Köln- Seit vielen Jahrzehnten verfolge ich das Drama Israel. Ja es ist ein Drama. Das Leben normaler Bürger in Israel. Das weiß ich seit Kindesbeinen, denn das Thema ist in den Nachrichten der letzten 50 Jahre durchgängig vorhanden . Das Thema ist besetzt von Krieg,Bombenterror und Angst. 1979 war ich mit einem Freund in Israel und wir sind durch das Land gereist. Wir wollten verstehen, wie das so ist in Israel, das Leben der Menschen. Ein eigenes Bild, ist immer das bessere Bild. Es war ein tolles Abenteuer.Ich erinnere mich noch genau, das ich dort am Flughafen von Eilat beim Cola trinken an der Flughafenbar, das erste Mal in meinem Leben in die Mündung einer Waffe blicken musste, die eine junge Israelin rechts von mir, locker vor der Brust hängen hatte. Das war für mich ein Vollschock.
Ich habe mich damals in Jerusalem und in der Oase Nueba mit einigen jungen Israelis unterhalten, um mir ein eigenes Bild von deren Leben, unter der ständigen Bedrohung dort zu verschaffen. Waffen gehörten dort vor 30 Jahren zum Alltagsbild, weil jeder junge Israeli drei Jahre Dienst an der Waffe hatte und diese, während dieser Zeit ständig mit sich trug und ich denke mir, das sich daran bis heute nicht geändert hat.
So etwas war für einen jungen Deutschen, der nie ein Waffe in der Hand hatte unfassbar, jedoch im Zeichen der Geschichte der Juden und Israels letztlich verständlich. Ich hatte Israel immer für das Opferlamm der angrenzenden arabischen Staaten gehalten. Insgeheim hatte ich immer die Hoffnung, das es eines Tages Frieden gäbe in Nahost. Doch gestern am 3Sat Themenabend „Israel“ wurde mir grausam klar, das genau das nie eintreten wird. Warum?
Während in der ganzen Welt immer mehr Menschen ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit entwickeln, scheint dieses Thema in Israel unbekannt. Nachhaltig global denken? Streben nach Frieden in der Region? Fehlanzeige. Stattdessen entwickelt das kleine von Kriegen gebeutelte Land aus der ständigen Bedrohung ein Geschäftsmodell.
Die Dokumentation „Kampf-Technik – Israels Geschäft mit dem Krieg“ begleitet der israelische Reporter Yotam Feldman ehemalige Armeeoffiziere, die nach ihrer Militärkarriere lukrative Rüstungsfirmen gegründet haben: Er zeigt, wie sie auf Waffenmessen Israels kriegserprobte Militärtechnologie vermarkten und Kunden aus aller Welt im Städtekampf gegen zivilen und paramilitärischen Widerstand trainieren. Bei seinen Gesprächen mit den Waffenhändlern kommt Feldman zu dem Schluss, dass der Dauerkonflikt mit den Palästinensern für Israel nicht mehr ausschließlich eine Belastung darstelle, sondern zu einem hochprofitablen Geschäft mutiert sei.
7 Milliarden Umsatz macht Israel pro Jahr mit diesem Geschäft. Welcher Händler schaut da noch hin, wohin all diese Kriegsmaschinerie geliefert wird?
Das erfolgreichste Verkaufsargument der israelischen Rüstungsindustrie ist die Tatsache, dass ihre Waffen- und Kampfsysteme in der Praxis getestet wurden, bei Operationen in den Palästinensergebieten im Westjordanland und im Gazastreifen.
Und irgendwann landen diese Waffen über dubiose Kanäle auch beim direkten Feind. Das heißt Israel sorgt so letztlich für einen unverzichtbaren Kreislauf von Krieg und Angst.
Ich bin erschüttert und kann es nicht verstehen. Es gäbe andere Wege und vielleicht findet Israel diesen eines Tages. Das Thema kann man auch anders beleuchten, da bin ich mir sicher. Doch ein weiterer Beitrag bei 3Sat zeigt mir, das die Politik in Israel zum Beispiel auch in Sachen „Wasser“, Wege beschreitet, die in einer Konfrontation mit den Nachbarn führen muss. Wasser, unser aller wichtigstes Gut. Wasser das vor allem in Jordanien und Palästina knapp ist.
Und da wo ich einst mit meinem Freund Helmut in der Salzlake lag, am „Toten Meer“, da ist nichts mehr. Dort wo wir ins tote Meer stiegen, sind nur noch Sand und Steine. Erschreckende Bilder. Und auch dafür trägt Israel die Verantwortung. Konfliktherd Totes Meer
Das aktuelle Handeln der Israelis entlässt mich aus der Haftung der Geschichte, denn heute endet mein Respekt. Die Geschichte meiner Eltern und Großväter im damaligen deutschen Reich ist eine Tatsache, denn im zweiten Weltkrieg wurde der Holocaust gegenüber den Juden begangen. Doch das rechtfertigt das politische vorgehen Israels gegenüber den angrenzenden Nachbar Staaten schon lange nicht mehr. Ich bin inzwischen eher geneigt die Palästinenser für das Opfer zu halten. Es wird Zeit für die Weltpolitik, Sorge dafür zu tragen, das Leid dieser Menschen nachhaltig zu beenden.
„Kampf-Technik – Israels Geschäft mit dem Krieg“ wurde wahrscheinlich schon öfter gesendet und taucht vielleicht deshalb nicht in der 3Sat Mediathek auf, sonst hätte ich das hier noch verlinkt.