Köln- Konzert Review Mic Donet im Kölner Gloria im November 2015 – Es war wieder ein beeindruckendes, lange nachklingendes Erlebnis: Mic Donet mit seinen Musikern live zu erleben! Mit ansteckender Spielfreude und der speziellen Dynamik von Mic Donet performten die Künstler zunächst in einem größeren Block die stark rhythmischen oder Uptempo-Songs seines neuen, großartigen Albums „Rise and Shine“.
Wie zu erwarten, intonierte Mic die neuen Songs in den Live-Versionen mit großer Spontanität und improvisierte dabei mit musikalischer Intelligenz und oft überbordender Energie. So hatte man zweifachen Genuss. Zum einen den Wiedererkennungseffekt der Songs, zum anderen das „Neu-Erleben“ der Songs in der Live-Gestaltung.
Im Zusammenspiel mit seinen Musikern: Bass/René Riewer, Drums/Rich Grimminger, Guitar/Ferdinand Kirner und Keys/Yazzmin Hadisubrata, entstand ein mitreißendes Klanguniversum voller Soul, Pop und Rhythm & Blues! Niemand stand bei diesem Sound von Anbeginn des Konzerts ruhig auf den Beinen, sondern wippte, pendelte, schaukelte oder tanzte ganz einfach mit Begeisterung dazu.
Mic Donet selber erwies sich in seinen – den Fans bereits bekannten Tanzeinlagen – auch in diesem Konzert als ein wahrer „Fred Astaire des Streetdance“. Interessant und angenehm war dabei, dass Mic bei allem eingebrachtem Temperament niemals die gewisse Kontrolle des professionell agierenden Künstlers verliert. Das betrifft seinen Tanz, dessen Geschmeidigkeit und Eleganz ein Abgleiten ins hektische verhindert, aber auch insbesondere seinen souveränen Gesang.
Womit wir bei der Stimme Mic Donet’s sind. Gesanglich gibt er alles, aber auch bei größter Intensität, selbst in expressiven Vokalpassagen großer Lautstärke wirkt die Stimme immer noch harmonisch, nicht „gepresst““- eben nicht „überfordert“. Es kommt einfach aus ihm heraus – ganz relaxed und mit Freude. Eine Stimme der vielen Nuancen, dabei so voluminös, dass auch die sparsame Begleitung des E-Klaviers oder einer Gitarre vollkommen ausreicht, um mit seinem Gesang gänzlich zu faszinieren. Bewiesen hatte Mic Donet das übrigens schon während seinen „Akustik-Konzerte“ 2013!
So entstanden in diesem Konzert für mich besonders glanzvolle Meisterwerke, wenn Mic allein am Keyboard saß und die beschwörend schöne Ballade „Memories“ sang, oder später als Zugabe mit „So Beautiful“ sicher jeden Besucher tief berührte durch die Vollendung seiner Darbietung. Hier zauberte er die Substanz der Songs in den absoluten Vordergrund – ohne Beiwerk, nur mittels seiner wandelbaren Stimme. Mic Donet fängt zurückhaltend an, baut langsam auf und bringt dann diese langen lauten Noten, bei denen seine Stimme noch immer „schön“ und harmonisch klingt, aber weit entfernt bleibt von gefällig oder beliebig. Er holte alles aus den Melodien, den Texten: er variierte und improvisierte, veränderte, intensivierte manche Zeilen. Seine Stimme war warm und samtig in der Tiefe, kräftig in der Mittellage und elektrisierend, wenn es zum gutturalen Schrei kam.
Natürlich gehörte das aktive Einbinden der Besucher in die Musik zum Programm. So teilte Mic sein Publikum in drei Bereiche, von denen jeweils ein Teil eine andere Tonfolge singen musste, später alle gemeinsam mit dem Meister.
Wie wechselvoll und spannend das Programm durch die Mischung seines ersten und des aktuellen Albums war, wurde durch einige spektakuläre Songs besonders unterstrichen. „Children Of The Sun“ wurde live gespielt ein viel längerer Song.
Ideenreich ließ Mic Donet neue subtile Klangbilder einfließen und intensivierte den Gospel-Ethno-Karibik-Flair des Songs. Ein rhythmisches Highlight !
Auch „Time For Love“ bleibt in der Live-Version als eine impulsive Darbietung von Mics souligen Gesangsexkursionen und wilden Gitarrenriffs in Erinnerung. Ein weiterer Höhepunkt.
Als glorioses Juwel kam dann ganz am Ende, bereits als Zugabe „Rise and Shine“, der Titelsong der neuen CD. Diesen Song – inhaltlich ein bitter-melancholisches Resümee, musikalisch eine großartige Ode mit hymnischer Aura – behielt er sich bis zuletzt vor. Ein großer Song wahrlich „“ aber viel zu schnell war er leider vorbei. Da würde ich Mic tatsächlich raten, speziell diesen Song live noch breiter, ausufernder anzulegen – so wie er es auch mit „Children Of The Sun“ tat. : zum Beispiel Soli der Musiker zu integrieren, seinen Gesang noch mehr zu improvisieren, usw. Der Song hat das Potenzial einer epischen Over-Kill-Ballade und die Wirkung könnte dann geradezu überwältigend sein.
Abschließend möchte ich noch erwähnen, wie sehr mir in diesem Konzert Mic Donet’s musikalische Nähe zu Stevie Wonder auffiel. An die Soul-Legende Wonder erinnern Mics ornamentreiche, unaffektiert eingesetzten Soul-Vokalisen, die er souverän beherrscht – aber ebenso auch viele seiner „wonderbaren“ Songschöpfungen auf „Rise and Shine“ lassen mich an Stevie denken. Besonders hervorzuheben dabei der Song „Addicted“.
Bei all dieser musikalischen Seelenverwandschaft aber präsentiert sich Mic Donet als Komponist und Stimmenmagier mit eigenem Klang. Wir haben inzwischen in Deutschland einige sehr gute Sänger – auch im Soulbereich. Ich schätze da zum Beispiel Max Mutzke sehr. Sein „Soulklang“ ist ein gänzlich anderer als der von Mic Donet. Wenn man nach Vergleichen sucht, würde ich sagen: Max Mutzke in Hochform klingt schon mal wie ein völlig ausgeflippter Joe Cocker mit jüngerer Stimme. Mic Donet bewegt sich in einem völlig anderem Klangregister: Er klingt wie eine Weiterführung von Donny Hathaway, Billy Ocean, Stevie Wonder .zu einem Soul und Pop der Jetztzeit – auch etwas zum Hip Hop – letzteres kommt hauptsächlich in seinen Live-Improvisationen zum Ausdruck.
Mic Donets variable Stimme und Gesang manifestieren sich in eleganten Klangschattierungen und harmonischer Meldieausschmückung, die mehr oder weniger dem Soul-Idiom verpflichtet sind. Andauernde Stimmforcierung vermeidet er zu Gunsten Schönklang, Harmonie, Geschmeidigkeit und Flexibilität.
Klar, es gab natürlich auch in diesem Konzert mainstreamige, vorrangig „laute“ aber dennoch auch mitreißende Pop-Nummern wie „Teach Me“ , „My People“ oder das fetzige „The One“. Dagegen steht die hochmelodische Brillanz, die wir bei Songs wie „Back To You“, „Who Is The Man“ oder „Heartbreaker“ und „Addicted“ hören.
Der Widerhall auf Mic Donets Talent und seine Musik in den Medien scheint mir zur Zeit zu Unrecht eher verhalten zu sein. Wäre er Engländer oder Amerikaner – längst hätten hiesige Musikredakteure ihn als großes neues Soultalent gefeiert und mit viel Lob bedacht und so seine Popularität gefördert.
Natürlich gab es nach dem Konzert, die Gelegenheit., sich CD oder Vinyl signieren zu lassen, oder das Zusammentreffen mit einem gutgelaunten und sympathischen Mic Donet mittels Fotos festzuhalten.