Köln- Entgegen dem deutschlandweiten Trend verharrt die Inzidenzrate in Köln auf relativ hohem Niveau. Selbst die 50 scheint außer Reichweite. Sind die Kölner einfach coronamüde?
Kälte und Karneval ausschlaggebend?
Nach einer langen Phase beständig sinkender Infektionsraten will es in Köln nicht mehr so richtig weitergehen. Stand 24. Februar meldete die Stadt einen Sprung bei der Inzidenz von 64,3 auf 69,1. Gründe dafür gibt es vermutlich mehrere. Zum einen gab es größere Cluster in Altenheimen wie dem Elternheim in Neuehrenfeld, wo sich 92 Menschen auf einen Schlag infiziert hatten. Dazu dürften sich jetzt der enorme Kälteeinbruch Anfang Februar und die Karnevalszeit bemerkbar machen. Die Kälte führte vermutlich dazu, dass sich noch mehr Menschen in stickigen Innenräumen trafen und auf das so wichtige Lüften verzichteten.
Eine noch größere Rolle dürften jedoch die Karnevalstage gespielt haben. Obwohl die Innenstadt an den wichtigsten Tagen des Straßenkarnevals wie leergefegt war, gab es zahlreiche private Feiern. Einige löste die Polizei auf, darunter eine scheinbar professionell organisierte Party mit 30 Teilnehmern im Blücherpark. Doch es liegt nahe, dass kleinere Zusammenkünfte in privaten Häusern oft nicht aufgedeckt wurden – und dass Kölner Jecke Besucher aus anderen Städten empfingen und beherbergten.
Bringen die sonnigen Tage die Wende?
Das Wetter legte jedoch vor einer Woche eine rasante Wende hin. Bei fast schon frühsommerlichen Temperaturen tummelte sich ganz Köln in den Parkanlagen und am Rheinufer. Dies lässt darauf hoffen, dass sich die verstärkten Zusammenkünfte im Freien statt in Innenräumen bald auch in sinkenden Inzidenzraten bemerkbar machen werden.
In anderen Bereichen zeigte sich die Domstadt schon früher vorbildlich: So klappte die kostenlose Verteilung von FFP2-Masken an Senioren und Risikogruppen über die Apotheken sehr gut. Die Akzeptanz der hochwertigen OP-Masken und FFP2-Masken ist allgemein hoch – Maskenmuffel werden kaum beobachtet.
Das Kölner Impfzentrum in der Messe arbeitet seit der Eröffnung am 8. Februar unter Hochdruck. Seit dem 18. Februar werden auch jüngere Menschen geimpft, die regelmäßig in Pflegeeinrichtungen tätig sind, sowie andere Berufsgruppen, die patientennahe Dienstleistungen ausüben.
Allerdings macht sich auch im sonst so entspannten Köln die von der Presse herbeigeschriebene und von Impfgegnern befeuerte Skepsis gegenüber dem AstraZeneca-Impfstoff bemerkbar: Viele Personen nahmen ihre Impftermine nicht wahr oder verweigerten die Impfung. Dabei genügt ein Blick nach Großbritannien, wo die hohe Durchimpfungsrate allmählich Früchte trägt: Das Risiko einer Krankenhauseinweisung sank nach der Erstimpfung mit AstraZeneca um 94 % Prozent. Bleibt zu hoffen, dass diese Nachricht auch am Rhein ankommt.