Köln- Wer Roger Cicero nur von seinem aktuellen, sehr erfolgreichen ( und ausgezeichneten) Album) „Männersachen“ kennt, und noch kleinste Zweifel am Jazzgehalt seines Singens hat, der sollte sich unbedingt seine englischsprachige CD „After Hours -There I go“ (2005) besorgen.
Der Mann hat „alles drauf“; swingt und phrasiert „jazziger“ und auch auf modernere Weise als die heute populären Jazzsänger: Bublé, Peter Cincotti, Philipp Weiss oder Tom Gäbel.
Cicero ist vielmehr eine deutsche Antwort auf den grandiosen, jungen Jamie Cullum, was nicht nur
das hier vorgestellte Album klar beweist, sondern auch seine Zusammenarbeit mit dem Julia Hülsmann Trio auf der CD „Good Morning Midnight“ (2006)
Roger Cicero fasziniert mit seiner großen, immer authentischen Musikalität, seinem Temperament und vor allem mit seiner umfangreichen u. wandlungsfähigen Stimme. Er hat erstaunliche, samtige Tiefen und kann auch mühelos, kraftvoll in die Höhe gehen und anhaltend singen. Da gibt es superschnelle Titel die voller Dynamik heraussprudeln. Sein Scatgesang ist der beste, den ich jemals von einem deutschen Sänger gehört habe und kann sich mit dem von Al Jarreau messen. Man hört einfach, wie viel Freude im das Singen bereitet.
Die Songauswahl der CD ist sehr interessant, weil sie vom zur Zeit so beliebten „American Songbook“ abweicht.
Schon die Namen der Komponisten sprechen dafür:
Nicht Porter, Gershwin, Kern u. Berlin, sondern wir hören u.a. eher etwas „gesangsstörrische“ Kompositionen von Cliffort Brown, Abdullah Ibrahim, Herbie Hancock, Lionel Hampton und Kurt Elling. Selbst das seinerzeit schon abgedroschene Beatlesstück „I wanna hold your hand“ wird in seiner neuen Bearbeitung eine anspruchsvolle Ballade.
Wie der 35jährige Cicero diese Songs musikalisch + technisch bewältigt finde ich sensationell, auch weil es klingt, als wäre er schon zwanzig Jahre mit aller Verve dabei! Er wird außerdem von brillanten Musikern begleitet, denen auch viel Raum für die Solis gelassen wird.
Roger Cicero ist für mich die Überraschung des Jahres. Ein Cicero „“Livekonzert hat mich dann noch mehr überzeugt. Er ist mit soviel Verve und Intensität bei seiner Musik, dass ich behaupten möchte: Deutschland hatte zu keiner Zeit einen besseren Sänger!