Köln – Es ist sehr früh und recht kalt am frühen Morgen, als sich 15.000 Halbmarathon Läufer im Vorstart am Deutzer Bahnhof beim Köln Marathon versammeln. Wir vier, Klaus Dieter, Annette,Katja aus Emden und ich sind auch dabei. Katja ist gestern aus Portugal angekommen. Dort war sie zwei Wochen auf dem Camino Portugues unterwegs. Täglich dreißig Kilometer wandern. Und heute Halbmarathon. Ob das klappt?! Vom Flieger auf die Piste? Sie war schon sehr aufgeregt die junge Dame aus Emden.
In Ostfriesland und Emden, da war sie immer flott unterwegs und hatte schon öfter Läufe hingelegt. Besonderes Merkmal, sie läuft barfuß. Und hat einen Halbmarathon mit 1:54h gelaufen, an dessen Ende es ihr richtig schlecht ging. Darüber sprachen wir im Winter in Ostfriesland meiner zweiten Heimat.
Ich hatte damals zu ihr gesagt:“Eh Katja warum läufst du einen Halbmarathon in Ostfriesland? Da ist doch nichts los. Lauf doch einfach mit uns in Köln. Wir laufen in einer Gruppe. Da ist die Stimmung riesig und Köln im Herbst ist echt geil.“
Das wurde nun wahr. Samstag Nachmittag um sechs kam sie aus Portugal in Köln an. Am Samstag Abend gab es für uns eine Portion Spaghetti Bolognese und wir waren uns einig: Nach dem Camino wird das kein Rekordlauf! Zu wenig Training. Egal. Unser kleines Team läuft auf 2:45 ganz gemütlich und locker und genießt einfach nur Köln und den Sonntag und alles ohne Autos. Und wenn du Bock hast und es läuft cool bei Dir, dann rennst du einfach los. Ende.
Doch Sonntag morgen hat es sie gejuckt. Das ist ja auch beeindruckend für jeden, der noch nie 15.000 Laufwillige auf einen Haufen gesehen hat. Und so nahm Katja ihrer Laufzeit entsprechend ihren Platz weit vorn in den Startblöckne ein, während wir Drei, uns in die Braune Gruppe fast am Ende der Startaufstellung begeben haben.
Da waren übrigens ein Menge Läufer vom VFL Lingen aus dem Emsland dabei. Und wie immer in Köln, waren wieder einige sehr witzige Kostüme am Start. Ein Signet des Kölnmarathon. Eine dreiviertel Stunde mussten wir geduldig in der Kälte ausharren bis auch für uns der Startschuss kam.
Und wie immer ist diese Stadt und der Lauf etwas besonderes. Schon sehr früh am Morgen hat es viele Kölner an die Strecke getrieben. Die verbreiten eine so geile Atmosphäre das man von Beginn an vollkommen vergisst das man 21 Km vor sich hat. Nach 3Km sind wir am Rudolfplatz und hier werden wir schon ordentlich angefeuert. Ich höre zum ersten Mal meinen Namen und freue mich.
Dann die erste meiner Lieblingsstellen. Unversitätsstraße : Die Unterführung. Der Jubel der Teilnehmer in beiden Richtungen. Dieses sich anfeuern, aus lauter Freude dabei zu sein. Herrlich. Dann Sülzburgstraße. Die erste Live Band spielt Red Hot Chilli Peppers für uns.
Ein geiles Gefühl. Rechts hinter mir und Klaus Dieter sehe ich aus dem Augenwinkel die junge Sophia mit Kopfhörern und sage: “ Willst du vorbei?“ und deute an, das ich ihr Platz machen will. Sie:“ ne,ne ihr lauft ein gutes Tempo und ich bin das erste mal dabei. Hoffentlich schaffe ich das in der Zeit.“
Klaus Dieter unser Gruppen Marathon Guru (zwei mal Köln Marathon und New York Marathon) hält einen lockeren Plausch mit Sophia, während ich immer wieder nach hinten schaue ob unser Annettchen mitkommt. Doch die zweite Camino Jüngerin in unserer Gruppe, trabt locker und zufrieden in unserem Fahrwasser.
„Ach Gottchen jetzt schon wieder eine Steigung“, sagt Sophia bei Rückkehr auf die Universitätsstraße. Klaus Dieter gibt ihr Tipps für eine Dehnübung und ihre Atmung, die etwas sehr schnell ist. Doch als es dann bergauf geht, bleibt die junge Lady dann leider hinter uns. Ist erst mal weg.
An der Dürener steht die erste Samba Gruppe und heizt uns ein. Das tut echt gut. Die ersten 10km sind vorbei.
Dann kommt die Aachener. Das ist ein so geiler Blick gen City. Die Herbstbäume und die Farben die im Sonnenschein entstehen, tun ein übriges diesen Halbmarathon zu lieben.Man könnte wie irre mit dem Fotoapparat umher laufen um das alles einzufangen. Das Läuferfeld. Das bunte farbenfrohe auf und nieder tausender Köpfe vor dir. Es einfach. Hach!
Und dann liegt da einer der vom Notarzt behandelt wird. Hart. Das kann passieren. Hoffentlich überlebt er es denke ich, denn das sieht nicht gut aus.
Zweites Mal Rudolfplatz. Hier tobt der Bär. Es rockt der Papst. Auf der Ecke steht Junior Marius und macht ein Foto von uns und an der Ecke hallt der Samba Donner der nächsten Truppe durch die Luft.
Die Beine machen sich gerade etwas bemerkbar, doch den Ring entlang und dann in belgische Viertel fluppt es richtig gut. Dann muss Klausi ganz dringend und das Alcazar ist die letze Rettung….mmmh und hier liebe Organisatoren möchte ich ein kleines Brett brechen. Für alle die mal dringend müssen… So zwischendurch fehlt noch das eine oder andere Dixie. Schwer zu sagen wo, aber schon, das es so ist.
Wir verlieren jetzt irgendwie den Rythmus. Ich warte auf Klausi und Annette ist vorbei. Die sehe ich locker 200 m vor mir traben. In der Erftstraße sind wir dann wieder alle zusammen und werden mit Konfetti und Riesenalarm gefeiert und nach vorne gepeitscht.
Ab Hohenzollernring und KM 18 sagt Klausi:“Oh oh die Beine wollen nicht mehr das wird hart heute.“ Ich kann ihn gut verstehen, doch meine wollen noch und ich freue mich, das sich die Trainingsarbeit der letzten Wochen bemerkbar macht. Fühle mich wie nach 10km.
Annettchen bleibt etwas zurück. Die Achillessehne zwickt doch sie sieht nicht aus, als würde sie es nicht schaffen. Klaus und ich können jetzt auch nicht mehr langsamer. Km19 ist die Stelle wo es heißt entweder oder.Der letzte Kilometer ist hart und dann sind wir wieder einmal im Ziel. Es ist und bleibt ein unglaubliches Gefühl, sich einmal mehr selbst besiegt zu haben.
Dann stehen wir im Ziel und da kommt Sophie und wir gratulieren ihr und freuen uns mit ihr, das sie es geschafft hat. Toll wenn junge Menschen sich aufraffen und sich bewegen und am Ende 12km Knieschmerz bezwingen.
Und dann sitzen wir im „Früh“ in der Sonne.
Und dann kommt unser Ostfriesen Girl dazu. Katja das Mädel von hinter dem Deich. Sie ist mit 5 Kölner Jungs zusammen gelaufen und legte am Ende eine unerwartete Traumzeit von 1:46 hin. Und sie strahlt und schwärmt in einem fort:“Wie geil ist denn dieses Köln.Da bin ich nächstes Jahr wieder dabei,“ und dann hörten wir erst einmal ihre Geschichte und wie sie von den Jungs gefeiert wurde.
Tja so ist Köln. Und dann haben wir einfach uns Vier und Köln und den Kölnmarathon und das Wetter und den Dom gefeiert. Das war ein toller Tag. Davon wird sicher noch so manches Mal am Lagerfeuer in Ostfriesland erzählt werden.
Fotoalbum upcoming soon 🙂