Jane Monheit, …..live im Alten Pfandhaus! Da muss der Jazz-Fan erst mal tief Luft holen. Der Name hat fetten Starglanzeffekt und erweckt hohe Erwartungen, besonders bei den Vokal-Fans .
In Balladen entfaltet sie ihr Können
Die hochtalentierte Sängerin, Jahrgang 1977, brache ihr Debutalbum „Never Never Land“ im Jahre 2000 heraus. Ein Jahr lang stand diese CD in den Billboard-Jazz-Charts. Das darauf folgende Album erreichte den ersten Platz und eine Grammy-Nominierung. Monheit wurde sogleich von renommierter Jazzpresse wiederholt als größter Hoffungsträger des Vokal-Jazz genannt und sogar, wie könnte es anders sein, mit Ella Fitzgerald, Sarah Vaughan oder Carmen McRae verglichen. So gesellte sich der Name „Jane Monheit“ in wenigen Jahren zur Liga der international gefragtesten Jazzsängerinnen- oder Jazzdiven.
Für eine „Diva“ ist Monheit mit 31 Jahren noch etwas jung, aber gleichwohl präsentierte sie dem Publikum im Alten Pfandhaus eine Menge dieser Attribute, die man mit der Vorstellung einer typischen Diva verbindet. Da wäre zunächst ein bestimmtes Selbstwertgefühl in ihrem Auftreten – dass sie ein Star ist, lässt sie deutlich erkennen. Wichtigeres Merkmal ist die große und auch zu erwartende Professionalität im musikalischen Vortrag. Jane Monheit lies ihre umfangreiche, klangschöne Stimme von Peter Eldridge, Leiter der Vocalgroup „New York Voices“ ausbilden.
So hörte man auch unverkennbar bei Monheit“™s Up-Tempo-Nummern die technische und stilistische Grundlage von Vokalgruppen wie „The Manhattan Transfer“, und „New York Voices“ heraus. Ihre Phrasierungen und ihr Improvisationsschema erinnern stark an Annie Ross von „Lambert, Hendricks & Ross“, was nicht zuletzt an Monheits Fähigkeit liegt, in „rosstypischen“ hohen Stimmlagen Noten sehr frei und schnell zu variieren.
Fast merkwürdig erscheinen dem Publikum Jane Monheits Gesten, die nur allzu oft in divenartigen Posen für einen Moment erstarren. Langsam und geziert bewegt sie die Arme – dann neigt sie leicht den Kopf zum Pianisten, so dass ihre taillenlangen, dunkelbraunen Haare zur Seite fallen, – Standbild ! Oder sie dreht sich während des Singens etwas zur anderen Seite des Publikums hält den Kopf leicht schräg und lächelt „“ wieder ein Standbild. Gerne gibt sie all ihren Bewegungen einen betont glamourös-erotischen Anstrich. Oder hat sie nur ihre eigene Natürlichkeit, wenn sie sich immer wieder in die Haare greift, diese nach hinten streicht, dann schließlich ihre Mähne mit einer Hand hochschiebt und so für Sekunden verharrt? Ich hatte das Gefühl, sie bemühte sich, Natürlichkeit zu „spielen“.
Ihre Kunst des Jazzgesangs ließ indes so manche dieser Posen vergessen. Besonders in den Balladen erstrahlte Monheits Stimme in höchster Schönheit. Eine Stimme, die in dieser glasklaren Tonhöhe für Jazzinterpreten eher ungewöhnlich ist. So wurde Jane Monheit, besonders bei Stücken wie Ellingtons „In A Sentimental Mood“ zu einer Art „Kammersängerin“ des Jazz.
Allerdings beeindruckte Monheit im Besonderen mit gesangstechnischer Raffinesse und Sicherheit. Von den vollen, warmen Tönen ihrer Mittellage bis zu den extra lang gehaltenen, höchsten Tonspitzen gelang ihr öfter eine derart enorm kunstvolle Interpretation, dass Schwermut und beabsichtigte Traurigkeit der Melodie nicht wirklich einen Ausdruck fand. Einfacher gestaltete sie jedoch den Weihnachtsklassiker „Have Yourself a Merry Little Christmas“. Hier wirkte sie echt motiviert konnte mit einer schlichten und gefühlvollen Darstellung die Zuhörer tatsächlich berühren.
Auf ihren CDs ist Jane Monheit gerne von weichgespülten Streicherarrangements umgeben, die etwas wegnehmen von der Jazzpräsenz ihrer Stimme. Im gestrigen Konzert war die klassische Begleitung eines Trios genau richtig. Michael Kanat p, Neal Miner b, und Rick Montalbano dr. ließen in ihrer ruhig-souveränen Begleitung Monheits Stimme immer den Vorrang.
Monheit“™s Repertoire der Jazzklassiker war vielseitig in der Auswahl: Von Porter, Berlin über Gershwin bis Ellington. Es gab Balladen und swingende Titel, wie z. B. „Cheek to Cheek“. Auch ein portugiesischer Song vom brasilianischen Komponisten Ivan Lins war dabei, sanft und mit latin-touch gesungen. Viele der Songs stammten von ihrer neuesten CD „The Lovers, The Dreamers And Me“. Die größte Veredelung eines populären Songs allerdings erreichte Jane Monheit mit ihrer letzten Vorstellung: sie sang „Over The Rainbow“. Das Stück war bereits die dritte, stark umjubelte aber auch eingeplante Zugabe.
In höchster Kunstform wusste Jane Monheit diesen Titel anzusiedeln. Sie zelebrierte Note für Note, hob sie mit Hingabe auf ein Podest. Schimmernd-silberhelle Noten wechselten mit weichem Alt. Ihr weites Stimmspekrum war in jeder Lautstärke und allen nahtlosen Übergängen zu bewundern, vom voluminösen Klang bis hauchzart-verschwindend, fast nicht mehr hörbar. Ihre Interpretation von Judy Garlands Signaturesong „Over The Rainbow“ geriet so zum reinsten Klangwunder. Ganz klar: hier liegen Monheits größte Stärke, mit denen sie sich von anderen Jäzzsängerinnen abhebt. Rein swingende Nummern gestaltet sie souverän, aber verglichen mit anderen Jäzzsängern bleibt sie da im guten Mittelfeld.
Das hohe Gesangsniveau von „Over The Rainbow“ wurde für mein Empfinden etwas gestört durch eine optisch zu theatralische Darstellung. Sicher kennt Jane Monheit die legendären Auftritte von Judy Garland und der jungen Barbra Streisand. Besonders die Streisand wurde gerühmt für ihre Auftritte, in denen sie einen Dreiminuten-Song zu einem gut geschriebenem Drama in drei Akten machte.
Was bei Streisand und auch Garland schon allein durch ihre charismatische Persönlichkeit immer authentisch rüberkam, wirkte bei Monheits Vorstellung mit all diesen Gesten und Posen zu demonstrativ dramatisch und pathetisch, fast schon prätentiös. Mit ihrer reinen Stimme hat sie mich überzeugt, nicht jedoch mit der Vermittlung von Gefühlen. Vor einigen Tagen war die ebenfalls aus New York stammende Künstlerin Robin McKelle im alten Pfandhaus. Sie erreichte im Verlaufe ihres Konzertes eine große und herzliche Verbundenheit mit dem Publikum – diese Verbundenheit habe ich bei Jane Monheit nicht gefühlt.
Herzlichen Dank an JENS PALM, der im Konzert mehrere Fotos von Jane Monheit machte und mir eines seiner professionellen Bilder zur Verfügung stellte.