Köln- Die tollen Tage in Köln sind vorbei. Es war ein sehr herzlicher Karneval in Köln. Überall wo man hin kam, hatte man das Gefühl, das die Menschen in Köln in ihren Kostümen enger zusammen rückten denn je. Es wurde gesungen, getanzt und gelacht. Und das hat gut getan. Es war aber auch ein Karneval in dem viel gesprochen wurde.Ernsthaft. Und wenn wir die jecken Bilder sehen und uns an die Partys erinnern, dann bleibt ein gutes Gefühl. Denn wir wurden erhört. Die Einen vom Wettergott. Die Andern zum Beispiel die vielen Singles, die endlich mal von einem lecker Mädchen jebützt wurden. Herrlich. Die welche, einmal im Jahr aus Einsamkeit und Finsternis eintauchen, in den kollektiven Frohsinn auf den Straßen und in den Kneipen von Kölle. Es war schön und ich möchte noch etwas loswerden.
Denn am Rande jeden bunten Treibens gibt es immer auch Verlierer. Und ich habe ein Herz für Looser. Verstehe aber auch die Bürger in der Republik, die Karneval für das unnötigste Ereignis in Deutschland überhaupt halten. Jooo. Saufen,tanzen,singen. Der Schwachsinn hoch drei. Was soll das? Nun ja. Ich meine jeder so wie er mag. Oder? Toleranz.
Gemeinhin sagt man ja “ Betrunkene sagen die Wahrheit.“ Und weil mir ein paar Menschen in diesem Karneval ihre Wahrheit gesagt haben, erlaube mir eine Randnotiz zum Karneval.
Diese richte ich an die Politiker in Berlin und in NRW. Mein Appell richtet sich nicht nur an Sigmar Gabriel(SPD), Angela Merkel (CDU) unsere Regierungschefs in Berlin. Sondern auch an Hannelore Kraft (SPD), Christian Lindner(FDP), die Grünen,Piraten und die Linken in dieser Republik. In NRW und Köln.
Am Rande des Geschehen der letzten vier Tage in Köln saßen viele, viele ältere Bürger. Rentner, Unternehmer,Vereinsmitglieder von Fußball- Tennis und Karnevalsvereinen in den Kneipen in Kölner Süden. In Weiß, Sürth, Rodenkirchen.
Diese 50-80 jährigen sind es ja, welche den Karneval mit ihrem sozialen Einsatz (Helferstunden und Spenden) und persönlichem Engagement überhaupt ermöglichen. Diese Bemerkung gilt den Nordländern und Küstenbewohnern die Karneval und Fasching nicht kennen. Der Karneval beinhaltet ist in erster Linie eine eine tolle und sehr soziale Geschichte. Damit ein Straßenkarneval stattfinden kann, muss er fast ein Jahr lang organisiert werden. Das heißt, heute ist er vorbei und die neue Session steht bereits in den Startlöchern. Dafür sorgen in Köln hunderte von Vereinen mit tausenden von Mitgliedern. Dahinter stehen tiefe soziale Bindungen und Menschen. Wie du und ich. Engagiert in der Sache. Finanziell auch, aber eher mit drei mal soviel Herz und Zeit.
Gerade deshalb kann man den gesellschaftlichen Stellenwert des Karneval in einer Millionenstadt wie Köln gar nicht hoch genug bemessen. Das gilt obsolet für andere Regionen ebenso.
Der Karneval hatte immer schon etwas mit Politik am Hut
Karneval ist so etwas wie ein Gradmesser für politische Verfehlungen. Im Karneval werden die Kröten, die der Bürger im laufe eines Jahres runter würgen musste, humoristisch aufgearbeitet. Lachen und weinen liegt hier nahe beieinander.
Viele dieser Bürger sind aber auch ehrenamtliche Flüchtlingshelfer und engagieren sich für Flüchtlinge. Deshalb rede ich in der Folge dieser Geschichte nicht von der politischen Meinung und Besorgnis verständnisloser Wutbürger. Das sind schon alles verständige Bürger. Hafenausbaugegner. Arsch HUH Freunde! Alles was Köln so an politischer und sozialer Bandbreite und selbstredend auch politischer Kompetenz zu bieten hat.
Einige der Gespräche haben mich zum weinen gebracht. Doch davor standen erst einmal die Tränen der Betroffenen.
Ein paar Zeilen von Gerda S. (75) die mit nachdenklichem Gesicht auf ihr Kölschglas schaut. „Ich bin so sauer auf die Merkel. Ich hab die gewählt und jeder kriegt Hilfe in Deutschland, die Banken, die Griechen, die Flüchtlinge, doch wo blive mir?“
Und ich erfahre einen kleinen Teil der Geschichte. Als Trümmerfrau Steine geschleppt und Köln aufgebaut. Ihr Mann hat bei Ford am Band geschafft und kurz nach dem Renteneintritt verstorben. Ihre Rente 580 Euro insgesamt. Keine Kinder. Kein Auto. Nur 10 von 25 Tausend Euro erspartes auf dem Konto, das jetzt gerade einmal 150 Euro Zinsen bringt. Die Nebenkosten für Strom, Versicherungen, Steuer, Gas und AWB steigen von Jahr zu Jahr. Einmal die Woche geht sie zur Kölner Tafel und holt sich ein paar Lebensmittel. Manchmal kocht die Nachbarin für sie mit. Obwohl Gerda das immer peinlich ist. Sie hat kein Auto und Sozialhilfe beziehen geht nicht. Sie müsste, wenn sie sich meldet, sonst ihr Fischerhäuschen (69qm), das Sie und ihr Mann sich in den 60er Jahren erworben haben verkaufen. Die monatlichen Kosten betragen nicht einmal die Hälfte dessen, was ein Kölner für z.B. betreutes Wohnen in Köln bezahlen müsste. Aus dem gewohnten Umfeld raus wäre die Katastrophe.
„Ich habe immer CDU gewählt, weil der Norbert Blüm immer versprochen die Rente sei sicher. Er hat leider vergessen zu sagen, das die Kosten für das Leben von der Rente nicht bezahlbar sind,“ sagt sie und fährt fort, „Ich bin tief tief traurig, wenn das die Quittung für all unseren Einsatz beim Aufbau der Bundesrepublik ist. Um einfach vernünftig zu Leben müsste ich aus Weiss weg und dahin wo ich niemanden kenne. Das will ich nicht. Ich empfinde das Verhalten der Politiker in Berlin als absolut respektlos. Die haben uns vergessen.“ Und es rollen die Tränen. Ja es schüttelt sie. Sie wischt sich die Augen und wir lachen und heben die Gläser. Kölle Aalaf dröhnt es gerade …nach.. “ in unserem Veedel denn hi stoon me zusamme..“ Es wogt alles um uns herum. Und ihr wisst schon was dann passiert… mir kullern die Tränen von der Backe. Hach. Ich fühle mich hilflos, denn was soll man da schon noch sagen.
Keine halbe Stunde später treffe ich auf zwei Herren, so um die 65, die aufgeregt diskutieren ob man die SPD noch wählen kann. „AFD kannse ooch nich wäähle! Aver wat süns? Do is do kinner denne wähle kanns, die koche doch all dat selve Süppche!“
Der Kontext der Vorwürfe. Keine Zinsen fürs Ersparte. Mieten im Himmel. Die Rente reicht deshalb nicht. Kapitalflucht wird gefördert. Geldhandel der wird nicht besteuert. Die Großen sahnen ab und für die Armen und Schwachen sind die Töpfe leer.
Für die beiden sind noch nicht einmal die Flüchtlinge ein Thema. Die angebliche Mietpreisbremse funktioniert nicht. Friedrich K. hat 1150 Euro Rente. Zahlt aber für 42qm 780 Euro warm. Und Steuern und Krankenkasse. Das Auto hat er abgeschafft. Wenn er mehr zum Leben haben will, muss er aus Weiss weg, oder arbeiten gehen. Das macht er, in dem er Werbeblättchen austrägt. „Jong dat iss doch alles nite normal suu, oder? Mir Rentner müssten all ens op die Strasse john, nit Pegida. Mir müsse de Fahn errus hängen. Un ich söh och kinne Minsche, der jet ändere dät, wenn nit mi selebst.“
Darüber muss ich nachdenken und noch über so vieles mehr, was ich in der Folge an vier lustigen Karnevalstagen zu hören bekomme.
Ja die Volksseele spricht liebe Politiker. Sie spricht nicht von Futterneid und Hass gegenüber den Flüchtlingen. Eine Neid Debatte findet hier nicht statt. Es herrscht große eher große Betroffenheit und Sorge. Um das,“ wie geht es weiter?“ Und Trauer über die Respektlosigkeit, das die Rentner nur noch als Zahlenmaterial dienen, mit dem man Jahr für Jahr in der Regierung herum jongliert.
Eine Regierung, in der seit zwei Jahren über die schwarze Null geredet wird. Über Geldtransfers nach Griechenland. Über die Kosten für die Bundeswehr. Eine Regierung die über die Reduzierung der Kosten und Folgekosten für die Alten diskutiert. Die Alten und fast Alten, die genau diese Reduktionen am Beispiel des Gesundheitswesen gerade jetzt am eigenen Leib erfahren. Menschen die Jahrzehnte in gutem Glauben in diese Kassen eingezahlt haben. Die nun leer sind. Die in Versicherungen eingezahlt haben, die ebenso nichts mehr wert sind, oder bei denen keine Erträge mehr zu erwarten sind.
Doch eben diese Menschen, welche diese Kosten verursachen, haben eben dieses Land erst möglich gemacht. Dafür gebührt Ihnen Respekt. Genau den erfahren sie nicht. Für die Regierung und die Politiker scheinen hinter diesen Zahlen keine Menschen zu stehen. Und das spüren diese Menschen. Darüber sind sie traurig. Verständlich.
Einige dieser Meinungen rütteln mich regelrecht wach. Sind wir lethargisch?
In der Altenkammer unseres sozial demokratischen Hauses zeichnet sich ein deutliches Problem ab.
Das Altenteil hat eine Daseinsberechtigung, denn es hat für ein Erbe gesorgt und unser aller Leben überhaupt erst ermöglicht.
Wir können nicht nur erben wollen und das Erbe schon verprassen, bevor die Alten tot sind. Fortschreitende Altersarmut darf es in einem Land, mit so viel wirtschaftlicher Intelligenz wie sie in Deutschland vorhanden ist, nicht geben. Wir sollten unsere Energien und Gedanken zusammenfassen. Wir müssen wenn wir das Erbe nicht sinnlos verprassen wollen, über neue Anlagemöglichkeiten des Erbkapitals nachdenken.
Liebe Angela Merkel und lieber Sigmar Gabriel und die anderen Politiker,
ich werde persönlich in drei Jahren ebenso wie meine Nachbarn betroffen sein. Ich werde Köln verlassen müssen. Denn obwohl ich seit meinem 14 Lebensjahr gearbeitet und in die gesetzlichen Kassen eingezahlt habe, kann ich nicht in Köln bleiben. Weil ich mir ein Leben in dieser Stadt von meiner Rente nicht erlauben kann. Ja vielleicht unter sehr mäßigen Bedingungen. Dich die akzeptiere ich für mich persönlich nicht. Das wäre meiner Lebensleistung unwürdig.
Und doch verstehe ich die Trauer meiner Nachbarn von ganzem Herzen. Weil viele von Ihnen ein hartes Schicksal erleiden mussten und ihre Kräfte bereits vollständig aufgebracht sind. So etwas spürt man.
Ich verspüre noch genügend Kraft und Optimismus meine Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen. Ich bin mir darüber im klaren, das ich bis zum letzten Tag meines Lebens, neben der Rente weiter hart arbeiten muss. Das schreckt mich nicht und doch hätte ich mir gerne etwas Ruhe gegönnt. Ich habe eine Menge Energie in dieses Land gesteckt. Meine Kinder groß gezogen. Arbeitsplätze geschaffen. Ausgebildet. Ich habe Norbert Blüm nicht geglaubt, sondern lediglich gehofft, das Rente und Versicherungen am Ende der Tage sicher sind.
Ich möchte aber gerne noch, so lange ich lebe, meinen Mitmenschen und Nachbarn helfen. In dem ich ein Stück weit das artikuliere, was INFAS oder andere Umfrage Oganisationen nicht erfassen und was diese Menschen sich nicht trauen öffentlich zu sagen. Denn sie haben keine Öffentlichkeit wie ich.
Grund genug für mich öffentlich zu fordern, das es an der Zeit ist ,einige Positionen aktueller Politik zu überdenken. Das kann und tue ich als Blogger sehr gerne.
Wir brauchen vollkommen neue Gespräche. Einen Dialog auf einer ganz anderen Ebene. Nicht auf der globalen, sondern auf dem national und lokalen Podium.
Wir müssen unser Deutschland und das Leben noch einmal umgestalten. Die Einheit ist toll. Die Brüderlichkeit ist brüchig geworden und die Freiheit und unser aller Frieden in Gefahr.
Sozialer Frieden ist für eine erfolgreiche Zukunft Deutschlands unabdingbar.
Ich bin nicht der Meinung, das es gut ist, wenn jetzt jede Lobby auf die Straße geht, um die aktuelle Politik noch mehr unter Druck zu setzen. Ich bin dagegen das wir Kriege führen! Ich bin dafür das wir Flüchtlinge aufnehmen und integrieren. Das stärkt unsere Zukunft und sichert das Erbe! Wir müssen mit dieser Option sinn- und planvoll umgehen.
Wenn wir weiterhin zulassen das sich der Straßenmob etabliert, ist für Euch liebe Politiker, den Lobbys, Unternehmen und für mich der Bart ab. Ich sage das nicht in Hinblick auf Umfragen und kommende Wahlen. Das wäre eine fade Drohung und kurzsichtig gedacht.
Wir benötigen jetzt ein Gespräch das die Dinge endlich mal vom Ende her denkt. Dafür müssen keine Studien her, sondern kluge und intelligente Menschen in die Diskussion mit einbezogen werden. Menschen die etwas von langfristiger Planung verstehen. Menschen die denken und lenken. Die agieren statt reagieren.
Es erscheint mir sinnvoll die politische Resignation der letzten 15 Jahre nun endlich einmal zu verlassen und sich ernsthaft mit den künftigen Aufgaben zu beschäftigen. Es ist ein Trauerspiel wie viele fähige Politiker aller Fraktionen resigniert haben und die Bühne und die Diskussion um unser Land verlassen haben. Die zwar noch Kommentare an die Medien senden, sich jedoch nicht mehr aktiv an der politischen Diskussion beteiligen.
Der SPD ist mit Helmut Schmidt der letzte harte Knochen abhanden gekommen. Joschka pflegt die Wampe und unterhalb von Mutti blicken wir in einen tiefen Krater. Sorry das ich das so salopp sage. Aber das denkt der Bürger. Inzwischen nennen viele einen Namen und immer in Verbindung mit: Unfähigkeit. Himmel das ist doch nicht normal.
Wer hätte gedacht, das in Deutschland über ein Jahr lang, eine Minderheit wie die CSU, AFD oder der komische Verein in Dresden, die Gesprächsthemen, die für Deutschlands Zukunft entscheidend sind, bestimmen?
Liebe Grüne, Linke, Piraten, FDP auf der Politbühne, ihr gebt gerade das beeindruckende „Schweigen der Lämmer.“
Oh sorry, nicht ganz korrekt. Einer der auf weiter Flur sichtbar und hörbar „Mabule“ macht, ist Christian Lindner(FDP). Der brüllt seinen Ärger nicht nur im NRW Landtag heftig wahrnehmbar raus. Doch warum findet nur er Worte die ich bei anderen Parteien vermisse? Ach so, Nächstes Jahr ist Wahl.
Und doch. Ich vermisse, das bei politisch wichtigen Entscheidungen, nicht mehr gemeinsam an einem Strick gezogen wird. Das gab es immer mal wieder. Auch ohne GROKO.
Das würde übrigens weitere unnütze Parteien an deren Vormarsch hindern und sollte sich gerade deshalb zügig ändern. Liebe Regierung, den Satz „wir schaffen das“ finde ich genial gut und richtig. Weil nur wenn wir das so formulieren, besteht eine echte Chance die Dinge in den Griff zu bekommen.
Entscheidend ist jetzt, das das leere Blatt unter der Headline mit den Zeilen über unsere künftigen Ziele gefüllt wird. Die Anforderungen an Deutschland wurden nicht von innerhalb, sondern von außerhalb gestellt und sind unerwünscht. Doch man darf nicht verkennen, das sie das Ergebnis einer Politik sind, die unter Schröder bereits begann und die wir nun auch gemeinsam ausbaden müssen.
Shit happens in jedem Leben. Abwenden gilt nicht. Die Chancen stehen ziemlich gut die Dinge in den Griff zu bekommen. Bin zwei mal abgebrannt und weiß, was es heißt, bei Null anzufangen.
Fangen wir bei Null an. Und dafür sollten wir uns jetzt ein wenig Zeit nehmen.
Deshalb sende ich meine Gedanken auch an alle anderen Parteien. Ihr seht Euch von Angela Merkel unter Druck gesetzt? Die Kanzlerin muss weg, weil „das“ hätte sie niemals sagen dürfen? Falsch.
Nennt mir einen einzigen Satz, der eine bessere Lösung in dieser Situation beinhaltet hätte….
Und um nichts anderes geht es. Menschen. Uurgroßeltern,Großeltern,Vater, Mutter, Kinder, Enkel. Du. Ich. Wir. Denkt bitte Alle einfach noch mal nach.
Danke fürs zuhören.