Wenige Meisterstücke „“ immerhin . (Aber auch viel „scha „“la-la-la-la`s und dubi-dubi-uh-uh“™s“ !)
Die vierfache Grammy-Gewinnerin gehört zu den größten Jazzsängerinnen unserer Zeit, (oberste Liga!) und ich bin immer noch ein Riesenfan von ihr. (Die Liveauftritte !!!!) Aber Dianne Reeves neue CD ist bis auf drei/vier Ausnahmen enttäuschend „glatt bis matt“ produziert „“ trotz exzellenter Musiker und einer Jazzvokalistin, an deren Meisterschaft es zunächst nichts auszusetzen gibt. Den vielen, durchweg fast extrem positiven Besprechungen kann ich mich nicht widerspruchslos anschließen, obgleich ich mutmaße, dass es wohl einem Sakrileg gleichkommt, dieses kostbare „Kleinod“ von CD wenigstens in einigen Punkten kritisch zu bemängeln.
Auf ihrer neuen CD wiegt sich Dianne Reeves in andauernder, sanfter Harmonie „“ angepasst dem Repertoire von Lovesongs im Jazzgewand. Man kann ihren Vortrag in manchen Songs durchaus „beseelt“ finden, aber mir fehlt es auf die Dauer an „Biss“ oder Leidenschaft. Es mag auch an den Songs und den Arrangements liegen, (besonders zu Beginn der CD), dass sich nur eine moderate Begeisterung bei mir einstellt.
Gleich der erste Song „Just My Imagination“ wirkt lasch und austauschbar wie Dutzendware, jedenfalls kein Material für eine Künstlerin wie Dianne Reeves. Der Song kommt aus der Motown-Ära, und könnte mindestens ein gutes Popstück abgeben – aber Gesang und Arrangement klingen seltsamerweise für mich mehr belanglos als „träumerisch“. Wer weiß, wo da die Prioritäten lagen, dass Produzent George Duke und Dianne, diesen mittelmäßigen Song auswählten.
Leicht schmalzig geht es weiter mit „Over The Weekend“. Komplex verwinkelte Melodiebögen lassen tatsächlich aufhorchen! Diannes breites Klangspektrum, dieses Gottesgeschenk an Stimme, präsentiert sich hier gekonnt in allen leisen und lauten Nuancen! Aber der Song ist zu klischeehaft arrangiert und orchestral zu dick aufgetragen, um, – nach Beurteilung eines Kritikers,- als eine „atemberaubende Neuaufnahme“, wirklich zu beeindrucken. Dianne verlässt den Song mit vielen federleicht garnierten „uh-uh-uh“™s“, die im Verlauf der CD noch des Öfteren auf vielen Titeln zu hören sind.
Auch das Ripperton-Cover „Loving You“ zieht harmlos und wenig beeindruckend vorüber. Minnie Ripperton sang den Song vor über dreißig Jahren mit hoher kindlicher Stimme. Ihr Vortrag hatte damals einen gewissen Charme, der von der Tatsache ablenkte, dass es nur ein „Liedchen“ ist. Zur reifen, um nicht zu sagen „mächtigen“ Stimme der Reeves passt der Song nicht wirklich, obgleich sie natürlich die „scha „“la-la-la-la`s und dubi-dubi-uh-uh“™s“ perfekt meistert.
Mit dem vierten Song „I“™m In Love Again“ wird dann wenigstens die Songqualität gewahrt. Hier kann Diva Reeves die kühle Schönheit ihrer Stimme entfalten – adäquat zum endlich ersten(!), wirklich guten Song der CD und zu der schlichten Gitarrenbegleitung. Überhaupt stelle ich für mich fest, dass die Stücke mit der Begleitung der großartigen Gitarristen Russell Malone und Romero Lubambo die besten dieser CD Produktion sind. Ein komplettes Album nur mit diesen zwei Gitarristen und der Reeves-Stimme zu kreieren, wäre zumindest in der jetzigen, so beliebten Crossover-Jazzlandschaft von kreativer Besonderheit und musikalischer Konsequenz gewesen.
Dianne Reeves ist ja einige Zeit vor dieser CD Produktion mit diesem Konzept ( zwei Gitarren, eine Stimme) in Livekonzerten zu bewundern gewesen. Ich habe sie in der Kölner Philharmonie erlebt. Es war eine Sternstunde, an die ich mich immer dankbar erinnern werde! Ihr Gesang und das Zusammenspiel mit ihren zwei Musikern war von geradezu überirdischer und minimalistischer Schönheit. Dianne Reeves wäre nicht die erste Sängerin, die ein solches Album, trotz Risiko der musikalischen Gleichförmigkeit, schaffen würde. (Ella Fitzgerald hat z.B. ganze vier Alben nur mit dem Gitarristen Joe Pass als einzigen Begleiter heraus gebracht!) Ebenso wie Ella, verfügt auch Dianne Reeves über große Flexibilität und Klangreichtum in ihrer Stimme, ein solches Album spannend und erfolgreich zu vollenden. Im Konzert hat das Publikum diesem sparsamen Konzept fasziniert gelauscht. Warum will man diese Musik mit der Länge einer 50 Minuten-CD dem Jazzliebhaber nicht zumuten? Eine solche CD hätte ein innovativer Meilenstein werden können. Reeves“™ neues Album „When You Know“ ist es leider nicht geworden.
Beim folgenden Song „Midnight Sun“, einem Jazzklassiker von Lionel Hampton/ Sonny Burke/ Johnny Mercer, zeigt das Arrangement markantere Akzente, als bisher auf dieser CD zu hören waren. Dianne verziert auch diesen Song gegen Ende mit Reevestypischen, scatähnlichen Vokalismen dessen spezifische Eigenart es sind, unvermittelt Kopfstimmentöne leicht jodelig, immer sehr hoch und klar, zu intonieren. Sparsamer und nicht stereotyp eingesetzt, vermögen sie zu gefallen !
Die schönsten Liebesballaden sind natürlich immer die „traurigen“. „Once I Loved“ vom Bossa-Nova-Genie Jobim ist da genau die richtige Wahl und einer der innigsten Songs der CD. Hier singt Dianne Reeves mit großer Intensität. Ihre Stimme strahlt bisweilen in überwältigender Schönheit, auch wenn sich bei ihr inzwischen ein Hang bemerkbar macht, die Melodie weniger straight zu singen, als sie mit improvisatorischen Zierwerk ( die uh-uh-uh“™s) zu versehen. (weniger wär schöner !)
Mit „The Windmills Of Your Miles“, schrieb Michel Legrand einer seiner populärsten Songs. Es gibt unzählige Cover weltberühmter Interpreten von dem Stück. In dieser neuen Version wurde das Lied durch ein ungewöhnliches, sehr inspiriertes Arrangement von jeglicher Gefühligkeit befreit, und jazzlastig ausgestattet. Reeves“™ Interpretation ist zu Beginn einfühlsam, wird aber später distanzierter. In den kräftig gesungenen Passagen und besonders in den Höhen klingt sie zum ersten Male angestrengt und etwas atemlos. Allerdings endet Dianne den Song auf eine musikalisch interessante und sehr harmonische Weise. Sehr schön! Trotzdem hat bei diesem Titel die Instrumentierung die Pluspunkte. Und so interessant wie es klingt – ein bisschen sehnt man sich da doch nach einer melodischeren Interpretation, oder gar nach der Sentimentalität der berühmten Version von Dusty Springfield. Irgendwas scheint hier zu fehlen.
Hochkarätige Glanznummern sind rar auf diesem Album. Aber neben „Once I Loved“ und „I“™m In Love Again“ ist der Titelsong „When You Know“ einer der interessantesten und lebhaftesten. Im intensiven Drive mit Sogwirkung treibt Reeves Stimme, steigert sich weiter „“ bis sich ein afro-ethnisch klingender Chor dazu gesellt und die Akzente verlagert. Ein Stück, in dem Dianne Reeves“™ musikalische Nähe zum schwarzen Kontinent wieder sehr schön zum Ausdruck kommt.
Zum Abschluss erhält die CD mit dem Blues “ Today Will Be A Good Day“ noch einen richtigen Frischekick. Vital und erdig interpretiert Dianne Reeves ihre eigene, brandneue Komposition, und beweist ihre Vielseitigkeit – diesmal auch ohne “ la-la la“™s“ und „uh-uh uh“™s“, statt dessen aber gipfelt der turbulente Song am Ende in einem dynamischen Pfeifton. Es ist klar „“ Reeves beherrscht die komplette vokale Tastatur!
Dianne Reeves“™ Label „Blue Note“ hat sich mit der Werbung für ihr neues Album weit heraus gelehnt. Da heißt es: „When You Know“ dürfte für Generationen (!) von Sängerinnen neue Maßstäbe setzen. (Hm – Dicker geht“™s wohl nicht?)
Nötig war das nicht, ( oder gerade doch?) Denn Ihre bisher besten Alben wie „The Grand Entcounter“, „Art & Survival“ , „I Remember“ , „Quiet AfterThe storm“ „In The Moment“ und „That Day“ sind lange VOR „When You Know“ erschienen, und ich empfehle sie jedem wärmstens.
Verglichen mit diesen Kunstwerken des Jazzgesangs ist das neue Album Mittelmaß. Ein Freund und Jazzkenner, dessen Musikgeschmack ich gerne beachte, hatte sich die CD bereits vor mir gekauft. Er meinte dazu: „diese CD kann man gut bei einem gediegenen Candlelight-Dinner hören…..“