(Köln Werner Matrisch) – Nicht nur für die Vorweihnachtszeit möchte ich diesmal ein sehr ruhiges, eher unbekanntes Album ( low price!) von Ella Fitzgerald empfehlen. Bei mir läuft es in der Vorweihnachtszeit häufig, wenn man sich wieder mal durch überfüllte Weihnachtsmärkte gekämpft hat und genervt aus der City nach hause kommt. Dann bietet diese CD eine wunderbare Stunde der Besinnlichkeit und Entspannung.
Auch wenn es sich ausschließlich um etwas melancholische Loveballads und nicht um Weihnachslieder handelt… The intimate Ella Verve CD „“ 1960
Vertraut, intim , innig“ , so übersetzt das Lexikon “ intimate“. Genau das empfindet der Hörer dieser kostbaren Ella Fitzgerald CD, aber darüber hinaus noch so unendlich viel mehr. Das Originalalbum erschien 1960 unter dem Titel: Ella Fitzgerald sings songs from the soundtrack of „Let no man write my epitaph“ und war eigentlich mit seinen 13 songs ein stark erweiterter soundtrack…….Tatsächlich sang Ella in diesem Film nur zwei oder drei Songs.
Paul Smith, der Pianist dieser Aufnahmen, hatte Ella schon im Februar des gleichen Jahres virtuos bei ihrem umjubelten, legendären Berlin- Auftritt begleitet. Auf „The Intimate Ella“ musste er andere, leisere Töne anschlagen, und er begleitet die große Künstlerin mit Behutsamkeit und Einfühlung durch dreizehn Balladen hindurch.
„My melancholy Baby“ , so heißt ein Titel, aber er könnte stellvertretend für die gesamte CD sein, denn eine „innige“ wehmütige Schönheit dominiert jedes Lied.
Die Auswahl der Songs ist von höchster Qualität, …..“Misty“ von Erroll Garner, „One for my Baby“
von Harold Arlen,… oder „Black Coffee“ und „Angel Eyes“, gehören mit Sicherheit zu den schönsten Jazzballaden, die je geschrieben wurden.
Instinktsicher, und dennoch auf sehr schlichte, ungekünstelte Art singt Ella mit ihrer einzigartigen Stimme diese traurigen Liebeslieder. Eine Künstlerin, die mit ihrer oft kraftstrotzenden Stimme, und mit ihrem dynamischem Scatgesang bis heute unerreicht blieb, schafft es hier, allen Songs große Gefühlstiefe zu verleihen.
Einige große Jazzkritiker haben Ella manchmal ihre „Distanziertheit“ zu den jeweiligen Lyrics vorgeworfen. Es stimmt, bei Ella, der „musikalischsten“ aller Sängerinnen überhaupt, rangieren die Töne immer vor den Worten, und das im Gegensatz zur hochgelobten Billie Holiday, die, besonders in ihren späten Jahren, passend zum Drama ihres Lebens, die große Tragödin des Jazzgesangs wurde……Ich schätze Billie Holiday sehr, aber man möge mir verzeihen, wenn ich gerade bei ihren Interpretationen von Balladen eine Menge sich immer wiederholender Manierismen höre; Manierismen, die der ideenreichere Gesang Ellas vermeidet.
Distanziertheit ist seitens Ella auf dieser CD nirgendwo zu hören. Im Gegenteil: Durch Ella“™s Gesang wird diese CD zu einem sehr seltenen, hautnahen Erlebnis. Ihre Stimme vermittelt dem Hörer eine unbeschreibliche Nähe, so, als stände sie vor uns im Raum, berührbar nahe.
Es ist außergewöhnlich, wie sehr dieses Album mit seinen 13 langsamen Balladen, und nur mit Klavierbegleitung letztlich durch das Erlebnis einer Stimme fasziniert; einer Stimme die auf einmalige Weise natürlichste Ursprünglichkeit mit größter Gesangskunst verbindet.
Höchstes Lob für ein wunderbares, leises, zeitloses Album der Ballade im Jazzgesang !