Köln – Heute war Meisterfeier im RheinEnergieStadion. Der Feiertag mit der Ehrung des Meister der 2. Fußballbundesliga. Ich war dabei. Ich hatte mich die ganze Woche auf diesen Tag gefreut. Was hätte das ein schöner Tag werden können. Bestes Fußballwetter mit Sonnenschein.Wäre da nicht eine 3:5 Klatsche gegen Jahn Regensburg gewesen, die am Ende der 90 Minuten auf der Anzeigetafel stand, hätte ich einem Träumchen beigewohnt.
Denn während die Einen nach einer dummen Niederlage anlässlich der Meisterfeier,den Kölner Rasen stürmten und die Tornetze zerfetzen und gar das Gras auf dem Kopf davon trugen, bekam ich Magenschmerzen.
Dabei hatte es so wunderbar angefangen. Die Mitglieder der Cojones Ultras bis auf @uehmche, der ja in Malta weilt und Freunde des Twitter Stammtisch #TK4711, hatten sich bereits Stunden vor dem Spiel an der Gaffelbud getroffen. Der obligate FC Fan Talk ging uns allen locker von der Zunge.
Über Pawlak haben wir gesprochen, wir würden ihn ja gerne als Trainer behalten und Beierlorzer, der es ja offenbar werden soll, vertraut man BILD, den Abschied von Matze Lehmann und das übliche. Wer bleibt, wer geht. Wer muss verkauft werden,wegen weil.Nun ja,wie es eben so bei uns FC Fans vor so einem Spiel zugeht. Heute war es eher chillig, weil die Saison ja ohnehin gelaufen ist. Das dachte ich mir so. Das Gaffel gluckerte kühl die Kehle runter und dann zogen wir bester Laune auf die Ränge.
Es folgte ein sehr emotionaler Abschied von Mathias Lehman. Mit standing Ovations. Die hat der Matze, so wie er sich beim FC eingebracht hat, ganz ganz sicher verdient. Stehende Ovationen sind jedoch nie ein Selbstläufer. Durch mein Teleobjektiv sehe ich, wie der FC Ehrenmann und Ex Kapitän sich die Augen reibt. Es ist ein Gänsehaut Moment für mich.
Der Aufstieg in die Bundesliga. Die Meisterfeier ist vorbei. Die Geißböcke feiern.
Ich stelle mir auf dem Heimweg die Frage: Soll ich eigentlich noch etwas über das Spiel schreiben? Ist das was ich schreibe überhaupt noch relevant? Leider habe ich irgendwo auf dem Rückweg im Gegenwind meinen FC Schal unbemerkt verloren. Das machte mich dann etwas sauer,oder besser gesagt war das der Moment, in dem ich bemerkte wie sauer ich überhaupt bin. Sauer? Meisterfeier? Tabellenerster. Kann man da sauer sein? Tjoa, da waren ein paar Momente, die ich zur Verarbeitung festhalten möchte. Das war dann die Aufstellung, mit der Pawlak unsere Geißböcke auf den Rasen schickte.
Gregor liest mir vor. Hä?? Nur eine Sturmspitze? Obwohl der Aufstieg sicher ist? Kein Nartey,Özcan,Kessler,Hauptmann,Modeste in der Startfelf? Also nur die Fürther Aufstiegsaufstellung.
Tja und dann ging es los auf dem Grün. Ein Schuß von Cordoba aus guter Position, ging knapp am Tor vorbei.(1.) Wenig später scheiterte Cordoba erneut aus zentraler Position an Torhüter Pentke. Marcel Risse dröhnte den Nachschuss an den Außenpfosten.
Dann der erste ordentliche Gegenangriff des Jahn, der zu einer Ecke führt. Ein lascher Ball trudelt vor das Tor. Gewühl im Strafraum. Horn kommt nicht an den Ball und Czichos sorgt unglücklicherweise dafür, das es ein Eigentor wird. Es steht 0:1 nach sieben Minuten.
Da schluckst du erst mal. Dann folgt eine Phase in der die Geißböcke viel Ballbesitz haben, aber der letzte Pass sitzt nicht. Und so gibt es zwar ein flottes hin und her, doch überragendes, außer einer Chance von Schaub, bleibt dem Fanauge verborgen. Dann ein simpler Ballverlust von Risse links, erbringt eine Hereingabe nach rechts, dort wird Jonas Hector übertölpelt und der Ball landet auf dem Schuh von Adamyan. Der zieht ab und es steht 0:2 (34.)
Kurz vor der Pause wurde es turbulent in Müngersdorf. Höger und Hector kassieren nach unnötig harten Fouls die Gelbe Karte. Dann Gewusel im FC Strafraum der Ball fliegt Richtung Mittellinie. Schiedsrichter Kampka zückt Rot gegen Cordoba und zeigt auf den Elfmeterpunkt. (45.+3). Bitte? Ich kapiere nichts. Al Ghaddioui hakte im Zweikampf gegen Cordoba nach, der gab eine Antwort. Das Ganze außerhalb des Strafraums. Ein kleiner Tritt. Herrje! Den Strafstoß verwandelte Al Ghaddioui zur 3:0-Halbzeitführung für Jahn Regensburg (50.).
Mein Kopf wollte das Schütteln nicht lassen. Innerlich nahm eine Frage und ein übles Gefühl überhand. Warum gleich, bist du heute nach Müngersdorf gekommen? Da war doch was? Meister? Meisterfeier ach ja. Wir sind ja Meister. Doch meisterlich war diese Halbzeit wahrlich nicht.
Nur noch neun Mann auf dem Feld. Pawlak reagiert. Lehmann kommt für Höger. Terodde kommt für Risse. Zwei FC Fans schauen etwas entgeistert aus der Wäsche. Ok. Lehmann. Naja. Ich zucke mit den Schultern und lehne mich mit verschränkten Armen zurück. Pawlak macht das auch. Sitzt auf der Bank. Die Körpersprache offenbart alles. Der ist eigentlich schon fertig mit dieser Mannschaft. Denn Beierlorzer steht am Rand und delegiert. Immerhin reagiert der FC auf dem Rasen und tritt jetzt leicht auf das Gaspedal. Auf den Rängen dagegen ist es ruhiger geworden. Die Süd lärmt, aber ohne Power.
Der Jahn macht Druck und es wird ruppig. Al Ghaddioui und Jorge Meré kassieren Gelb. Adamyan hämmert den Ball zum 4:0 ins Tor. Der Linienrichter reißt Gott sei Dank die Fahne hoch. Abseits (58.) Puuh! Dann ist es ein Schuss von Grüttner der hauchdünn am Tor vorbei zischt. (62.). Boaa!
Und dann erzielt Jonas Hector nach einem Eckball per Kopf das Tor zum 1:3 (65.) und plötzlich sind die Ränge wieder da. Dat Trömmelche jeht. Es ist der Moment in dem ich spüre, da geht noch was. Doch es geht wieder in die andere Richtung. Und Adamyan trifft mit einem simplen Heber über Horn ins weg ins Kölner Netz. Shit happens! Es steht 4:1 (68.).
Terodde schaufelt sich frei, wird von Pentke von den Beinen geholt, schubst den Ball auf Hector und der trifft zum 2:4. Jonas du Fußballgott! (73.) Das Stadion explodiert. Anthony Modeste kommt für Kainz (76.) Wenige Minuten später toben die Ränge aber richtig. Es hält uns kaum mehr auf den Sitzen. Hector verpasst erneut aus kurzer Distanz. Und dann ist Modeste da und hämmert das Leder mit einem Traumvolley zum 3:4 in die Maschen.(76.). Jetzt brennt die Luft im Jahn Strafraum. Ich spüre da ist jetzt alles drin.
Schaub trifft Saller aus kurzer Distanz Saller an den ausgestreckten Arm. (82.). Schiedsrichter Kampka lässt weiterspielen. Ich fasse es nicht.
Gegenangriff der Gäste. Freis trifft zweimal innerhalb von Sekunden den Ball, einmal landet der am Pfosten, dann wird er geblockt (85.).Puuh!
Dann wieder Gewusel vor der Südkurve. Ecke FC. Hinter mir ein entsetzter Aufschrei:“Was macht der denn da?“
Aus dem Augenwinkel sehe ich ein hellgrünes Trikot Richtung Gästestrafraum traben. Mein Blick fällt auf die Stadionanzeige. 89. Minute. Timo Horn trabt vorbei. Was soll das? Der Gedanke ist noch nicht zu Ende gedacht, da hat Timo Horn den gegnerischen Strafraum erreicht,die Ecke ist abwehrt und wie der geölte Blitz, ist der Jahn in Richtung FC Tor unterwegs. Horn hinterher. Es fühlt sich an, als sei er im Schneckentempo unterwegs zurück. Den Todesstoß zum 5:3 bringt Föhrenbach im leeren FC Tor unter.
Wie vom Blitz getroffen liegen Hector und Schaub am Boden. Dann rappeln sich beide nach gefühlten Minuten wieder auf. Himmel Arsch und Zwirn. Das kapier jetzt einer.
Ich denke, das sind beides Gesichter die du nicht wirklich bei einem Heimspiel sehen willst.
Tja. Da hat der Herr Pawlak aber mächtig versiebt. Oder nehme ich das zu Ernst, weil es ja um nichts mehr ging? Bin ich ein Spinner,weil das Spiel am Ende doch völlig bedeutungslos war?
Nein, so einfach ist das nicht. Da waren 50 000 im Stadion wovon die Mehrheit der FC Fans einen Sieg, zumindest eine Punkteteilung wollten. Die Chancen dazu bestanden Haufenweise. In der ersten und in der zweiten Halbzeit.
Wenn Wille und die Mentalität der Mannschaft nur für zwanzig Minuten reicht, dann gehen wir sehr schwierigen Zeiten entgegen. Und da lasse ich die Entschuldigung, das wird ja nicht die Mannschaft sein die in der Folge 1.Liga spielt, nicht gelten.
Jetzt kommen Schindler und andere neue Spieler, doch welche Mentalität bringen die mit? Wer hat das geprüft? Wer prüft die Mentalität des neuen Trainers?
Mentalität bedeutet für mich in erster Linie Vereinsmentalität. Wir führen den Geißbock im Herzen. Kämpfen. Niemals aufgeben. Wir Fans gehen dafür durch et Fuer. Deshalb möchte ich den Geißbock bei keinem Spieler auf der Brust sehen, der nur ins Stadion ein läuft, um das Feiern der FC Fans zu erleben. Diese Elite Player, diese Legionäre, die Herr Veh nach Köln geholt hat, tun das aber.
Es sind Spieler im Kader, die ins Stadion kommen, damit sie gefeiert werden. Für nichts. Genau die. Die gehen mir so was von auf den Sack, du glaubst es nicht. Diese Spieler, die ihren Verstand in der Kabine, oder wo auch immer lassen, die mag ich nicht mehr sehen. Die machen mich müde. Die saugen meine Substanz auf. Das sind Zeitdiebe. Das sind Typen,die einfach nicht begreifen wie hart wir Fans, für unsere Leidenschaft arbeiten. Die kapieren nicht,was der zwölfte Mann leistet. Und das muss aufhören.
Wir brauchen endlich einen Vorstand und eine sportliche Leitung, die ausschließlich daran arbeitet, das in allen Gremien, nur eine Mentalität herrscht: Alles geben. Für den Geißbock und den 1.FC Köln. In jedem Spiel. Jeden Tag. Dafür gibt es einen Vertrag. Bargeld. Jeden Ersten.
Dafür kann ich verlangen, das der Spieler seinen Verstand auf den Rasen mitbringt. Das er 90 Minuten höchste Aufmerksamkeit und beste Leistung abliefert.
Eine 89. Minute wie heute, möchte ich nie wieder erleben.Nein ich habe nicht gepfiffen, weil das gehört sich nicht. Und es war nicht das entscheidende Ding. Und doch hat es mir am Ende nicht nur die Meisterfeier versaut, sondern mir deutlich gemacht, das mein Gefühl für einen FC in dieser Form, in etwas beliebiges abgleitet. Ich hab den roten Faden verloren. Ich bin an dem Punkt, wo „spürbar anders“ nicht das Besondere ist, sondern sich dem Gegenteil, der Lächerlichkeit Preis gibt. Und es ärgert mich ungemein, das der Fisch vom Kopf her stinkt.
Das dieser stinkende Fisch sich nur auf Lorbeeren ausruht. Nutznießer ist. Als spürbar anders begann, war der Aufstieg ehrlich und leidenschaftlich erkämpft. Dieser heutige Aufstieg begründet sich nicht auf Leidenschaft, Willen und Mentalität einer Mannschaft, sondern ist ein Produkt individueller Einzelkönner und glücklicher Umstände, weil die Konkurrenz versagt hat. Das hätte ich gerne wieder anders.
Ich bin eben emotional in meinem Urteil. Ich bin mir sicher, das einige von Euch bestimmt anderer Meinung seid und die Zusammenhänge komplett anders sehen und das finde ich vollkommen in Ordnung. Bei mir musste das aber mal raus, sonst bliebe der Druck auf meinen Bauch. Und der ist jetzt erst einmal weg.
Am 34. und letzten Spieltag (Sonntag 15.30 Uhr) in Magdeburg heißt es dann noch einmal: Come on Effzeh!
So standen die Teams auf dem Rasen
1. FC Köln: Horn – Schmitz, Meré, Czichos, Hector – Höger (46. Lehmann) – Risse (46. Terodde), Schaub, Drexler, Kainz (68. Modeste) – Cordoba
Jahn Regensburg: Pentke – Saller, Nachreiner, Sörensen, Föhrenbach – Stolze (51. Fein), Geipl (66. Freis), Thalhammer, Adamyan (87. Nietfeld) – Al Ghaddioui, Grüttner
Tore: 0:1 Czichos (ET, 7.), 0:2 Adamyan (34.), 0:3 Al Ghaddiouoi (45.), 1:3 Hector (65.), 1:4 Adamyan (68.), 2:4 Hector (73.), 3:4 Modeste (76.), 3:5 Föhrenbach (90.)
Gelbe Karten: Höger (44.), Hector (45.), Meré (56.), Modeste (71.), Drexler (83.) – Grüttner (88.)
Rote Karten: Cordoba (45.) –