Köln – Das Auswärtsspiel des 1. FC Köln in Leipzig endete 3:1. Diese Niederlage kam nicht unerwartet, sondern zeigt einfach nur auf, was den Kölnern alles fehlt. Das wissen wir und deshalb sehe ich den Verlust der Punkte eher undramatisch. In Köln sagt man dazu: Et kütt wie et kütt.
Steffen Baumgart stand noch seiner Corona Pause wieder an der Seitenlinie und coachte sein Team wie gewohnt intensiv. Leider fehlte in dieser Partie unser Top Scorer Tony Modeste und damit am Ende der Sprit im Tank, um das Ruder herum zu reißen.
Leipzig begann stark, presste früh und machte geschickt alle Räume eng. So brauchte es fast zwanzig Minuten bis der FC überhaupt in die Gänge kam. Alle Versuche der Kölner in die Räume oder auf die Außenbahnen zu kommen wurden schon vor dem Mittelkreis unterbrochen. Köln wirkte behäbig und langsam. Duda verlor immer wieder Bälle, Andersson trabte in der Erwartung von Pässen und Flanken vorne herum, war aber durch die starken Leipziger so gut wie abgemeldet und unternahm auch kaum etwas um früh den Ball zu erobern. Der Unterschied zu Modeste ist inzwischen mehr als eklatant.
RB spielt den FC an die Wand – Nkunku mit Traumtor
Die Sachsen waren immer einen Tick schneller und aggressiver am Ball und nutzten jeden Raum, um das Mittelfeld zügig zu überbrücken. Der Druck auf den FC wird immer stärker und RB holt sich einen Freistoß. Nkunku trifft mit einem Traumtor unhaltbar für Marvin Schwäbe zum 1:0 in den linken Winkel (25.). Bis zum Ende der ersten Hälfte kommen wir weiterhin in keinen Raum oder zu einem gefährlichen Abschluß.
In der Kabine hat unser Coach dann offenbar die richtige Ansprache gefunden, denn die ersten Minuten der zweiten Hälfte prägt Köln. Wir erkämpfen uns einen Freistoß, doch der abgewehrte Ball landet bei Dani Olmo, der dann aus 25 Metern in zentraler Position den Ball zum 2:0 in der linken Torecke unterbringt (54.). Shit Happens!
Dann kommt der nächste im Schulbuch gut beschriebene Konter, den Angelino nach Vorlage von Dani Olmo, zum 3:0 hinter Schwäbe im Kölner Tor versenkt (57.). Aus die Maus denke ich und liege gar nicht einmal verkehrt damit. Baumgart wechselt und belebt das Team noch einmal. Kingsley Schindler, Dejan Ljubicic und Mark Uth kommen. Es folgen einige starke Szenen der Geißböcke, aber die kommen eigentlich nur zustande und das ist deutlich zu sehen, weil Leipzig einen Gang zurück schaltet. Immerhin kommen wir mal vor das Leipziger Tor und es gibt einige gute Versuche den Anschluss zu erringen. Tim Lemperle trifft dann tatsächlich noch nach einer Uth-Ecke, zum 3:1 in das Netz hinter Gulacsi. Der wunderschöne Kopfballtreffer ist sein zweites Saisontor.
Mehr war nicht drin – Der FC lief nur auf Reserve
Unsere Mannschaft spielt und kämpft seit Beginn der Saison aus vielerlei Gründen weit über das Können hinaus. Das ist nun mal so und wir können froh und stolz sein, so weit nach oben in der Tabelle gekommen zu sein. Ich schwurbel jetzt mal etwas rum. 🙂
RB zeigt dem FC auch klar und deutlich die Versäumnisse der Vergangenheit auf. Die Fehlentscheidungen eines Schmadtke, Held,Gisdol und Veh, zeigen uns unsere Grenze deutlich. Es fehlt Tempo für schnelle Konter. Und ja, wir haben eine Menge junger Talente verloren,verkannt,abgegeben und verschenkt. Junge Spieler die den jungen, spritzigen und technisch versierten Spielern von RB, vielleicht anders hätten Paoli bieten können. Jacobs,Führich und Wirtz z.B. sorgen derweil in ihren Vereinen Furore.
Dabei ist es nicht so, als hätten wir dieses Versprechen auf die Zukunft nicht in unseren Reihen. Ich dachte mir zur Halbzeit, das ist eigentlich ein Moment wo abzusehen ist das wir keinen Blumentopf gewinnen. Wir müssen frühzeitig wechseln. Und warum kamen Uth, Lemperle, Ostrak und Schindler nicht schon viel früher? Wenn doch alle Spieler im Kader ihren Stellenwert haben? Warum nicht einfach alte Zöpfe abschneiden und den Jungen das Vertrauen schenken?
Baumgart geht auf Nummer sicher
Ich denke, das unser Coach immer ein Stück weit auf Nummer sicher geht und selbstverständlich die Hoffnung hat, das seine Männer sich die eine oder andere Chance erobern. In diesem Spiel wirkte der FC wie ein Truck, dessen Reservelampe ständig blinkt und es war ohnehin fraglich, ob wir das Ziel Leipzig zu schlagen, gegen diese wirklich starken Spieler erreichen.
Über die Vorsicht bin ich einerseits froh, doch es ist auf der Gegenseite auch hart zu sehen, das Spieler wie Duda, Kainz, oder Andersson, in der Bundesliga keinen Gegner wirklich ernsthaft in Not bringen, ehrlich, noch nicht einmal in Manndeckung genommen werden, weil sie Gefahr ausstrahlen.
Uns fehlen noch acht Punkte. Statt auf den Tabellenplatz zu schielen sollten wir vielleicht jetzt, wie bereits in der Abwehr, das Momentum nutzen und auf Jugend umschalten. Hübers, Schwäbe, Schmitz und Kilian machen Ihr Ding wirklich gut. Warum nicht jetzt Lempere,Ljubicic, Thielman und Obuz von Beginn an bringen. Andersson kann auch in der 80 als Edel-Joker eingesetzt werden: Cristian Streich macht das mit Petersen in Freiburg schon ewig und drei Tage so.
Wir haben mit Jonas Hector einen erfahrenen und kämpferischen Kapitän und Lenker auf dem Rasen, der die jungen, hungrigen Wilden unterstützen kann. Wir brauchen den Aufbau von Alternativen weit vor dem Saisonende. Es ist doch shit egal, wenn wir ein Spiel wie das gegen RB verlieren. Dann wissen wir aber bis zum Saisonende auch definitiv, wen wir gut abgeben können und was wir an Hilfe, von wo auch immer für die nächste Saison noch brauchen. Ich würde wirklich gerne drei Niederlagen in Kauf nehmen um zu sehen, wie der 1.FC Köln in der Saison 2022/23 auflaufen könnte.
Unser Trainer will modernen, spritzigen und kämpferischen Fußball spielen. Nur wer soll den dann am Ende durchgängig jede Woche spielen? In Leipzig sah es lange Zeit nicht die Bohne danach aus und die Halbwertzeit von Tony Modeste und Jonas Hector und ob die noch einmal so eine Saison wie diese hinlegen können, wirft bei mir viele Fragen auf.
Energetisch und kämpferisch haben wir eine Mannschaft. Eine geile Truppe. Aber ernsthaft, wenn wir in Leipzig drei Punkte geholt hätten und wir würden einen Euroleague Platz erreichen und dann international spielen?? Leute. Wir würden doch nur den Arsch versohlt bekommen. Der Kölner Geldbeutel ist so schmal, das wir auf dem Transfermarkt kaum etwas rocken können und wer ersetzt die Lücke die ein starker Aufbauspieler wie Skhiri hinterlässt? Im übrigen aktuell das einzig hoch verwertbare Gut in dieser Mannschaft. Wenn der Verein ihn im Sommer verhöckert, alles gut. Und dann?
Aus Niederlagen kann man lernen
Das machen derweil einige Vereine in der Bundesliga durch. Leipzig hat das offenbar hinter sich. Tedesco hat die Fehler von Jessie March beseitigt. Er hat dafür gesorgt das RB die Dinge, gegen einen in dieser Saison ziemlich starken FC Köln, technisch und spielerisch überlegen, mit Spaß am Fußball regelt.
Mein Lieblingstrainer Steffen Baumgart: „Glückwunsch an Leipzig. Mit dem Ergebnis sind wir nicht zufrieden. Mit der Leistung meiner Mannschaft bin ich insgesamt trotzdem zufrieden. Leipzig hat es bis ins letzte Drittel gut gemacht. Nichtsdestotrotz haben meine Jungs es größtenteils gut weg verteidigt. Sie haben sich das Tor am Ende hart erarbeitet und auch verdient. In den letzten 30 Minuten hat sich die Qualität unserer Chancen nochmal erhöht. Trotzdem war es heute zu wenig.
Baumgart hat selbstverständlich recht, wenn er sagt, die Jungs haben es gut verteidigt und ihr Bestes gegeben. Gut, kann vieles bedeuten. Gut für unsere Verhältnisse, im Sinne von Hausaufgaben gut gemacht, oder es hätte eine Eins werden können, wenn.
Steffen geh in dich. Mach was. „Holt Euch den Ball!“- hat gegen RB nicht funktioniert, weil da ein paar lahme Enten auf dem Grün unterwegs waren. Ich würde einen Umschwung an dieser Stelle begrüßen. Frischer Wind muss her. Neben der kämpferischen Note müssen im Angriff Veränderungen her, die einen Gegner noch überraschen können, weil nichts kalkulierbar ist. Überraschungen im Fußball generieren neben verlässlichen Werten, wie die eines Anthony Modeste, nur Neugeburten. Das braucht Mut, Vertrauen und Unterstützung. Das Vertrauen hast du dir in Köln erarbeitet. Ich vertraue Dir und glaube an Dich – und jetzt aber – volle Kanne voraus!
Der nächste Gegner ist dann Eintracht Frankfurt daheim. Die haben gestern gegen WOB gezeigt das sie angreifbar sind. Am Samstag um 18.30 Uhr geht es im RheinEnergieSTADION weiter und ich freue mich wenn es wieder heißt:Come on Effzeh! 🙂
Weitere Stimme zum Spiel
Mein Lieblingsspieler Marvin Schwäbe: „Es war sehr ärgerlich heute. Die Leipziger haben ihre Qualität gezeigt und waren sehr effizient. Der Freistoß war super geschossen, den dritten Treffer spielen sie gut heraus. Beim zweiten Tor lassen wir Olmo zu viel Platz. Wir haben versucht, unseren Spielstil durchzusetzen. Das hat aber nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir hatten weniger Ballbesitz, als erhofft. Das ist schade und werden wir analysieren. Nichtsdestotrotz war es auch kein schlechtes Spiel von uns. Man muss anerkennen, dass Leipzig gut ist.“
So standen die Teams in Leipzig auf dem Rasen
RB Leipzig: Gulacsi – Klostermann (70. Simakan), Orban, Gvardiol – Henrichs, Laimer (70. Szoboszlai), Haidara, Angelino (79. Mukiele) – Dani Olmo (64. Forsberg) – Silva (64. Poulsen), Nkunku
1. FC Köln: Schwäbe – Schmitz, Kilian, Hübers, Hector – Özcan, Skhiri (85. Ostrak) – Thielmann (62. Schindler), Duda (62. Ljubicic), Kainz (62. Uth) – Thielmann – Andersson (85. Lemperle)
Tore: 1:0 Nkunku (25.), 2:0 Dani Olmo (54.), 3:0 Angelino (57.), 3:1 Lemperle (90.+1.)