Köln- Gestern Abend sprachen wir beim #TK4711 unserem monatlichen Twitter Usertreffen rund um die Bundesliga, noch über die Maßnahmen der Stadt Köln zum verdichten von Grünflächen für den Wohnungsbau, versus Umnutzung von Industriebrachen in Köln, für den Neubau von Wohnungen.
Heute rollen hier nun Bagger und Motorsägen an und schaffen trotz aller Widerstände der Nachbarn und der Bezirksregierung Rodenkirchen, die das so nicht wollte, Tatsachen. Der Rat der Stadt hat es so beschlossen! Et isse su wie et iss! Oder vielleicht nicht? Und nun steht am zweiten Tag kein Wald mehr, außer den Bäumen die nach Planfeststellungsverfahren der Stadt Köln ggf. stehen bleiben „sollen“, wenn sie nicht den Bau gefährden. Denn auch sogenannte Gefahrenbäume dürfen bei Baumaßnahmen unter Umständen noch gefällt werden.
Dort wo einst viele Familien aus der Nachbarschaft gemeinsame Zeiten in einem idylischen Naturraum verbrachten entstehen sieben Wohnblöcke.
Victoria und die Dürre der letzten zwei Jahre, hatten ja bereits einiges an Vorarbeit geleistet und wie man so schön sagt – der Lack war bereits ab!
Es liegt noch keine Baugenehmigung vor
Der aktuelle Stand der Dinge, bei der Nachfrage nach der Baugenehmigung: Es findet kein Bau statt, das sind noch einige Fakten zu klären. Es wurde auch kein Bauschild der Maßnahme aufgestellt. Es handelt sich um eine Rodungsmaßnahme, im Sinne von Fakten schaffen.
Und jetzt trauern hier einige Nachbarn über den Verlust. Ja Verlust. So sah es 2013 im Sommer hier aus.
Gestern und heute hatten hier einige Tränen in den Augen über das Ausmaß und das jähe Ende. Was werden erst die Vögel sagen, wenn Ihre Frühjahrs Nistplätze plötzlich weg sind? Im übrigen wird alles entfernt auch Sträucher und Hecken, die dem künftigem Bau im Wege stehen könnten!! Ganz schöner Knaller finde ich.
Apropos Verlust. So sah es 2013 hier aus.
Deshalb ist heute ein Tag, der mich traurig stimmt, obwohl ich ein gebürtiger Chefoptimist bin. Ich fühle mich nun endgültig bestätigt und bin ich froh, das ich der Politik in Köln nicht vertraut habe und vor sechs Jahren auf Ostfriesland gesetzt habe und inzwischen dort meine neue Heimat in einem kleinen Dorf mit 600 Einwohnern gefunden habe.
Es macht mir am Ende wenig aus, die Zukunft in einer Region und in einem Dorf zu verbringen, das ein Großstadtmensch unter der Bezeichnung – da bist du aber abgehängt – führt.
Ein paar Anmerkungen erspare ich mir nicht. Der Bauwahn in Köln, der trotz der Gefahren durch den Klimawandel um sich greift, ist pure Selbstzerstörung. Leute, Leute. Werdet wach. Ihr sägt freudig am eigenen Ast.
Hundertausende Quadratmeter Gleis und Industriebrachen lässt die Stadt Köln links liegen. Die Stadtpolitiker ignorieren das oder trauen sich nicht ran an, ehemalige spekulierende Eigentümer, Bund und Bundesbahn. Man fasst diesen Tatbestand gar nicht erst ins Auge. Oder man kann sich nicht entscheiden einen politischen Weg zu finden, diese sinnlosen, bereits verdichteten Flächen umzunutzen. Stattdessen fallen in Köln immer wieder Bäume und Flächen mit Naturraum werden neu verdichtet. Betoniert.
Ich weiß nicht was da für Menschen im Rat und in den Bauämtern der Stadt Köln agieren. Brauchen die keine frische Luft zum atmen? Haben die keine Kinder? Reichen denen 14 Tage frische Luft in Bayern oder an der Nordsee im Urlaub, für die restlichen sonstigen Tage zum Leben in Köln?
Was regst du dich auf? Was geht es dich überhaupt an?
Das könnte jeder von Euch jetzt sagen. Diese Frage habe ich mir in den letzten 5 Jahren während des Planfeststellungsverfahren der Stadt Köln für den Innenausbau in Köln Sürth und auch an anderen Plätzen in Köln oft gestellt. Hier noch einmal ein Rückblick auf den Besuch des CDU Bundestagsabgeordneten Heribert Hirte und Gräfin Alexandra Wengersky vor Ort
Meine Antwort: Diese Dummheit und Ignoranz ärgern mich.
Ich habe in meinem Leben einfach zu viele langfristige und unsinnige politische Entscheidungen erlebt und hatte immer gedacht, eines Tages hört das auf. Dann kommen kluge und gebildete Menschen mit ökosozialer Verantwortung an die Macht.
Doch es kamen leider keine Menschen, die den roten Faden aufgenommen haben. Den Faden der so wichtig für uns alle ist. Der, warum es unsere Kinder mit #fridaysforfutur wöchentlich auf die Strasse treibt. Natur ist für uns Alle wichtig! Doch nach wie vor, sind Menschen die so denken, leider eine verschwindend geringe Minderheit.
Dabei beten es uns nicht wenige Professoren und Wissenschaftler schon lange vor. So wie Harald Lesch in seinem Buch „Die Menschheit schafft sich ab“, haben auch andere Wissenschaftler in den letzten 10 Jahren, unendlich viele Aufsätze über die Folgen der Vernichtung von innerstädtischen Grünflächen geschrieben. Was ist seitdem passiert? Nichts! Die gewählten Vertreter des Volkes, ignorieren das geschriebene Wort, TV Dokumentationen, Medienberichte und Zeitungsartikel ohne End. Sie handeln weiterhin nur im Sinne des Kapital. Marktwirtschaft vor Natur. Neoliberal gesprochen: Der Markt regelt das. Ja im Sinne von – das Kapital wächst. Immer!
Wohnraum besitzen und schaffen ist in Deutschland zu einer Großindustrie heran gereift. Die letzte Kuh die Kapitalbesitz noch melken kann – ist – Wohnraum. Neben CumEx, das wird inzwischen ja strafrechtlich verfolgt, sind es Aktien- und Geldhandel, sowie der einzig verbliebene Markt,der Immobilienmarkt, an dem noch Zinsen und Erträge zu erwarten sind.
Ihr müsst zugegeben, das ich mich, wenn es zu Lasten der geliebten Natur geht doch darüber aufregen darf. Oder? An dieser Stelle fällt mir das Schweigen sehr schwer. Doch, so meine Erkenntnis, wirklich daran ändern kann ich nichts. Zumindest in Sürth nicht. Da vermeldet das Immobilien Kapital den nächsten Sieg.
Dabei gäbe es politisch eine kluge Option um das zu verhindern. Nicht die Mietpreisbremse und Enteigung. Es gibt andere Optionen. Gregor sagte gestern beim Tk4711 Stammtisch: „Wann entscheiden Politiker endlich, das nicht jeder nach Köln oder in eine Großstadt ziehen kann, wenn die Stadt voll. Voll ist voll! Es gibt kein Recht in einer Großstadt zu wohnen, die keinen Wohnraum hat!“
Wohl wahr. Und eine Abhilfe stünde der Politik zur Verfügung. Statt zu bauen, für flexiblere Arbeitszeiten sorgen. Leben in der Peripherie belohnen. Homeoffice Strukturen schaffen und die IT Netze noch schneller erweitern. Eine Erweiterung und Konzentration auf 100% bessere ÖNPV Strukturen. Schnelltrassen statt Autobahnen in den Kern der Städte. Städte Autofrei machen. Kulturraum und Lebensraum schaffen statt dem Verkehr noch mehr Raum zu geben. Das Sagen Wissenschaftler der Unis‘ in Aachen und Wuppertal. Der dringend erforderliche Verkehrsinfrastruktruplan für NRW liegt immer noch auf Eis. Seit über 10 Jahren. Doch ÖNPV ist leider kein kapitalträchtiges Geschäftsmodell für Anleger und deshalb politisch auch nicht mehrheitsfähig.
Et küüt wie et küüt und so jon mer fott!
Einzig darüber reden hilft mir den Schmerz zu ertragen. Wenn ich über meinen Schmerz und meine Trauer rede, hilft es mir ein Stück weit, mit diesen widerlichen Dingen in meinem Umfeld klar zu kommen. Es ist ein Trauerspiel und bleibt ein Trauerspiel auch in der Zukunft. Für mich endet es, aber Ihr solltet vielleicht noch mal genauer drüber nach. Ist das wirklich das, was ihr wollt?
Ich räume das Feld. Mache gerne Platz für die Menschen, die unbedingt in Köln leben wollen. Ich werde die zwanzig Jahre hier, das Leben vergleichbar mit dem Leben in der Provence in Frankreich, im Herzen des Kölner Südens, an der „Cote da Sürth“ niemals vergessen. Die vielen duftenden Bäume, Blätter, Blüten, die vielen wunderbaren Farben und der herrliche Klang der Vogelstimmen durch das ganze Jahr hindurch, sind auf ewig in meinem Herzen bewahrt.
Dafür danke ich in erster Linie Harry Bluhm, einem verantwortungsvollen ehemaligen Bürgermeister, der Sürth und den Kölner Süden liebte und unter dessen Regierung so etwas in Sürth niemals geschehen wäre. Er verhinderte damals schon Baumassnahmen in diesem Gebiet und legte seine schützende Hand zum Ärger der Hausbesitzer die hier bauen wollten über das innere Grün in Sürth. Das hat noch lange nach seinem Tod, vieles an Bauvorhaben hier vor Ort erst einmal verhindert. Den Grünen/Bündnis90 kann man keinen Vorwurf machen, sie haben lokal alles versucht, am Ende hat es nicht gereicht um das Übel zu verhindern. Shit happens!
Dem Neu Kölnern stehen dann vielleicht in eins bis fünf Jahren, 39 Luxus Eigentumswohnungen und neue Straßen, mit Parkplätzen für Ihre Autos und kleinen Wiesen vor der Tür zur Verfügung. Herrlich. Das Leben in der Stadt. Bevor ich es vergesse. Es ist in Köln immer so, das überall dort , wo der Rat und das Stadtplanungsamt den Finger bereits hin gelegt hat, wird über das nächste Bauplanungsverfahren bereits verhandelt. Bildet Euch also nicht ein, das wenn ihr hier kauft , das letzte Grün rechts und links für Euch verbleibt. Das wird garantiert verschwinden, denn nach Insider Informationen, der weitere Bebauungsplan lag schon vor über 30 Jahren vor, wäre damals aber niemals durch den Rat gegangen.
Also leev Kölsche opjepass op üch, un et wor schön mit üch!
P.S. Es handelt sich nicht um Tage.
Die Aktion geht in 4…3….2…1 …währt gerade mal ein paar Stunden!
Die Nachbarn stehen und staunen nur noch. Es ist nahezu unbegreiflich,aber wahr.
Stand 21.02.2020 10Uhr.
Jetzt sind auch Bäume gefällt worden die laut Planfeststellungsverfahren stehen bleiben sollten. Eine geschütze Kiefer wurde so eben aus der Erde gerissen. Es steht noch eine bereits abgestorbene Birke und eine Wildkirsche. Das heißt im Klartext: Hier bleibt nichts stehen.
An die Stadt Köln:
Immobilenkapital schafft Tatsachen. Ihr schaut noch nicht mal hin. Von der Stadt war in der kompletten Rodungsphase niemand hier. Keiner hat die Vorgänge und die Rechtmäßigkeit hinterfragt.
Im Klartext: Die Stadt erteilt Freibriefe für Bauherren. In Köln kann jeder Bauherr einfach machen was er will. Auch ohne Baugennehmigung. Dolle Wurst.
Danke für Nichts und schönen Karneval im Rathaus und im Rat der Stadt!