Köln – Meistens kommt es anders und zweitens als man denkt. Der „Nordkurven Ostfriese“ war live mit 50000 Zuschauern zu Gast in der Nordkurve des Müngersdorfer Stadion und musste am Ende ziemlich konsterniert erkennen – auch gegen den VFB platzte der Knoten nicht. Die 0:2 Niederlage des 1. FC Köln gegen den VFB Stuttgart war am Ende nicht unverdient.
Die Mannschaftsaufstellung von Steffen Baumgart fand ich zu Beginn der Partie vollkommen in Ordnung. Doch diese meine Ansicht sollte sich nach nur wenigen Minuten schon ändern.
Der VFB spielt druckvoll los
Die Hymne war kaum verklungen und schon tauchte der VFB vor dem Kölner Tor auf. Chris Führich mit dem ersten Versuch und dann zeigte Serouh Guirassy ziemlich flott seine Torgefahr an. Sein erster Kopfball knallte zum Glück nur an die Latte (7.).
Der VfB dominierte die Anfangsphase mit viel Ballbesitz und hohem Tempo. Anders als am heimischen PC war auffällig, dass die Kölner gegen die junge Stuttgarter Truppe etwas träger wirkte. Und wenn Maina dann die ersten Male über links mit Tempo kam, waren unsere beiden Stürmer Davie Selke und Steffen Tigges noch weit vom Strafraum entfernt. Der Gastgeber lief erst einmal immer hinterher. Schafften es in der Folge dann Flanken von Carstensen und Maina in den Strafraum, war der Flanken Abgreifer Nummer 1 der Bundesliga, Alexander Nübel stets zur Stelle. Er holte die Bälle locker aus der Luft und pflückte sie sicher, wie ein Obstbauer seine Äpfel vom Baum.
Nach zwanzig Minuten machten die Geißböcke den Stuttgartern dann endlich die Räume enger und so kamen die Schwaben seltener zu gefährlichen Abschlüssen. Hiroki Ito kann nach er einer schönen VFB Kombination aus 16 Metern frei abschießen. Wow, das war gefährlich. Marvin Schwäbe verhindert mit einer Glanzparade einen Rückstand (23.).
Der FC wird offensiver. Selke verzieht eine gute Chance ziemlich knapp (24.). Dann wehrt Alexander Nübel einen Schuss von Dejan Ljubicic (31.) zur Ecke ab. Ich spüre deutlich, dass es an Einsatz und Willen bei den Geißböcken sicher nicht mangelt, doch in der Mitte und im Aufbau fehlt Tempo, Effektivität und Präzision.
Stuttgart dagegen sucht immer wieder Guirassy, während unsere Defensive um Jeff Chabot und Timo Hübers sehr aufmerksam ist und ihn gut im Griff hat. Erst kurz vor der Pause setzte sich Guirassy noch einmal durch und verpasst das Tor nur knapp (42.).
Pausengeflüster in Müngersdorf
Das sagten Fans in der Pause: „Florian Kainz wirkt wie auf verlorenem Posten und ich frage mich, ob die Kapitänsbinde und die 6er-Position, ihn nicht eher total überfordern…….Tigges und Selke wirken im Tempovergleich zu Führich und Guirassy, wie zwei blinde Lameducks auf der Suche nach dem Fisch im Teich……..warum lässt er Alidou und Max eigentlich nicht spielen…..immer nur diese Scheiß Flanken und dahin wo keiner ist……“
Der 1. FC Köln nach der Pause mit neuem Schwung
Und mir stellte sich auch die Frage, wie würde Steffen Baumgart nun reagieren. Kurz nach dem Anpfiff zögerte dann Linton Maina in guter Position zu lange (47.). Dann wird Steffen Tigges im Anlaufen noch geblockt. In den ersten Minuten der zweiten Halbzeit drängte der FC auf den Führungstreffer. Das Spiel blieb offen und den Kölnern gelang jetzt mehr im Kampf um den Ball.
Ich gucke auf die Uhr und frage mich, wird Baumgart heute früher wechseln und wen? Guirassy verpasst einen Querpass von Chris Führich, der wirklich eine beachtliche Partie hinlegt (53.). Ich so zu Christian neben mir: „Warum bitte noch mal, haben wir den gehen lassen? War das auch unter diesem Veh?“
Dann folgt ein super schöner Konter über Ljubicic der auch wieder von Nübel geklärt wird(54.). Marvin Schwäbe rettet gegen Enzo Millots Flachschuss (57.).
Neben mir sagt die Ostfriesin derweil: „Wenn die so weiter machen, fängt sich der FC gleich noch ein Tor ein.“ Dem folgt der Doppelwechsel beim FC. Für Kainz und Tigges kommen Waldschmidt und Alidou (60.). Ich so zu Astrid: „Warte es ab. Jetzt wird es richtig gut, wir sind näher am Führungstreffer.“
Waldschmidt und Alidou sorgen für die ersten guten Aktionen. Alidou rutscht im Fünfmeterraum nur knapp an der ersten scharfen Hereingabe von Luca vorbei(64.). Linton Maina sprintet über links in den Strafraum und legt für Alidou ab. Dessen Schuss landet aber genau in den Armen von Torhüter Alexander Nübel. Krass! (67.)
Ja und dann ist wieder Chris Führich nach Balleroberung zur Stelle und bedient den völlig frei stehenden Undav, der den Ball an Marvin Schwäbe vorbei, zum 0:1 in den Kölner Maschen versenkt (68.). Shit happens!
Na ja, denke ich, das sind ja noch 20 Minuten, da geht sicher noch was. Dann wechselt Steffen Baumgart zwar noch Damian Downs (76.) und Max Finkgräfe (86.) ein, aber auch diese Veränderungen und die folgenden Abschlüsse der Kölner, hat die VFB Defensive und Torhüter Nübel gut im Griff und kommt sogar noch zu einem Konter. In der 88. Minute scheiterte Silas Katompa Mvumpa erst am Kölner Pfosten, doch Undav steht perfekt für das 0:2 Abstauber Tor. Boa! Krass!
Auch in der Nachspielzeit ließ der Gast keinen Anschlusstreffer zu und so bleibt mir nichts anderes übrig als die Vorfreude auf das nächste Spiel am Sonntag in Leverkusen, wenn es wieder heißt:Come on Effzeh!
Schön wie immer der #TK4711 Treff vor dem Spiel
Tröstlicher Aspekt meiner gesamten „Kölner Tage“, war neben den schönen Erlebnissen im Freundeskreis, beim Marathon, das Treffen mit der wunderbaren TK4711 Runde vor dem Köln Spiel am Büdchen.
Vielen lieben Dank dem Christian noch einmal für die Tickets, die es auch Astrid ermöglichten, zum ersten Mal in ihrem Leben überhaupt in einem Stadion zu sein und dann auch noch bei einem Spiel des 1. FC Köln.
Allein das und was den Verlauf der Partie angeht, wird die Niederlage am Ende schon fast unwichtig, denn die Wucht der Kölner Fans ist mehr als beeindruckend. Obwohl in der Nordkurve, Teile des Spiels erheblich vom Gästeblock geprägt sind. Das weiß natürlich nur der Süd-, Ost-, Westkurvenkenner. Ihr hat es auf jeden Fall sehr gut gefallen. Ich hatte mir ja gewünscht, dass der Knoten gegen Stuttgart endlich platzen könnte.
Doch offensichtlich fühlen sich derzeit alle Bundesligamannschaften berufen, sich gerade gegen uns besonders ins Zeug zu legen. Wenn ich betrachte, wie Werder sich nur eine Woche später in Darmstadt eine fette Niederlage einfängt, dann wisst ihr, was ich meine.
Wie kann es unserer Mannschaft in der Folge gelingen, endlich wieder zu punkten?
Der Schritt ist aus meiner Sicht gar nicht so weit entfernt. Hart arbeiten, vor allem am Tempo und in der Folge aus der Mitte schneller und konzentriert gemeinsam aufrücken. Man könnte auch mal einen Schuss aus der Entfernung riskieren, wenn es im Strafraum zu eng ist, oder bei der Erkenntnis, dass der Torhüter mit Flanken nicht übertölpelt werden kann. Das kostet Kraft und Energie, jedoch gemeinsam ist es zu schaffen. Das Potenzial habt ihr allemal und Ihr könntet auch gerne mal wieder einen dieser vermeintlichen größten Bundesliga Mannschaften von der Tabellenspitze kippen. Ich meine mich zu erinnern, dass wir das schon öfter hinbekommen haben. Also: Allez 1. FC Köln.
Die Stimmen zum Rasen Event in Müngersdorf
Marvin Schwäbe: „Ich muss ganz ehrlich sagen: Wir machen es wieder 70 Minuten gut. Grundsätzlich ist es schwierig zu erklären. Wir kommen hinten gut raus, erarbeiten uns Chancen. Stuttgart war einfach effizienter. Aktuell ist das Glück nicht auf unserer Seite.“
Davie Selke: „Es ist brutal ärgerlich, wegen eines individuellen Fehlers von mir in Rückstand zu geraten. Das tut mir sehr leid für die Mannschaft. Wieder einmal konnten wir eine sehr gute Leistung nicht in Tore und Punkte ummünzen. Es ist aktuell eine harte Phase, in der wir immer wieder eiskalt bestraft werden. Die Derbys, die jetzt anstehen, sind etwas Besonderes. Wir wissen, was sie den Leuten bedeuten und dass wir in solchen Spielen schnell wieder Sachen gutmachen können.“
Christian Keller: „Wir haben mit großem Aufwand gespielt und in allen Spielphasen das auf den Platz gebracht, was wir uns vorgenommen hatten. Wir haben nur aus den zahlreichen guten Gelegenheiten wieder zu wenig gemacht. Wir sind in der letzten Entscheidung vor dem Tor nicht präzise genug. Da müssen wir weiter dran arbeiten. Wir haben das Selbstvertrauen, dass der Knoten irgendwann platzen wird.“
Astrid kein FC Fan: „Eine beeindruckende Kulisse und ein tolles Fußballspiel. Stuttgart hat verdient gewonnen, weil sie zwei Halbzeiten immer schneller am Ball waren. Ich fand einige Angriffe der Kölner zu zögerlich und zu langsam. Also da sollten sie mehr dran arbeiten.“
So standen die Teams auf dem Müngersdorfer Grün
1. FC Köln: Schwäbe – Carstensen, Hübers, Chabot, Paqarada – Ljubicic, Huseinbasic (76. Downs), Kainz (61. Waldschmidt), Maina (86. Finkgräfe) – Tigges (61. Alidou) – Selke
VfB Stuttgart: Nübel – Stenzel (87. Zagadou), Anton, Zagadou, Ito – Karazor (62. Undav) – Stiller – Millot – Leweling (73. Silas), Führich (87. Mittelstädt) – Guirassy