Köln – Es gibt doch nichts schöneres, als ein 90 Minuten währender Bundesliga Kick bei herrlichem Sonnenschein in Berlin, in dem es um nichts mehr geht. Zumindest so fühlte es sich für mich am TV an. Damit meine ich die „Abstiegstkampf“ Inszenierung unserer Kölner Fußball-Elf auf dem Berliner Rasen.
Abstiegskampf im Tu mir nicht weh Modus
Die erste Halbzeit bei Hertha BSC verlief im – Tu mir nicht weh, dann tue ich dir auch nicht weh Modus auf beiden Seiten ab. Das übliche Kölner den Ball hinten herum schieben. Dem folgten dann die Ballverluste jenseits der Mittellinie. Übrigens auf beiden Seiten. Ein Torschuss der Berliner. Insgesamt zwei Versuche der Kölner. Eine Gelbe Karte. All das deutet für meinen Geschmack nicht auf einen echten Abstiegskampf hin, sondern auf ein von Taktik geprägtes – bloß keinen Fehler riskieren Spiel hin. Duda neben der Kappe. Andersson hilf- und wirkungslos. Jo. Das kann vorkommen.
Insgesamt ein ziemlich lässiger Kick in Berlin
Im zweiten Durchgang sehe ich dann eine Chance von Rexhbecaj. Dann noch eine echte von Skhiri, die eigentlich zu 100% drin sein müsste, hätte, wäre, wenn…. Der Jung steht frei vor dem leeren Tor und ist überrascht das ein Ball zu ihm kommt. Alter!! Und wie der Ball dann in den Berliner Himmel abhob, das war dann symptomatisch für das FC Spiel der letzten Wochen.
Mal ist die Brust raus. Mal der FC Rückwärtsgang drin. Das sind überhaupt die für mich faszinierenden FC Momente. Die, wenn ein Ball dann von der gegnerischen Strafraumgrenze über Andersson, Jannes Horn und Benno Schmitz mit nur zwei Stationen wieder auf Timo Horn geht. Ich kenne kaum eine Mannschaft in der ersten Bundesliga die das Rückpassspiel so verinnerlicht hat wie mein Verein. Dafür danke ich Markus Gisdol sehr.
Gute Aktionen – leider wieder ohne Wirkung
Der FC grätschte, passte, rannte und vergaß dann letztlich den Abschluss herbei zu führen. Und das einmal mehr in einem für den Verein und Fans eminent wichtigen Spiel. Ein Tor. Drei Punkte. Der 1.FC Köln hatte es gegen Hertha BSC 90 Minuten und mehr in der Hand! Echt jetzt! Wir waren besser!
Aber. Die guten Aktionen blieben wieder ohne Wirkung! Hertha BSC machte nicht mehr, als man unbedingt machen muss um die Null über die Runden zu bringen (Nachdem man das Ergebnis in Augsburg kennt). Was für ein Mist das du nichts daraus machst Effzeh! Unfassbar.
So war der 0:0 Endstand der Partie angemessen, denn der FC machte nicht den Eindruck, mehr zu wollen, oder gar zu können. Gerade dieses Unentschieden in Berlin und die Haltung einzelner Spieler auf dem Rasen zeigt die vereinsinterne Verständnis Diskrepanz.
Da klafft eine unglaubliche Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit im Kölner Vorstand. Klar steht dort eine Mannschaft auf dem Rasen die siegen will. Diese Aussage von Friedhelm Funkel ist weites gehend als korrekt an zu sehen. Die Moral in der Kabine und auf der Reservebank stimmt. Doch ist diese Mannschaft wirklich Bundesliga tauglich? Am Ende einer ereignisreichen Saison komme ich zu dem Ergebnis, das dies nicht der Fall ist und auch nie war.
Deshalb spielen wir in Köln von Beginn der Saison an gegen den nächsten Abstieg. Und genau das ist die große Krux in Köln. Das war vorhersehbar und ist wieder aus dem Ruder gelaufen, weil auch nach dem letzten Abstieg wieder kein Masterplan erstellt wurde.
Weil wieder ein großer Teil der Mannschaft aus Spielern besteht, die nicht wissen was ein Abstieg beinhaltet, weil es ihnen auch ziemlich egal sein kann, denn nach der Saison gehen diese Leihgaben wieder zurück in ihre Vereine. Weil der Verein nie Druckmittel gegen Spieler und Verantwortliche in die Hand nimmt. Wehrle & Co machen das Bett für alle so angenehm wie möglich. Lange Verträge, hohe Abfindungen, keine Strafen. Horst Heldt spendiert nach dem Abpfiff im Berliner Stadion der Kamera noch ein verschmitztes Lächeln im Sinne von: Leute, bleibt doch cool – Et hätt noch immer jot jejange.
So hat letztlich der Abstieg nur für uns Fans und einige echte Kölner Eigengewächse in der Mannschaft eine Bedeutung. Der Vorstand und die Vorstandsriege die eigentlich für eine langfristige Strategie zuständig sind, sitzen auf den Bänken im leeren Stadion und zocken auf ihren Handys herum. Wenn hier in Köln etwas schief geht lautet das Motto: Verantwortlich ist halt der Trainer.
Der nächste Kölner Trainer scharrt ja schon mit den Hufen an der Seitenlinie. In zwei Monaten werden wir wieder alle Hoffnungen in seine Person und die spürbar anderen Slogans auf die „Neuen“ fixiert haben.
Der Abstieg, den der 1.FC Köln nun nicht mehr in der eigenen Hand hat, hat für mich nach den vielen Jahren als FC Fan jeglichen Schrecken verloren. Mit dieser Jahresleistung haben wir den Verbleib in der Bundesliga auch gar nicht verdient. Und doch werde ich mir egal was kommt, auch in der nächsten Saison die FC Kicks gönnen. Das ist klar wie Kloßbrühe.
Und auch wenn die Bundesliga Konkurrenten nächste Woche gegen uns spielen und der FC Schalke 04 die Punkte aus Köln mit nimmt freue ich mich trotzdem wenn es wieder heißt: Come on Effzeh!! 🙂
So standen die Teams auf dem Rasen
Hertha BSC: Schwolow – Klünter, Alderete, Boyata, Torunarigha (46. Plattenhardt) – Dardai (66. Stark), Aascacibar – Leckie, Dilrosun (66. Michelbrink), Radonjic (78. Zeefuik) – Ngankam
1. FC Köln: Horn – Schmitz (87. Ehizibue), Bornauw, Czichos, Jakobs – Skhiri, Rexhbecaj (70. Özcan) – Kainz (60. J. Horn), Duda, Drexler (60. Wolf) – Andersson (70. Thielmann)