UNHEILIG – „Geboren um zu leben“

2020

CD  Unheilig – „Geboren um zu leben“ – Vertigo Berlin (Universal) 06025 2731252

Man wird gleich vorgewarnt:

„Es fällt mir schwer ohne Dich zu leben,

jeden Tag zu jeder Zeit einfach alles zu geben.“

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In der Tat, gar nicht einfach, zu jeder Zeit einfach so alles zu geben!

Das ist hier unheiliger Ernst und auf diesem Sprachniveau geht es dann auch weiter. So formulieren hauptsächlich „Popstars“-Kandidaten, Darsteller in RTL-Pseudoreality-Doku-Soaps und Xavier Naidoo. Also Menschen, die versuchen, sich irgendwie gewählt auszudrücken und dabei mit dem Problem kämpfen, dass die eigene Schulkarriere nicht so ganz ausreichend lyrische und poetische Ressourcen zur Verfügung gestellt hat.

Auch sehr schön:

„Es tut noch weh wieder neuen Platz zu schaffen,

mit gutem Gefühl etwas neues zu zulassen.“

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Aus dem Setzbaukasten des Volkshochschulanfängerkurses für Betroffenheitslyrik mit holprigem Versmaß.

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Wenn man die Verse überstanden hat, darf man einen Refrain hören, der weitestgehend unpeinlich formuliert ist. Dafür kann einem die melodische Anlage schon ziemlich bekannt vorkommen, wenn man sich noch an „Liebeslieder“ von Virginia Jetzt! oder „Engel fliegen einsam“ von Christina Stürmer erinnert. Aber diese Künstler von Unheilig können ja jetzt auch nicht immer alles neu erfinden! Das Texten war schon anstrengend genug.

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Das Arrangement wird einigermaßen professionell durchgezogen, mit Kinderchor und allem drum und dran. Nur Glöckchen hat der Graf vergessen. Kaum zu verstehen, denn Glöckchen sind eigentlich ein Bringer in der Zielgruppe.

Sonst wurde aber dankenswerter Weise kaum ein abgestandenes musikalisches Klischee des minderbemittelten Gothicschlagers ausgelassen.

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Das Video ist dagegen überraschend gut. Auch ein bisschen platt, aber mit einer angenehm schlichten und zurückhaltenden Bildsprache. Da gibt es außer dem albernen Rasierunfall des Grafen eigentlich nichts zu beanstanden.

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Nun mag man ja einwenden, dass es alles in allem viel schlechteres gibt als diesen schülerhaften, prätentiösen Besinnungsschlager und: Ja, es gibt jede Menge schlimmeres, aber eben auch tonnenweise erträglicheres und daran wollen wir uns doch orientieren, oder? Denn während der Graf für sich reklamiert, nur geboren worden zu sein, um irgendwie zu leben, versucht der eine oder die andere von uns auch, kulturell ein bisschen weiter zu kommen.

Und bei diesem Unterfangen ist es völlig unerlässlich, derartig lächerliche Machwerke hingebungsvoll zu verachten. Alles andere führt zu Sheepworldkarten, Rooibostee, Sex-And-The-City und tausend anderen Dingen, die  kein normal gebliebener Mensch in seinem Leben gebrauchen kann.

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Präsident der Galaxis, Musiker, Jazz- und Rockliebhaber wohnt in Köln spielt Klavier und Keyboards und war lange Zeit mit Top Fourty Bands auch international unterwegs. Außerdem reist er unglaublich gerne. Ägypten, Asien und auch Mallorca gelten seine Vorlieben