Köln- Das Jahr 2015 geht zu Ende. Ich bin – je suis (französisch) ist der gefühlt am häufigsten eingesetzte Avatar in den sozialen Medien des Jahres 2015. Ein Jahr in dem so zirka jeder „je suis“ ist. Und doch will eigentlich niemand es wirklich sein. 2015 beherrschen große Themen Weltweit die Netzwelt. Facebook und Twitter ertrinkt förmlich im Mitgefühl und leidet mit. Aber auch auf den Straßen leidet man mit. Die Solidarität mit Opfern der IS Anschläge und den Angehörigen wird verdeutlicht durch Kerzen und Blumenmeere. Die TV Medien untermauern das in endlosen Berichten.
Wir Verschwenden endlose Energie in unserem Beileid für die Toten des Terror. Dabei gehen die wahren Katastrophen in der Welt fast unter. Das Erdbeben in Nepal mit tausenden Toten. Überschwemmungen. Flut und Kriegsopfer in Tausender Blöcken. Doch das sind wir nicht. Da lassen wir das „je suis“ komplett unter den Tisch fallen.
Nun soll ein Jahresrückblick keine Anklage sein für all das, was andere nicht tun. Sondern ich frage mich was ich denn bin. Je suis…. und dann brodelt es förmlich hoch.
Ich bin mitverantwortlich für die Klimaveränderung, die täglich tausenden von Menschen in der Welt den Tod bringt, weil ich gnadenlos alle zur Verfügung stehenden Ressourcen dieser Erde nutze.
Ich bin mitverantwortlich für ein Wirtschaftssystem das es zulässt das Millionen Menschen auf der Welt hungern, während die Flotten meines Landes die Meere vermüllen und auf der anderen Seite leer fischen, damit ich immer schön satt und gesund bin.
Ich bin mitverantwortlich das in meinem Land Kriegsflüchtlinge gejagt, ausgegrenzt und abgewiesen werden.
Ich bin mitverantwortlich, das mein Land, in anderen Ländern Kriege führt und Menschen tötet – Mehr als jemals bei den Pariser Anschlägen zu Tode kamen.
Mir wird ganz elend, wenn ich darüber nachdenke, was ich alles bin. „Je suis“ eine einzige unehrliche Katastrophe, die eigentlich den Kopf in den Sand steckt, ob all dieser fürchterlichen Taten, die ich täglich dulde und ertrage, obwohl ich es besser weiß.
Die einzige Entschuldigung die mir bleibt, ist die Flucht nach vorne. Ich bekenne das ich fast mein ganzes Leben mit Egoismus und Selbstdarstellung verschwendet habe. Ich hoffe ich bin willensstark genug, das auf der Zielgeraden zu ändern. Das nehme ich mir in jedem Fall für das nächste Jahr vor.
Ich werde in keinem Fall meinen Avatar wechseln. Ich werde mich jeder Form von „je suis“ verweigern.
Tja und vielleicht überlegt der eine oder andere von Euch auch einmal was „Er“ denn ist.
Ich wünsche allen Lesern einen besinnlichen und fröhlichen und gesunden Jahreswechsel.Kommt gut rein und mögen alle Eure Wünsche in Erfüllung gehen!
Ich freue mich auf 2016. Ich hoffe wir finden einen neuen Dialog in dem wir mehr Rücksicht auf andere Nationen und Länder nehmen. In der wir mehr dafür tun, unsere globale und lokale Umwelt so zu verändern, das sie nicht weiter zerstört, sondern im weitesten Sinne erhalten bleibt, auch wenn damit wirtschaftliche Rückschritte verbunden sind.
Wir sollten einfach mehr teilen!
Nicht das „je suis“ sondern Dinge die wir nicht brauchen, die anderen jedoch helfen zu überleben.