Köln. Greenpeace macht in einer Studie auf die Gesundheitsrisiken durch Kohlekraftwerke aufmerksam. Vier von fünf Deutschen wissen nicht, dass Braunkohlekraftwerke große Mengen giftigen Quecksilbers ausstoßen. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage im Auftrag der unabhängigen Umweltschutzorganisation Greenpeace. Quecksilber wird über die Nahrungskette und speziell über den Verzehr von belastetem Fisch aufgenommen.
Auch die Gesundheitsgefahr für Kinder durch quecksilberbelastete Fische ist der Mehrheit der Deutschen unbekannt. Einmal freigesetzt, bleibt Quecksilber lange in der Atmo sphäre. 90″“99% davon bestehen aus elementarem, gasförmigem Quecksilber, das im Durchschnitt rund ein Jahr in der Atmosphäre verweilt. So kann es über weite Strecken, Hunderte und Tausende Kilometer transportiert werden. Quecksilber ist in der Umwelt ein ungewöhnlich mobiles Element. Aus der Luft gelangt es in Böden, Pflanzen, Bäche, Flüsse, Seen und Ozeane und wieder zurück in die Atmosphäre. Diese sogenannten Re-Emissionen sind das Ergebnis der permanenten Umwandlungsprozesse, die das Quecksilber in der Umwelt durch läuft. Das heißt die Abgase die aus einem Kraftwerk ausströmen, kommen in anderer Form zu uns zurück. Das Foto (oben) von Greenpeace macht den Kreislauf deutlich.
„Die Menschen in Deutschland und Europa müssen endlich vor dem Gift aus Kohlekraftwerken geschützt werden. Die Grenzwerte müssen sich an den saubersten Kraftwerken orientieren, statt wie bislang an den schmutzigsten“
, sagt Greenpeace-Energieexperte Andree Böhling. Greenpeace fordert die Bundesregierung auf, sich für schärfere Grenzwerte insbesondere bei alten Braunkohlekraftwerken einzusetzen.
Quecksilberverbindungen sind für den Menschen hoch toxisch. Vor allem im Gehirn und im Nervensystem von Föten und Kindern verursachen schon geringe Konzentrationen des Giftstoffs irreparable Schäden. Quecksilberverbindungen schädigen die geistige Entwicklung von Kleinkindern. Wissenschaftler warnen vor einem schleichenden Intelligenzverlust.
Verfügbare Technik könnte deutschen Quecksilberausstoß halbieren
Die USA haben auf die Gesundheitsgefahr durch Quecksilber reagiert und die Grenzwerte für Kohlekraftwerke inzwischen deutlich verschärft. Auch die EU arbeitet derzeit an neuen Vorgaben. Doch die jüngsten, am 1. April veröffentlichten EU-Vorschläge bleiben weit hinter den US-Grenzwerten zurück. Mit 10 Mikrogramm dürften bestehende Braunkohlekraftwerke in der EU auch nach 2020 im Jahresmittel mehr als doppelt so viel Quecksilber pro Kubikmeter Abluft ausstoßen wie in den USA ab April 2015. Der Ausstoß giftiger Schadstoffe in der EU würde so kaum gesenkt. Dabei ließe sich nach Aussagen des Umweltbundesamtes der Quecksilberausstoß in Deutschland in wenigen Jahren halbieren, wenn die beste verfügbare Technik in Kohlekraftwerken zum Einsatz käme.
Böhling:
„Braunkohle ist giftig und gefährdet die Gesundheit der Menschen. Die Bundesregierung darf nicht weiter beide Augen zudrücken, sondern muss sich für schärfere Grenzwerte für Kohlekraftwerke einsetzen und die Bundesbürger über die Gefahren durch Quecksilber aufklären“
Das Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid hat zwischen dem 12. 2. und 3. 3. 2015 insgesamt 1184 Deutsche befragt. Die Frage „War Ihnen bekannt, dass Braunkohlekraftwerke in Deutschland für rund 50 Prozent der deutschen Quecksilberemissionen verantwortlich sind – und damit die größte Quelle für Quecksilberemissionen?“, beantworten dabei 81 Prozent der Befragten mit „nein“.
Die Frage „War Ihnen bekannt, dass übermäßiger Konsum von bestimmten Fischarten (wie z.B. Schwertfisch, Thunfisch, Marlin) insbesondere für Embryonen und Kleinkinder eine erhebliche Gesundheitsgefährdung darstellen kann?“ verneinen 61 Prozent der Befragten. Zur vollständigen Umfrage:
Weitere Informationen: Giftige Kohle