Köln- Gestern war der erste Tag der Kachelmann Prozesse in Köln. Der zweite folgt heute. Gestern Abend sendete die Aktuelle Stunde im WDR lediglich eine Zeile im Hintergrund zum Thema. Wobei mir das so vorkam als wolle man das Thema eher gar nicht wahr nehmen. Dabei war Jörg Kachelmann einst noch das Aushängeschild des ARD und WDR Wetters im TV und mich hat es schon ein wenig entsetzt, das man den Dingen, die zur Entlastung des Moderators führen und einen Status des Verständnis herbei führen könnten, mehr Aufmerksamkeit widmet.
Will man sich nicht erinnern an die schönen Zeiten, als die Wetter Welt noch in Ordnung war? Ich meine die Zeit, als nicht nur die Welt des Wetter Moderator und Wetter Unternehmers Kachelmann in Ordnung war, sondern auch die, aller Freunde des lustigen Wettermannes im ARD Fernsehen.
Die Zeit, als die deutsche Presse Landschaft, allen voran Bild, mit einer beispiellosen Vorverurteilung in der Öffentlichkeit loslegte, werde ich nicht vergessen. Als die selbsternannte Frauenrechtikone Alice Schwarzer sich als exklusive „Gerichtsberichterstatterin“ im TV extrovertierte und aus persönlichen Vermutungen Tatsachen machte, die weder Hand und Fuß hatten. Da war der WDR Köln doch auch vor Ort.
Das von den Pressemedien in Deutschland immer wieder eingesetzte Verfahren, einen Verdacht zu einer Tatsache zu machen und die Urteile per Schlagzeilen bereits zu verkünden, bevor überhaupt eine Verhandlung stattgefunden hat ist einfach unfassbar. Das ließe sich auf einige weitere Personen und Namen in den letzten 5 Jahren locker erweitern.
Und wieder verstreicht ein Tag an dem der Sensationsjournalismus nicht am Pranger steht. In dem die Unschuldsvermutung nicht das Hauptthema ist. Das allein wäre Grundlage genug für einen umfassenden Bericht. Für das man bei der ARD kein Kamerateam abstellt. Hochnotpeinlich! Wir Bürger und Gebührenzahler haben eigentlich ein Recht auf Aufklärung.
Noch unfassbarer ist, das man als Bürger eines Landes und mehr ist Jörg Kachelmann ja erst einmal nicht, kaum eine Chance auf echte Gegenwehr hat. Das man das alles hinnehmen muss. Das der Ruf futsch ist. Die internationale Reputation und das bis dahin gut funktionierende Wetter Geschäftsmodell von Jörg Kachelmann wurde ruiniert. Durch die Presse.
Würde ich als Zeuge zur Wirkung der Schlagzeilen befragt, könnte ich nichts anderes sagen als: Diese Medienkampagnen gegen Kachelmann haben sein Ansehen und meine Anerkennung zerstört. Die hat auf mich gewirkt. Mein positiver Eindruck vom Menschen Kachelmann wurde zerstört! Fragen sie meine Frau, die wird nichts anderes sagen. Ungläubig hatte ich Kachelmann eben noch als Co Berichterstatter in der Sportschau gesehen und wenige Tage später, die Bilder im WDR als er abgeführt wurde. Von Beginn an, gab es nicht eine einzige Unschuldsvermutung. So weit zum Journalismus vergangener Tage.
Und deshalb ist seine Forderung von 2.2 Millionen fast lächerlich anzusehen, angesichts der Umsätze, welche die Medienbranche mit ihren Schlagzeilen in dieser Sache verdient hat.
Die von Kachelmann Beklagten in diesem Verfahren sind die Axel Springer SE als Herausgeberin der „Bild“-Zeitung und Bild Digital als Verantwortliche hinter Bild.de. Beide Medien hatten vor fünf Jahren in ihrer beispiellosen Berichterstattung anhaltend und ausführlich aus dem Intimleben Kachelmanns berichtet.
Nach seinem Freispruch im Jahr 2011 fordert Kachelmann jetzt 2,2 Millionen Euro Geldentschädigung von „Bild“ und Bild.de. Er hätte besser 10 Millionen gefordert. So unsinnig das klingen mag. Es gehört ein Exempel statuiert. Eines das richtig schmerzhaft ist.
Das die Redaktionen dieser Käseblätter ungestraft, oder mit lediglich ein paar Zeilen Korrektur ihrer falschen Aussagen davonkommen können, das müsste doch mal ein juristisches Ende, durch eine eindeutige Strafe, oder ein eindeutiges Signal finden.
Doch die Kölner Justiz will es nicht vollständig entscheiden. Noch nicht. Der Vorsitzende Richter gibt den beiden Seiten sechs Wochen Zeit, sich zu einigen. Wenn die Parteien sich nicht einigen, will das Gericht am 24. Juni ein Urteil verkünden.
Warum konnte der Richter das gestern nicht?
Will das Gericht die Bild nun vor Kachelmann beschützen? Geht die Bild jetzt pleite weil die Kachelmann Forderung zu hoch ist? Oder. Urteil ist gefallen. Zahlen soll die Bild schon. Nur bitte nicht soviel?
Ich verstehe offenbar die Welt der Juristen zu schlecht. Eindeutig. Darunter verstehe ich etwas anderes.
Heute geht es weiter gegen „Focus“ und „Bunte“, gegen deren Verlag Kachelmann in einem weiteren Prozess vorgeht. Bin gespannt ob das „Hornberger schießen“ fortgesetzt wird.
Vor allem bin ich gespannt auf die „Aktuelle Stunde im WDR“ um 19°°Uhr. Ob es dort endlich mal eine ernsthafte Berichterstattung zum Thema Kachelmann gibt. Ob der WDR es neben dem Zitat auf der Webseite:
Der Vorsitzende Richter Dirk Eßer ließ am Mittwoch (25.02.2015) durchblicken, dass in einigen Fällen das Persönlichkeitsrecht Kachelmanns schwerwiegend verletzt worden sei. Zudem war herauszuhören, dass es sich bei der Entschädigung jedoch nicht um die von Kachelmann geforderten 2,2 Millionen Euro handeln dürfte.
schafft, den Bürger durch einen sachlichen Hintergrundbericht aufzuklären. Wird es eine Kamera vor Ort geben?
Jetzt erscheint dieser Prozess in Köln so undurchsichtig und schwammig, als sei Kachelmann irgendwie dumm und unsinnig auf Kriegsfuß mit der Presse. Als wolle er, Kachelmann, sich an der Presse bereichern. Und nur weil wir Menschen auch zwischen den Zeilen lesen. Und nur klare Zeilen helfen, die Gedanken abzuschalten.
Ich vermisse die klaren Sätze. Herr Kachelmann wurde zu unrecht verurteilt. Es ist uns selbstverständlich, das er mit seiner Klage gegen die Presse vorgeht. Eine beispiellose Kampagne findet ein gerechtes Urteil…
Und ich wüßte noch viel mehr Headlines, die eine echte und ernsthafte Reputation von Jörg Kachelmann, seitens der Medien, dem Bürger und Fernsehzuschauer gegenüber bewirken könnten.
Positive Schlagzeilen verändern die Welt. Die positive Anerkennung eines Urteils in den Medien könnte nachhaltig wirken.
Positive Nachrichten können negative Vorurteile ein Stück weit vergessen machen. Heute wäre ein guter Zeitpunkt dafür.
Doch ich vermute, das man bei ARD und WDR diesen Moment, wie so viele erforderliche Richtigstellungen in der Medienwelt erneut verstreichen lässt. Augen zu und besser nicht wahrhaben wollen. Weil die Wahrheit so unangenehm ist und zur Folge hat, das man bekennen müßte, in gewisser Weise ein Teil der Abgestraften zu sein.
Damit meine ich so etwas wie: WDR Nachrichten und – „Guten Abend meine Damen und Herren,.. wie die Bild berichtet…….“ was ja im weitesten Sinne nichts anderes ist, als den Müll der anderen, nur in Geschenkpapier verpackt, weiter zu geben.
Jetzt könnte man den Menschen das verpackte Geschenk vorlegen und sagen. „Eh Leute, wir haben uns geirrt…hier ist was wunderschönes Anderes drin. Und bitteschön es stinkt nicht.!“
Ich finde es einfach schade für einen sehr guten Meteorologen, der jetzt noch einen harten Weg vor sich hat um sich selber an den Haaren wieder aus dem Sumpf der Verunglimpfungen zu ziehen. Ich finde es schade und traurig, das die ehemaligen Freunde die Unterstützung und Reputation verweigern. Es könnte so viel einfacher sein.
Ich hoffe sehr, das es Jörg Kachelmann trotzdem gelingen wird. Und ich hoffe sehr, das es genug Geld sein wird, damit er seine Firma wenigstens ein Stück weit wieder aufbauen kann. Das Geld ist nur ein mickeriges billiges Trostpflaster.
By the way … so etwas wie die Bild, ist aus meiner Welt schon lange verschwunden.“God save the open and free internet“