Köln – Er ist ein echter „Icke“, der aktuell im Rheinland lebt. Der Berliner Slang ist tief verwurzelt. Daniel (DeeEmZee) und ich haben uns bei ihm in Bornheim zu einem Gespräch verabredet. Nennen wir es Interview oder pure musikalische Neugier. Er ist Hertha- und Basketball-Fan, das sieht man sofort wenn man sein heiligstes Reich betritt. Ich finde das ist eine ziemlich coole Mischung für einen Schriftsteller.
Seit einem Jahr folgen wir uns bei Twitter gegenseitig. So bekam ich seinen Hashtag #dasbuchkommt immer wieder zu lesen.
Da ich seine manchmal etwas spärlichen Tweets, die sich häufig auf Konzerte und Basketball in aller Welt beziehen, aufmerksam verfolgte, wollte mir so gar nicht aufgehen, wie so ein Typ ein Buch schreiben will. Und vor allem was darin vorkommt.
Ungeklärtes muss für meinen Geschmack erforscht werden. Über Twitter haben wir diesen Termin vereinbart. Und es ist gut, dass ich das gemacht habe, denn wie bei vielen von uns steht hinter dem Gedanken, ich schreibe ein Buch, eine vielleicht interessante Geschichte.
„Das Buch“ kein Buch, sondern ein Rapsong
Und so beginnt in seiner Küche an der Theke, ich liebe Theken, eine spannende, fast dreistündige Unterhaltung. Ich Kölsch, er Brooklyn Lager. Ich erfahre, was ich bereits ahnte, dass „Das Buch“ kein Buch, sondern ein Rapsong ist. Ich spreche in der Folge also mit einem wirklich liebenswerten und bescheidenen Musiker.
„Das Buch“ ist ein Rapsong der am 13.10. 2017 erschienen ist. Ihr könnt Euch ihn ab sofort kaufen!
„Das Buch“ erzählt aus einem Teil des Lebens von Daniel. Wie er mit vielen Träumen von Berlin ins Rheinland kam. Der Liebe folgend. Wie diese Liebe starb und die Tage und Wochen danach. Tage, an denen du am Boden liegst, weil du die Welt nicht mehr verstehst.
Er spricht in seinem Buch von Tagen und Stunden, die wir alle schon erlebt haben. Die man den Menschen, die man liebt ersparen möchte. Mich hat der Text im Song sehr tief getroffen. Ich spüre Wut und Hass, aber auch die Liebe in „Das Buch“.
Jazzie: „Wie bist du denn überhaupt zum rappen gekommen?“
Daniel: “Naja, in meiner Jugend in Berlin-Neukölln waren wir eine coole Truppe in G-TOWN. G-TOWN so nannten wir die Gropiusstadt, das Viertel in dem wir aufwuchsen. Manche bezeichnen das ja als sozialen Brennpunkt in Berlin. Wir haben uns einfach in die aus den USA herüber schwappende Rap-Welle geworfen. Ich sag immer, wer kein Instrument spielen kann, kann ja wenigstens was rappen.“
Jazzie: “Wie fing das denn an mit deiner Musik und was war dein erster Song?“
Daniel: „Oh gute Frage! Das war 1994. Mein erster Song hieß „Das Imperium“ und war auf ein Björks „Army Of Me“ gerappt.
Namentlich war das so eine Evolution. Es begann mit Danny D., dann Danny MC. Dann wurde es DMZ und daraus dann am Ende ausgeschrieben DeeEmZee. Unser musikalisches Leben fand in Berlin-Neukölln statt. Daraus resultiert am Ende auch der Name unseres Labels: G-TOWNpro.NEUKÖLLN
Ab 2000 arbeitete ich dann mit meiner Band den G-TOWN ALLSTARZ und Solo mit dem dem Songwriter und Produzenten DJ OGB zusammen. Da entstanden übrigens auch so Burner wie „Im Namen der Pro.“ und „Es ist gut“, die es als Bonustracks auch mit „Das Buch“ zusammen geben wird.
OGB hat übrigens auch jetzt, fast 16 Jahre später, „Das Buch“ produziert. Das hat unglaublichen Spaß gemacht. Als die ersten Samples für meinen Text da waren, habe ich erst einmal eine mega fette Gänsehaut bekommen.“
Daniel erzählt mir dann von seiner Zeit, als seine junge Ehe in die Brüche ging und von der Einsamkeit und der Sehnsucht nach Berlin-Neukölln. Nach den Freunden der Jugend, als er als DeeEmZee mit ihnen durch die Berliner Szene zog und viel Zeit mit der Rapmusik verbrachte. Das Band brach nie.
Es sollte wirklich ein Buch werden
Und es war wirklich so, das Daniel erst ein Buch schreiben wollte. Sei es als Tagebuch oder um die Dinge zu verarbeiten. Durch das Niederschreiben von erlebtem kann man die Vergangenheit bewältigen. Das kann wie eine Therapie sein, darüber sind wir uns beide einig. Hauptsache Dinge und Erlebnisse nicht runter schlucken oder verdrängen. Bis Daniel feststellte, das er eigentlich kein Buch schreiben kann verging eine Weile. Dann fiel die Entscheidung kein Buch zu schreiben.
Und ab da begann er die Zeilen zusammenzufassen. In einen Raptext zu wandeln. Und dann machte alles auf einmal Sinn. Musik. Rap. Ventil. Dampf ablassen.
DeeEmZee Zitat:
„Oft gibt es von einschneidenden Erfahrungen und Lebensereignissen zwei Varianten des Erlebten, ganz abhängig von den beteiligten Menschen. „Das Buch“ ist meine Version“
Jazzie: “ Wie war das denn mit der Musik in den neun Jahren zwischen Köln und Bonn auf dem Dorf? Hast du die nicht die ganze Zeit vermisst?“
Daniel: “Oh… Berlin, das war eine schöne Zeit. Rappen war geil. Wir waren gut und in der Stadt bekannt. Stadtteilfeste und so. Teilweise auch überregional unterwegs- Wir waren nahe an der Grenze, das unsere Musik und die Band erfolgreich war und fast professionell wurde.
Hätte es damals schon YouTube gegeben, wer weiß!? Doch ich hatte ja einen guten Job in Berlin. Und mein Arbeitgeber hat mir, weil es so gut lief, sogar angeboten, eine Auszeit vom Job zu nehmen. Dann kam die Liebe und die und der Job brachten mich dann ins Rheinland.“
Jazzie: “Ja, das ist verständlich. Würdest du denn gerne wieder zurückgehen?“
Daniel: “Ja, aber dann müsste ich auf meine kleine Tochter verzichten. Die ist gerade eingeschult und das kommt für mich überhaupt nicht in Frage.“
Jazzie: “Wenn der Song erfolgreich wird, was machst du denn dann?
Daniel: “Das weiß ich nicht, aber sicher werde ich erst einmal hier bleiben. Die Zeit die ich mit meiner Tochter verbringen kann ist mir unglaublich wichtig. Das kommt nicht wieder. Wie oft würde ich sie sehen, wenn ich in wieder in Berlin wohnen würde?“
Und wir sprechen über unsere Kinder und stellen fest, das wir beide ähnlich getaktet sind. Das macht mir diesen jungen Mann noch einmal um ein vielfaches sympathischer.
Jazzie: “Also ist es nicht unbedingt ein Comeback, oder habt ihr noch andere Pläne? Gibt es vielleicht noch mehr gute Musik von Dir?“
Daniel: “Erst einmal freue ich mich sehr auf den 13. Oktober. Dann schaue ich wie es läuft. In erster Linie ist es mir wichtig, dass die Geschichte raus ist. Als ich den Song das erste mal im Mix gehört habe, hat sich auch Einiges in mir gelöst und ich fühlte mich viel befreiter. Da gehen neun Jahre meines Lebens an mir vorbei. Neun Jahre mit unglaublichen Höhen und mit absoluten Tiefen. Ich habe es hinter mir. Ob „Das Buch“ erfolgreich wird oder nicht, ist mir erst einmal egal. Für den Fall der Fälle haben wir allerdings was in petto.“ (er lacht)
Jazzie: “Das stimmt. Tiefer als am Boden liegen geht nicht. Ab da, geht es wenn du aufstehst, einfach wieder nach oben. Das habe ich in meinem Leben oft erfahren. Wie hoch, das wissen wir nicht. Auf jeden Fall danke ich dir für deine Zeit.“
Ich sehe mir noch seine Sammlung rarer Basketbälle an. Und dann trennen sich unsere Wege und ich bin irgendwie richtig fröhlich als ich nach Köln zurück fahre. Dufte Type. Twitter sei Dank habe ich ihn persönlich kennen gelernt. Manchmal landen Musikproduktionen ja auch einfach so auf meinem Schreibtisch.
„Das Buch“ der Track :
Der Track hat Wut, Trauer und Demütigung. Ist mit Sarkasmus und Ironie gewürzt und vermixt und in intelligente Reime verpackt. Musikalisch gelungene und überraschend gesetzte Samples sorgen für Abwechslung.
So manche Spitze und Doppeldeutigkeit fällt einem erst nach mehrfachen Hören des Songs auf. Als es um sein Kind geht, fühlt man nicht einfach nur mit, nein, man ist irgendwie mit betroffen. DeeEmZee hinterlässt den Hörer nachdenklich und man möchte wirklich wissen: Wie geht es ihm jetzt?
DeeEmZee; „Jede Passage hat bewußt Interpretationsspielräume, hinter jedem Satz steckt aber eine ernste Aussage. Ich habe mit vielen Menschen gesprochen, die in einer ähnlichen Situation sind oder waren. Es ist wirklich unglaublich, was einige Menschen verkraften müssen und können“.
Die Hookline kann kaum eingängiger sein und fast jeder kann sich an mindestens eine Situation im Leben erinnern, unabhängig vom auslösenden Moment, in der er sich fragte, wer ist jetzt noch bei mir, wem kann ich noch trauen und auf welche Menschen kann ich mich noch verlassen?
Es rotzt und klingt geil. Hat fette Bässe und wenn du in die Zeilen gehst und hinhörst, bist du recht nahe an eigenen beschissenen Erfahrungen im Leben eines Single. Bämm!
So give him a hand and buy that song!
Mein Vorschlag: „Das Buch“ kaufen, downloaden und dafür sorgen, das der Jung wieder auf ´ner Bühne steht. In Berlin-Neukölln fänd ich geil. Wäre ein guter Grund endlich mal wieder in die Bundeshauptstadt zu fahren. 🙂 Apropos in diesem Frühjahr erscheint ein weiterer Track und vielleicht ein Video.
DeeEmzee im Web: www.deeemzee.de
Auf Twitter: @tafkad und @realDeeEmZee
Amazon:
iTunes: https://itunes.apple.com/de/album/das-buch-single/id1287025284
Google Play: https://play.google.com/store/music/album/DeeEmZee_Das_Buch?id=Bxvlj5zziaj57t33pznuqvfqaku