Köln – Abklatschen auf den Rängen und „so ein Tag so wunderschön wie heute“ singen. Ist das nicht herrlich? Es gibt nichts schöneres, als die Emotionen beim lange ersehnten Heimsieg des 1. FC Köln. 50000 Fans waren bei strahlendem Sonnenschein ins RheinEnergie Stadion gekommen.Davon natürlich auch 6000 Frankfurter Fans. Als ich nach der Partie nach Hause fahre, sitze ich an der Ampel zum Geißbockheim auf dem Motorrad und kneife mich in den Arm, weil ich es immer noch nicht glauben kann, das ich gerade eben 4 Tore von Deyverson,Risse,Ujah und Osako gesehen habe. Neben mir steht ein Motorrad aus Bonn. FC Aufkleber auf dem Tank. Er hebt kurz den Daumen und nickt. Ich nicke glückselig zurück. Dabei sah es eine Stunde vor Spielbeginn noch anders aus. Da gab es noch viele Effzeh Fans, die mit diesem Resultat nicht gerechnet hatten. Trotz Sonnenschein überwog nach dem Pokalspiel in Freiburg die Skepsis.
Der 4:2-Sieg des Effzeh ist echte Sensation und die vier Heimspieltore wirken wie ein Wunder.Die Begeisterung über den zweiten Sieg im zwölften Heimspiel bringt Sicherheit im Abstiegskampf. Peter Stögers Einwand: „Das Spiel hätte kippen und auch ganz anders ausgehen können“, finde ich korrekt.
Der Effzeh zeigte in der ersten Halbzeit soliden Einsatz. Der Kampf wurde angenommen. Und es war ekelig was da im Mittelfeld abging. Zäh kam die Partie in Gang und die Eintracht zeigte, das man es den Gastgebern nicht leicht machen wollte. Fouls und Nickeligkeiten ohne Ende. Köln dominierte klar.Peter Stöger hatte mit dem Einsatz von Deyverson die richtige Entscheidung getroffen. Der Brasilianer beschäftigte die Gästeabwehr und lieferte sich Zweikämpfe ohne Ende. Ging ein paar mal doch sehr theatralisch zu Boden, das sei aber der Mentalität der Brasilianer geschuldet, wenn sie attackiert werden, sorgte aber für genügend Strom im Angriff.
Und dann war es eben dieser Deyverson, der mit einem geschickten Heber, den herauslaufenden Kevin Trapp überlistet und das Leder im Netz unterbringt. Das 1:0 in der 28. Minute wird wie der Sieg gefeiert, denn es ist eine Erlösung. Wer übrigens meint, das fehlen der Ultras wäre der Stimmung abträglich, der irrt. Die Effzeh Fans trieben ihre Mannschaft nach vorn.
Doch das zähe Ringen hielt an. Anthony Ujah ließ noch eine 1000% ige Chance aus, denn er stand plötzlich allein vor Trapp und versuchte einen Heber über Trapp hinweg, statt den Ball flach vorbei zu schieben. So ging es mit einer knappen Führung in die Pause.
Zur zweiten Halbzeit kam dann jene offensivstarke Eintracht, die Peter Stöger angekündigt hatte. Der Druck aufs Kölner Tor nahm permanent zu. So war das 1:1, des bis dahin unbeteiligt nebenher trabenden Alex Meier,eine logische Folge.Erst hatte Timo Horn den Schuß von Meier grandios pariert, doch den Abpraller des vehementen Schuß, brachte der Torjäger dann doch im Netz unter.(58.)
In den ersten Minuten danach erschien es mir wie ein Umsturz der Partie. Die Eintracht kombinierte auf einmal schnell und konterte immer wieder. Dominic Maroh konnte einen Alleingang von Haris Seferovic und dessen Abschluß vor dem Kölner Tor, so gerade noch verhindern.(65.) Doch sein Einsatz schien der Schlüsselmoment der Partie zu sein. Der FC erwachte aus der Pausenlethargie.
Stögers Prophezeiung von der chronische Abwehrschwäche der SGE wurde wahr. Kevin Vogt war von rechts durchgedrungen und ich denke gerade, der wird doch wohl jetzt nicht drüberschießen. Doch der macht es heute entscheidend richtig. Er schiebt den Ball quer nach links auf den freistehenden Marcel Risse. Der zieht volle Kanne ab und das Ding ist zum 2:1 in den Maschen. Das war die richtige Antwort des Effzeh, der deutlich macht- Tore schießen können wir auch.
Frankfurt ist ein starkes Team und setzt sofort auf geschlossene Gegenoffensive. Doch genau das wird jetzt zum Verhängnis. Osako kommt für Deyverson und es ist kaum zu glauben, der kleine Japaner macht heute den Unterschied. Irgendwo hat Osako neues Selbstbewusstsein getankt, oder er weiß das eine halbe Millionen japanischer FC Fans vor dem TV sitzen.
Osako der in den bisherigen Spielen kaum eine 1 zu 1 Situation gut gecheckt hat, mischt mit Ujah die Frankfurter Abwehr wie ein Wirbelwind auf. Und taucht aus einer solchen Situation allein vor Kevin Trapp auf.
„Wird er es machen?“ frage ich mich. Und der Ball ist drin. Unfassbar. Unglaublich. Der Ball zappelt zum 3:1 im Netz.(79.) Und jetzt bricht hier auf der Tribüne das Jubelchaos aus. Das „Kölle Alaaf“ geht mir durch und durch. Ich kann es nicht glauben. Meine Nebenleute können es nicht glauben. Aber wir alle Wissen. Das ist der Sieg. Das wird und kann nicht sein, das die Gäste das noch kippen.
Mit dem 4:1 krönt dann Antony Ujah seinen Spieltag doch noch (82.). Drei vergebene Hochkaräter in einem Spiel und die anderen machen die Tore, das wäre für „Fußballgott“ Ujah aber auch sehr hart gewesen.
Wie hart die Partie letztlich war, zeigt die Verletzung von Pawel Olkowski. Die übereifrige Grätsche zeigte wie die Eintracht gestrickt ist. Da wird die Verletzung eines Spielers schon billigend in Kauf genommen, wenn man den Spielaufbau stören kann. Dies Härte der Gäste aus Frankfurt war nicht wirklich schön anzusehen.
Das Kevin Wimmer ein Elfmeterfoul verursachte finde ich kein Problem. Doch das er für ein Foul, wo der Ball schon weg ist, die Rote Karte bekommt (TV Wiederholung bei SKY Bundesliga), finde ich eine sehr harte Entscheidung. Dabei denke ich an die Spätfolgen. Hoffentlich erhebt der 1.FC Köln gegen eine Spielsperre von Wimmer Einspruch. Meiers Elfer ist drin. Ja und? Es ist der 4:2 Endstand. Tausende FC Fans knipsen mit ihren Handys die Effzeh Anzeigentafel.
Ein Frühlingstag dessen vier Tore sich im Effzeh Geschichtsbuch wiederfinden werden. Ein Bilderbuchtag und ein Bilderbuchsieg! Ich durfte dabei sein und bin happy ohne Ende. Nicht nur über den Sieg. Nein. Ich habe gesehen das in dieser Mannschaft wirklich ein großes Potential steckt.
Dieses Team hat sich den 11. Platz in der Bundesliga echt verdient. Da läuft noch lange nicht alles perfekt im Geißbockteam. Doch der Wille es immer besser zu machen, der ist da. Spürbar. Und vielleicht hilft dem Team die Erkenntnis, das gute Defensive allein nicht ausreicht und man mit viel Druck auf den Gegner auch Tore machen kann. Wenn dieser Umschwung fortgesetzt werden kann, dann wird man sehen, das der Tabellenplatz das Ergebnis harter Arbeit ist. Und harte Arbeit wird in der 1.Bundesliga am Ende immer belohnt. Selbst ungerechte Schiedsrichter Entscheidungen, können dann den Erfolg einer Mannschaft nicht wirklich verhindern.
Am Samstag geht es nach Dortmund zum BVB. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen.