Köln – Der BUND übermittelte uns zur „Sachverständigen Überprüfung des Sicherheitsmanagements der Fa. Shell in Godorf folgende Nachricht: Shell auf der Intensivstation – Patient auf dem Wege der Besserung?
Bis in das Jahr 2014 hinein kam es in der Rheinland Raffinerie der Fa. Shell im Kölner Süden (Godorf) und Wesseling in dichter Folge zu Stoffaustritten, Explosionen und Bränden. Dies war für den BUND NRW Anlass die Betreiberqualität der Betriebsleitung zu hinterfragen und eine unabhängige Expertenuntersuchung des Anlagen- und Sicherheitszustandes der Firma zu fordern.
Nachdem diese im Frühjahr 2014 vom NRW Umweltministerium veranlasst wurde, liegt jetzt nach 9 monatiger intensiver Durchleuchtung der Abschlussbericht vor. Der BUND bewertet das Ergebnis verhalten positiv.
Paul Kröfges, Chemie- und Wasserexperte des BUND NRW hierzu:
„Die Gutachter haben eine detaillierte Untersuchung der Schwachstellen des Raffineriebetriebes vorgelegt, mit zahlreichen Empfehlungen, wie es besser werden kann. Jetzt muss dafür gesorgt werden, dass diese umgesetzt und die versprochenen Millioneninvestitionen in die Anlagensicherheit auch getätigt werden.“
Interessant sind die Feststellungen, dass bei Shell zu stark reaktiv, frei nach dem Motto, „wenns knallt, wird repariert“ gehandelt und mehr Geld in Produktionsanlagen gesteckt wurde statt in Instandhaltungsmaßnahmen von Rohrleitungen mit wassergefährdenden Stoffen.
So wurden aktuelle wasserrechtliche Vorgaben nicht eingehalten, über viele Jahre eine Monokultur der externen Prüfung durch den TÜV gepflegt, mit der Gefahr einer Interessenkollision, da dieser gleichzeitig beratende Tätigkeiten ausführte.
Deutliche Kritik wird auch an der Bezirksregierung geübt, der u.a. vorgehalten wird, nicht ihre Befugnis wahrgenommen zu haben, nachträglich eine Anpassung an den Stand der Technik bei der Leckageüberwachung alter Leitungen eingefordert zu haben. Hierdurch sei eine Vergrößerung des Kerosinschadens im Grundwasser Wesselings entstanden.
Kritik übt der BUND an der Ausklammerung grundsätzlicher Fragestellungen zum Risikopotenzial der Ballung von Öl und Chemiebetrieben im Kölner Süden, v.a. auch daran, dass sich um die Bewertung des erhöhten Risikos durch die Ausbauplanungen des Godorfer Chemiehafens zum Containerhafen gedrückt wurde.
Dies wird aber künftig weiter und heftig thematisiert werden, da eine Erhöhung des Risikos in diesem belastetem Gebiet nicht akzeptiert werden kann.
Insgesamt sieht der BUND aber eine Untersuchung wie die vorliegende als geeignet an, das Risiko von petrochemischen und ähnlichen Betrieben zu bewerten.
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