Ulm (ots) – Der Mensch in der Nebenrolle Fußball – die schönste Nebensache der Welt ? Nie hat sich der Volkssport Nummer eins vom fröhlichen Motto vergangener Zeiten weiter entfernt als in diesen Tagen und Wochen. Der Selbstmordversuch des Bundesliga-Schiedsrichters Babak Rafati beweist einmal mehr, welch brutaler Druck bei allen Beteiligten in diesem Balltreter-Zirkus herrscht. Dass es ein Unparteiischer ist, der angesichts psychischer Belastung keinen anderen Ausweg sieht, als dem Leben verzweifelt ein Ende setzen zu wollen, passt in die Landschaft. Aber die Problematik allein an den ins Zwielicht geratenen Schiedsrichtern festzumachen, führt in die Irre.
Der Freitod des depressiven Nationaltorwarts Robert Enke oder der Rückzug des ausgebrannten Trainers Ralf Rangnick belegen vielmehr, welch verkümmerte Rolle der Mensch in dem Sensationsgeschäft längst spielt. Unmittelbar nach tragischen Vorfällen wie jetzt haben zwar Appelle für mehr Wärme und gegenseitige Wertschätzung Konjunktur – mehr als Lippenbekenntnisse in einer Hochleistungsgesellschaft sind es jedoch nicht. Der Alltag blendet die Phase der Besinnung ruckzuck wieder aus. Wer am Samstag die Jagdszenen in Freiburg nach einem annullierten Tor gesehen hat, wünscht dem Fußball einen Wandel hin zum Eishockey. Denn ungeachtet aller harten Bandagen stehen dort Aufwiegeln und verbale Verunglimpfungen auf dem Index. Hier hat der Sport das Wort. Respekt!
Pressekontakt: Südwest Presse,Lothar Tolks