeuger des New York Albums:
„Kenny Werner ist sicher ein musicians musician, einer der ganz Großen „“ und die Kollegen wissen das. Jetzt wird es Zeit, dass auch noch mehr Hörer dem Spirit Kennys begegnen können. Sein Timbre, besonders bei Balladen, verschlägt mir jedes Mal den Atem. Er spielt sehr risikoreich, seine Höhenflüge sind wirklich einzigartig. Er ist ein Virtuose und spielt dennoch immer mit der Band zusammen. Außerdem schafft er es, jeden Musiker noch besser klingen zu lassen. In unserer Version von „I loves you Porgy“ ist Kenny meines Erachtens eine Sternstunde des Albums gelungen.“
Recht hat er!!