Köln- Pfeifend kommt Reinhold Beckmann, eine Viertelstunde vor Beginn seines Konzertes, locker im Schritt über den Hof des „Altes Pfandhaus“. Er wirkt relaxt und ich habe das Gefühl, er hüpft gleich wie ein kleiner Junge, vorangetrieben von der Vorfreude auf ein großes Ereignis. Und das knapp eine Viertelstunde vor Beginn seines Konzertes. „Der Künstler ist ja wohl sehr froh gelaunt“, sage ich und er antwortet im vorbeigehen:“Ja, noch ein wenig die Gitarre stimmen und dann geht es los.“
Und er ist auch genauso locker wie in der Sportschau, der ehemalige ARD Nachttalker und Sportschau Moderator Reinhold Beckmann. Da wo wir, viele Musiker kennen das, eher blass sind und Lampenfieber haben, bleibt er eine coole Socke. Das macht wohl den Unterschied zwischen Musikern die mal auf einer Bühne stehen, oder ob du ständig von den ARD Kameras umgeben bist. Aber wir sind ja nicht zum Sport ins Alte Pfandhaus gekommen, sondern für „Beckmann und Band“ und das CD Release für „Freispiel“. Die CD wird offiziell ab 9.03.2018 im Handel sein, kann aber bei Amazon schon geordert werden.
Reinhold Beckmann und seine Band. Das sind waschechte Hamburger Jungens. Die haben sich mit dem Pfandhaus einen guten Platz für das Pre Release ausgesucht. Der Moderator war einige Jahre Bewohner der Kölner Südstadt. Mit der Südstadt verbinden ihn viele Erinnerungen. Zum Auftakt seines Konzerts begrüßt er einen alten Südstädter, den er im Verlaufe des Tages auf der Straße getroffen und eingeladen hat, sogar ganz persönlich. Löppt! Heimspiel eben!!
Es wird ein Konzert der besonderen Art. Mir hat es gut gefallen. Reinhold Beckmann ist ein glänzender Entertainer. Wissen wir. Doch ist er auch ein guter Musiker? Seine Musik hat mich angesprochen. Sie war ein wenig im Stil von Eric Pfeil, einem sehr unterschätzten Liedermacher im deutschsprachigen Raum. Dieser Kommentar stammt von Gerhard Richter, der die Fotos für den Beitrag gemacht hat und dem ich mich sehr gerne anschließe.
Reinhold Beckmann hat für seine CD und die Tour eine tolle Band zusammengestellt.Es gibt tolle und spannende Arrangements, die sicherlich Johannes Wennrich, dem Gitarristen zu verdanken sind. Der ist neben dem Bassmann Thomas Biller, der im Hintergrund eine sehr solide Basisarbeit leistet, eine echte Größe. Und Beckmann ist und bleibt unglaublich locker. Die Hamburger Musiker spielen nicht zum ersten Mal zusammen. Stop! Falsch! Der Trommler, Robin McMinn, kommt aus Bonn. Einige Vorträge holperten noch so ein klein wenig, aber das ist eben Live. By the way, kann das im nächsten Konzert schon ganz anders sein.
Das Besondere an diesem Konzert
Reinhold Beckmann hat in seinen Texten viel Poesie verarbeitet. Die Liebeslieder haben mir am besten gefallen. Vor allem die Stücke, in denen er mit der minimalen Besetzung, also nur mit zwei Gitarren und Bass gespielt hat.
Das waren die Augenblicke in den sowohl seine Stimme, als auch die Texte und die Emotionen am besten zu mir vorgedrungen sind. Da wirkte er authentisch und nahbar, wie in einigen anderen Stücken leider nicht. Die Baladen boten Augenblicke in denen an das Gefühl hatte, einen tiefen Blick in die Seele des Künstlers, Texters und Sänger zu bekommen. Seine Beweggründe Musik zu machen zu verstehen. Was ist denn seine Message überhaupt. Das waren die Momente in denen vollkommen vergaß, das es Reinhold Beckmann ist der da gerade singt. Der Moment, in dem Seine Stimme eine besonders schöne Klangfarbe bekommt. Das finde ich, war für mich ein sehr wichtiger Augenblick. Dieser Augenblick in einem Konzert, ist der, an dem ich einen Musiker und die Geschichten die er mit seiner Musik erzählt, wirklich ernst nehme. Bei den flotten Beckmann Nummern würde ich mir wünschen, das er einfach die Klampfe weg legt und näher ans Mikrofon geht. Mal so richtig röhren. Die Band hat eh alles im Griff.
Die Zugabe und sein Dialog mit „Köln“, ganz allein vorgetragen, das war noch einmal ein besonderer Augenblick. Der Augenblick wenn der Künstler allein vor sein Publikum tritt. So wie einst „Udo“ oder „Niedecken“ im Bademantel auf der Bühne standen und den letzten Song vorgetragen haben. Der Augenblick in dem sich die Spreu vom Weizen trennt. Ja er kann es. Er rockt den Saal. Kompliment Reinhold Beckmann! Ein war gelungenes Heimspiel und bitte noch mal wiederkommen. Oder auch Ostfriesland rocken, das fände ich nett. ich komm dann gerne noch mal vorbei und wir kömen einen. 🙂
Kleiner Kritikpunkt, den aber nicht die Band zu verantworten hat: Das war die weit zurückliegenden Bandaufstellung im Pfandhaus Oval. Weiter nach vorne, so mitten zwischen allen Gästen musizieren, das ist schon besonders geil.Die Jazzbands die sonst im Pfandhaus spielen lieben das. Das Publikum auch. Egal, könnte ja sein das die Pfandhaus Crew, die übrigens wieder mit bestem Service am Start war, eine Wiederholung einleitet.
Es waren eine Menge Leute im Pfandhaus, die einen unglaublichen Spaß hatten und gut mitgemacht haben. Singen.Klatschen. Fankurven Feeling. Stilistisch ordne ich die Songs keinem Genre zu. Im Repertoire der Band sind vierzig Jahre Musikgeschichte von Reinhold Beckmann verarbeitet und da gibt es Latin,Blues,Pop, Baladen. Stile die man einem gewissen Alter mag sind satt vorhanden. Es ist ihm und seiner Band einfach gut gelungen, die komplexen Themen und Texte in Musik umzusetzen. Die im Vorfeld der Veranstaltung eingefügte Bezeichnung Jazz für seine Musik, erscheint mir dann etwas zu weit gefächert. Macht aber nichts. War trotzdem gut.
Ich wünsche Reinhold Beckmann und seiner Band viel Erfolg mit der kommenden CD „Freispiel“. Und einen Konzertbesuch kann man echt empfehlen. Ihr geht besser einfach mal hin. 🙂
Konzerte CD und Termine auf der Homepage von Beckmann und Band
Freispiel CD bei Amazon bestellen Die wunderschönen Fotos vom Konzert im „Altes Pfandhaus“, wurden wieder wie in vielen meiner Beiträgen, von Gerhard Richter gemacht.
Zur Homepage des Jazz Foto Künstlers Gerhard Richter