Stefanie Heinzmann im Kölner Gloria „Ich liebe was ich tue“

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Stefanie Heinzmann Köln Gloria Foto Mike Gröters
Stefanie Heinzmann Köln Gloria Foto Mike Gröters

Köln- Stefanie Heinzmann live im Kölner „Gloria“ 31. Januar 2016. Es gibt derzeit wenig Sängerinnen der aktuellen deutschen Pop-Szene, deren Konzerte ich besuchen würde. Ich vermisse große, individuelle Stimmen wie einst die von Joy Fleming oder Nina Hagen. Ich bin am derzeit immer beliebter werdendem deutschsprachig larmoyant-bedeutungsschwerem Text-Gesumse, dem schwachbrüstigen Gesäusel und Gehauche, oder den aufgepeppten, völlig austauschbaren Allerweltsstimmchen, die höchst unbedarfte Kompositionen trällern, nicht interessiert.

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In der 26jährigen schweizer Pop-und Soulsängerin Stefanie Heinzmann erkenne ich großes Talent. Ihre bisherigen vier Alben belegen, dass sie sich dem gängigen Retorten-Popkitsch fernhält, und im besonderen selbst bei harmloseren Popsongs durchgehend allein schon mit der Qualität ihrer Stimme beeindrucken kann.

Wie sehr Stefanie Heinzmann ihr musikalisches und sängerisches Potenzial dann aber in der Live-Performance noch viel bestechender verwirklichte, geradezu dynamisch auslebte – davon konnte man sich am 31.Januar im Kölner „Gloria“ überzeugen. Ein guter Ruf eilt ihr voraus – viele Preise hat die ehemalige Castingshow-Gewinnerin bereits seit 2008 eingeheimst, darunter auch den Echo, Comet und den MTV EMA. Auftritte mit Künstlern wie Lionel Richie, Joss Stone oder Tower of Power beförderten ihre Karriere.

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Ihre Deutschlandtour ist weitgehend ausverkauft, so wie auch das Gloria am Sonntagabend. Seit über acht Jahren geht Heinzmann mit ihren Begleitmusikern auf Tour oder ins Studio: Drums: Pat Fa; Gitarre: Moritz Stahl; Bass: Martin Ziaja; Keys: Christoph Siegenthaler; Percussion: Ephraim Salzmann und die zwei wunderbaren Background-Sängerinnen: Cheri Kedira und Ray Novacane.

Als Konzertbesucher spürt man sofort die freundschaftliche Übereinstimmung, die Souveränität, Professionalität und Freude beim gemeinsamen Musizieren von Band und Sängerin. Das Konzert beginnt mit einem wuchtigen Instrumental-Intro, bevor Stefanie unter Jubel. erscheint. Und dort wird die zierliche Sängerin ohne Pause die nächsten zwei Stunden plus Zugaben die Bühne beherrschen: energiegeladen, jedoch ohne sichtbare Anstrengung ist sie aufregend präsent in jedem Song. Singend, tanzend, erzählend begeistert sie mit wechselvoller Musik und absoluter Natürlichkeit immer wieder auf’s Neue.

Talente, aus denen sie auf der Bühne schöpft, sind: Kreativität, gepaart mit einer ureigenen Musikalität, auf die sie sich verlassen kann, die sie weiter antreibt, die ihr Ideen gibt. Und natürlich ist da vordringlich immer wieder ihre starke Stimme mit unverwechselbarem Soul-Timbre und diesem speziellen Vibrato, welches mich sogar an Helen Schneiders Stimme während ihrer Rockphase in den frühen Achtzigern erinnerte. (Schneider with the Kick/ Rock’n Roll Gypsy).

Ob Stefanie Heinzmann Balladen, Softrock, Pop oder Soultöne anschlägt: Herz und Seele sind immer dabei. Sie hat das haargenaue Feeling, ihre vokale Beweglichkeit ist erstaunlich. Mit einer langen Reggea-Nummer heizt sie dem Saal ein – und im Verlaufe des Konzerts zeigt sich: wenn einer „einheizen“ kann, dann ist es Stefanie Heinzmann. Im Team mit ihren Musikern wandelt sie den leicht schleppenden Rhythmus, der dem Reggea oft zu eigen ist, in mitreißenden Funk und Groove. Die Nummer scheint nicht enden zu wollen – und man will einfach immer noch mehr.

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Weiterer Höhepunkt in Sachen Funk war Stefanies Cover des Bruno Mars Song „Uptown Funk“! Diese Nummer steigerte sich geradezu rauschhaft, auch durch die geniale Unterstützung ihrer zwei Backgroundsängerinnen Cheri Kedira und Ray Novacane. Euphorisch empfunden würde ich sagen: Stefanies elektrisierendes Cover verwies Bruno Mars in seine Schranken.

Spannend wird es auch, wenn Stefanie – soundmäßig abgespeckt – nur zum Piano oder zur Gitarre eine Ballade singt. Sozusagen unplugged. Ein gefühlvolles Lied für ein Freundin oder ein Song, der von Tagen handelt, an denen einfach nichts stimmt, an denen man der Melancholie oder einer unbestimmten Traurigkeit nicht entfliehen kann. Hier weiß sie zu nuancieren, sie intoniert in wechselvollen Klangfarben, zart oder kräftig – abseits von tonaler Gleichförmigkeit.Trotz ihrer technischen Versiertheit, dominiert bei ihr auch immer das Gefühl.

Stefanie Heinzmanns besondere Stärke aber ist der Soul und Funk. Gute Popsongs waren ja in der Überzahl dabei, aber zur absoluten Hochform fährt sie auf, wenn sie in Songs mit wunderbaren Soulphrasierungen vor Publikum mehr improvisieren kann, ganz anders als in einem Studio. So erfolgt nach jeder virtuosen, stimmstarken Soulverzierung – besonders gerne zum Ausklang eines Songs – der verdiente Applaus, was die Sängerin noch mehr anspornt.

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Ihre letzte Zugabe hat mich dann noch besonders überrascht. Nur zum akustischen Gitarrenspiel von Moritz Stahl ertönen in Stefanies Gesang bisher ungewohnte, leichte Jazzanklänge. Soweit geht also ihre vielseitige Begabung! Fazit: Sie kann eigentlich nur noch besser werden.

Nicht nur mit Musik, auch mit ihren Zwischentexten verbreitete Stefanie Heinzmann während des Konzerts eine Atmosphäre von großer Herzlichkeit, man konnte sich umarmt fühlen.
Einmal sagte sie: „Ich liebe was ich tue“! Das glaubte man ihr sofort, das hat sie im Kölner Gloria glänzend bewiesen.

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