Köln- Das brasilianische Filmfestival CineBrasil feiert die brasilianische Kunst und ihre Widerstandskraft, indem es in Köln, einer Partnerstadt von Rio de Janeiro, eine Auswahl preis-gekrönter Filme zeigt, die das neue Gesicht des brasilianischen Kinos widerspiegeln.
Der Filmclub 813 e.V. und Köln-Rio Städtepartnerschaftsverein e.V. präsentieren das brasilianische Filmfestival CineBrasil.
Spätestens seit Fernando Meirelles Kinohi CITY OF GOD ist bekannt, dass es in Brasilien eine innovative Filmszene gibt. Dennoch findet der brasilianische Film nur allzu selten den Weg auf deutsche Kinoleinwände. Aus diesem Grund zeigt das Festival fünf Filme, die einen Einblick in die Lebendigkeit des filmischen Schaffens in Brasilien geben. Alle Filme werden in portugiesischsprachigem Original mit Untertiteln gezeigt.
Mit den ausgewählten Filmen widmen wir uns speziell dem deutsch-brasilianischen Kulturaustausch, denn die Beziehung zwischen Deutschen und Brasilianer*innen, auf einer menschlichen Ebene, ist unser Antrieb für die Durchführung dieses Filmfestivals. Insbesondere die Vermittlung des brasilianischen Lebens stellen wir dabei in den Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit, da das Leben für viele Menschen in Brasilien nicht so strukturiert oder abgeschert ist, wie man es in Deutschland als Bürger*innen erwarten kann.
Sie, als interessierter Zuschauer, werden auf diese Weise mit den unterschiedlichsten Lebensstilen bekannt gemacht und Kontraste erkennen.
Brasilien hat in letzter Zeit einen besonderen politischen Moment durcherlebt, in dem soziale und kulturelle Bewegungen direkt von der autoritären Politik betroffen waren.
Die Aberkennung von Menschen-rechten und die Abschaffung des Kulturministeriums waren in den letzten vier Jahren Realität und erschweren die Arbeit von sozialkritischen Filme-macher*innen. Brasilien befindet sich in einer Zeit der Umstrukturierung. Mit unserem Programm möchten wir einen Einblick in die verschiedenen gesellschaftlichen Realitäten im heutigen Brasilien geben.
Bei der Eröffnung des Festivals am 15. November 2023 wird die Schauspielerin Rejane Faria, die Hauptdarstellerin des Films MARTE UM (MARS ONE), anwesend sein. Sie kommt zum ersten Mal nach Köln, um das Festival zu besuchen und den Dialog zwischen den Ländern durch das Kino zu feiern.
Das Festival möchte das aktuelle schwarze Kino und das Autorenkino, das in Brasilien produziert wird, sichtbar machen. Es stellt Fragen wie Zugehörigkeit, Widerstand und Identität in den Mittelpunkt.
Dem Publikum wird ein Panorama der Vielfalt brasilianischer Kultur anhand der Filme von Filmemachern wie Lucas Weglinski präsentiert, die mit ihren Werken einen sozialen, politischen und ästhetischen Dialog anregen wollen.
Der preisgekrönte Regisseur wird am 17. November auf dem Festival anwesend sein!
Er wird seinen Film MÁQUINA DO DESEJO (DESIRE MACHINE) vorstellen und nach der Vorführung mit dem Publikum über seine Arbeit sprechen.
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Die Programmübersicht
Mittwoch, 15.11.2023 – 20 Uhr
MARTE UM (MARS ONE)
Brasilien 2022 – 115 Min. – OmeU – digital
Regie: Gabriel Martins
Mit Rejane Faria, Carlos Francisco, Camilla Damião u.v.a.
Am Abend zu Gast: Schauspielerin Rejane Faria!
Die Familie Martins zählt zur unteren Mittelschicht Brasiliens, lässt sich aber die positive Lebenseinstellung von den sozialen Umständen nicht nehmen. Mit der Wahl Jair Bolsonaro zum Präsidenten fällt das Träumen jedoch zunehmend schwerer. Mutter Tércia meint nach einer unerwarteten Begegnung gar, dass sie verflucht ist. Ihr Ehemann Wellington setzt seine ganze Hoffnung auf die Fußball-Karriere seines Sohnes Deivinho. Der würde lieber Astro-physik studieren und phantasiert von der Kolonialisierung des Planeten Mars. Und Eunice, die älteste Tochter, verliebt sich in eine freigeistige junge Frau. Wird es Zeit, das Land zu verlassen, oder sollte man mit Widerstandsgeist bleiben?
Donnerstag, 16.11.2023 – 20 Uhr
REGRA 34
Brasilien 2022 – 100 Min. – OmeU – digital
Regie: Júlia Murat
Mit Sol Miranda, Lucas Andrade, Lorena Comparato u.v.a.
In ihrem privaten Leben bietet Simone Live-Sex im Internet an, um Geld zu verdienen und weil es sie reizt, mit ihrem Verlangen zu experimentieren. Der Titel „Regel 34“ bezieht sich auf ein verbreitetes Meme, eine Internet-Regel, die feststellt, dass im Netz zu allem Vorhandenen
pornographische Entsprechungen existieren. In seiner gewagten Gegenüberstellung von privater und politischer Körperlichkeit gelingt es Film zugleich eine Provokation wie auch das Plädoyer für eine freiere Welt zu sein.
Freitag, 17.11.2023 – 20 Uhr
MÁQUINA DO DESEJO (DESIRE MACHINE)
Brasilien 2021 – 94 Min. – OmeU – digital
Regie: Joaquim Castro, Lucas Weglinsk
Mit Zé Celso Martínez Correa, Schauspieler des Teatro Oficina u.v.a.
Am Abend zu Gast: Regisseur Lucas Weglinski!
„Máquina do desejo, os 60 Anos do Teatro Oficina” entstand aus audiovisuellem Archivmaterial der Associação Teatro Oficina Uzyna Uzona. Der Film erzählt von der Geschichte des Theaters und geht auf die verschiedenen Besetzungen des Ensembles ein, das als Brennpunkt des Widerstands und der Re-Existenz die Freiheit des Schaffens zu einer unumkehrbaren Errungenschaft macht. Der Film hat bereits sechs Preise und mehrere lobende Erwähnungen auf Festivals erhalten.
Samstag, 18.11.2023 -19 Uhr
CASA (work in progress
D 2023 – 60 Min. – digital)
Ein Film von Alex Mello und Vitor Kruter
Buch: Alex Mello & Fabio Brandi Torres
Kamera: Jakob Gehrmann – Musik: Ivan Silva
Am Abend zu Gast: Regisseur Alex Mello & Kameramann Jakob Gehrmann!
Bei CASA handelt es sich um ein Doku-Drama eines in Köln lebenden brasilianischen Filme-machers aus Rio, der von seinen Migrations-Erfahrungen in Deutschland berichtet und auch andere Migranten aus aller Welt, welche schließlich in Köln gelandet sind, zu Wort kommen lässt. Der Film, der noch in Arbeit ist, versucht, ein intimes Porträt der verschiedenen Formen von Fremdheit und Zugehörigkeit in der Stadt zu zeichnen.
Samstag, 18.11.2023 -20 Uhr
PALOMA
Brasilien 2022 – 104 Min. – OmeU – digital
Regie: Marcelo Gomes
Mit Kika Sena, Ridson Reis, Anita de Souza Macedo
Warum nicht heiraten? Die Trans-Frau Paloma will, was alle wollen: Ihrem Liebsten das Ja-Wort vor aller Augen geben und der Welt zeigen, wie glücklich sie mit ihm ist, und zwar in der Kirche, in einem weißen Kleid und mit einem Schleier. Für ihren Traum von der Hochzeit in Weiß kämpft sie gegen alle Widerstände, muss aber erkennen, dass nicht alle so stark sind…
Paloma (Kika Sena) führt ein anstrengendes, aber glückliches Leben. Jeden Tag aufs Neue pendelt sie zwischen ihrem Brotjob in der Landwirtschaft, ihrer Leidenschaft als Friseurin und dem Kümmern um Haushalt und ihrer sechsjährigen Tochter. Trotz aller Vorurteile, Ungerechtigkeiten und Gewalt lässt sich Paloma aber in ihrem Glauben und Willen nicht erschüttern.
Sonntag, 19.11.2023 – 20 Uhr
NOITES ALIENÍGENAS (ALIEN NIGHTS)
Brasilien 2022 – 90 Min. – OmeU – digital
Regie: Sérgio de Carvalho
MitGabriel Knoxx, Adanilo, Chico Diaz u.v.a.
In den Außenbezirken der Stadt Rio Branco im Amazonasgebiet kulmunieren die Lebenswege dreier junger Freunde in einer gemeinsamen Tragödie. NOITES ALIENÍGENAS zeigt ein urbanes Amazonien, in dem sich die Traditionen traditioneller Völker dem Zeitgeist widerstehen, der dem Wald entfremdet ist. Mit phantastischen Erzählelementen präsentiert der Film die Geschichte von drei Charakteren aus den Außenbezirken von Rio Branco, die von städtischer Gewalt und Konflikten zwischen kriminellen Banden betroffen sind. Nach Schätzungen hat sich die Gewalt im Bundesstaat Acre in den letzten zehn Jahren verdreifacht.
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CineBrasil – Brasilianische Filmfestival ist eine Veranstaltung von Filmclub 813 e.V. und Köln-Rio Städtepartnerschaftsverein e.V. in Kooperation mit Cinema Negro, Berlin.
Gefördert von der Stadt Köln
„Städtepartnerschaften gestalten!“
Eintritt: 8 Euro / 6 Euro ermäßigt
Veranstaltungsort: Filmclub 813 e.V. Kino 813 in der BRÜCKE Hahnenstraße 6, 50667 Köln Tel. +49 221 3106813
info@filmclub813.de
www.filmclub-813.de
www.koeln-rio-ev.de
www.cinebrasil.info