Köln- Wie wäre es mit zeitgenössischem Jazz aus Italien? Ich habe Euch das Claudio Scolari Project mit Natural Impulse ja bereits schon einmal vorgestellt. Das sehr einzigartige Jazz Improvisations-Ensemble aus Italien ist nicht untätig geblieben und legt nun mit „Don’t Know“ ist ihre sechste Veröffentlichung insgesamt vor.
Das sehr familiäre Jazz Improvisions Quartett scheint im Augenblick kaum zu bremsen. Das Claudio Scolari Project gründete auf der Partnerschaft von Claudio Scolari und Daniele Cavalca. Die beiden komponieren die Songs und produzieren die Aufnahmen, aber auch Scolaris Sohn Simone (Trompete) und Cavalcas Bruder Michele (E-Bass) arbeiten mit ihrer musikalischen Flexibilität im Projekt mit , um sich auf ihre eigene Art und Weise ein zu bringen. Im Ergebnis erlebt man einen eigenen Stil und auch somit eine unverwechselbaren Sound. Alles wird im eigenen Studio produziert und abgemischt.
Don’t Know“, im folgenden Video, veranschaulicht worum es beim Claudio Scolari Project schon immer ging. Selbst mit zwei Schlagzeugern ist der Song timless gespielt, bietet einen organischen Fluss, mit dem Bass und Trompete dann wunderbar interagieren können.
Junior Scolari übernimmt die Führung bei der Festlegung der hübschen Melodie, während Daniele sparsam auf den Tasten begleitet und Michele seinen Bass verwendet, um harmonische Kontrapunkte für Simone hinzuzufügen. Senior Scolari verwendet sein Drum-Kit für tonale Farben. All dies fügt sich zu einem luftigen, schnörkellosen Ergießen von Akkorden zusammen.
Daniele Cavalca bringt etwas von dem Wachstum zurück, das er in der Synthesizer-Programmierung als Solokünstler für „Binary Code“ gezeigt hat. Auf dieser strukturierten Basis liegt jedoch ein sehr lockeres Spiel von überall her, einschließlich Cavalca selbst an den zusätzlichen Drums. Diese spielerischen Abläufe kommen auch bei „Wet Sand“ zum Einsatz.
Danieles Weltraum-Synth-Figur dominiert „Goose Bumps“ und dann übernehmen die lockeren, organischen Komponenten und das ganze grooved sehr fein. Michele und Simone spielen rund um die schwer fassbare Melodie von „Underground Wave“, aber Danieles Einsatz am Klavier bringt die Band zusammen. So ist es eigentlich in allen Stücken.
Die CD ist unaufdringlich und gut hörbar. An manchen Stellen hast du das Gefühl, Ok die üben noch, oder die Abläufe sind nicht ganz sicher, wie in einer Band Session. Jedoch manche Session hat eben auch ihren besonderen Reiz.
Und wer kann und will im Jazz auch wirklich unterscheiden, ob etwas Session,Improvisation, oder vom Blatt gespielt ist. Die Italiener finde ich, sind da sehr liebenswert flexibel und man spürt das sie Ihr Ding lieben. Die Welt ist eben Klang. Und die Liebe zur Musik zählt beim musizieren in der Familie eben doppelt. Ich kann mir sehr gut vorstellen wie die Stimmung im Studio ist und die übeträgt sich dann auch auf den Hörer.
Da die Tracks von Claudio Scolari Project immer live im Studio aufgenommen werden, ist es ein Wunder, dass selbst bei so viel gleichzeitigen Abläufen keine Overdubs vorhanden sind. Ganz zum Schluss spielt die Band sogar relativ konventionell und strukturiert. Ein Motiv wird zu Beginn von „Cold Water“ eingeleitet, dann setzt ein harter Groove ein und es gibt sogar eine Bridge. Und zack – zerfließt das Stück und macht es dadurch wiederum lieb und eigen. Ich mag das Album obwohl ich immer noch kein Freund von Improvisations Jazz bin.