Gelungenes Debüt eines sehr begabten Sängers- Roman Lob die CD Changes

3890

Köln- Roman Lob’s Liveauftritt beim ESC in Baku war neben seiner überzeugenden Stimme von beeindruckender Präsenz und Ausstrahlung. Um so erfreulicher, ( und auch erstaunlicher) dass er ohne den üblichen Firlefanz von Windmaschine oder bodenturnenden Boys & Girls und einer großen Konkurrenz von 25 anderen Teilnehmern mit dieser schlicht gehaltenen, intensiv auf das Wesentliche reduzierten Performance einen achten Platz erringen konnte.

Roman Lob – CD Changes Gelungenes Debüt eines sehr begabten Sängers

Jeder Gewinner von Castingshows erfährt große Aufmerksmkeit, wenn das erste, meist schnell produzierte Album erscheint. Im Falle von Roman Lob stelle ich fürs Erste fest, dass sein Album CHANGES weder hastig noch oberflächlich produziert wurde. Der Sound ist vorzüglich aufgenommen „“ transparenter, sehr dynamisch und sauber informierter Mainstream-Pop. Auch wenn manche Songs – besonders die ersteren – mit ziemlich kompakten Arrangements eingespielt wurden, kann man an keiner Stelle von „überproduziert“ sprechen. Wohl vom „mainstreamigen“ Sound. Aber ob das musikalisch gesehen etwas Schlimmes ist – (Kritiker und auf “ hohes Niveau“ bedachte Musikfans kreiden das immer so an) finde ich zweifelhaft.

Inzwischen ist der Begriff „Mainstream“ fast einer Beschimpfung gleich negativ besetzt „“ und das, obwohl doch wohl jeder zweite oder dritte Käufer solche Musik kauft. Die grammyüberschüttete Adele macht nichts anderes als Mainstream. Ich wage mal eine Analyse: Ist es nicht so, dass sich der Mainstream hauptsächlich auf den reinen Sound – also dem Sound, der momentan bei der Mehrzahl von Popmusikliebhabern angesagt ist – beschränkt? Der sogenannte Mainstream ist eher eine reine „Soundangelegenheit“ als tatsächlich die Inhalte oder Kompostion betreffend.

Damit will ich sagen, dass Kritiker über ein und dasselbe Musikstück weniger herfallen würden, wenn es lediglich anders arrangiert wäre. Man stelle sich vor, die neuen Lieder von Roman Lob – die zum Teil wirklich überzeugende, singbare Melodien darstellen – wären nur mit einer Gitarre und Bass eingespielt: Oha !! Unplugged! Das wäre schon mal per se ein Vorteil für die kritische Beurteilung „“ denn rein akustisch gespielte Musik genießt zur Zeit höheres Ansehen.

Roman Lobs Album klingt – vor allem während der ersten Songs – tatsächlich „mainstreaming“. „Call Out The Sun“ ist schwungvoll, ohrwurmmäßig und funktioniert als „Gute-Laune-Song“ verglichen mit ähnlich konzipierten Stücken wie „Flying“ oder „Somethings Stupid“ am allerbesten. Kein schlechter Song ! „Flying“ fällt ab in die Beliebigkeit und „Somethings Stupid“ ist der ideale Song für’s Autoradio. Mehr nicht. Aber das waren auch schon von den dreizehn Songs die zwei schwächsten Titel der CD.

Bei anderen Songs der ersten Hälfte der CD ( z. B. Dream On, Alone, Make You Smile) fällt auf, dass beim Gesang der Strophen Romans Stimme klar und im Vordergrund stehend abgemischt wurde. Bei allen Refrains jedoch wird seine Stimme verdoppelt und vermischt und klingt tief eingebettet in einen dichten Popsound, der seine Stimme nicht sehr deutlich erkennbar und darum austauschbar klingen läßt. Der Song „Make You Smile zum Beispiel hat eine interessante Spannung, ist aber soundmäßig wieder so arrangiert, dass Romans Stimme nicht so präsent ist, wie es für ihn und seine Musik vorteilhafter wäre. Wenn ich die CD eines Sängers kaufe, den ich wegen seines guten Gesangs schätze, dann möchte ich seine Stimme bei der Soundabmischung auch gut präsentiert wissen. Beim Song „Dream On“ geht zum Beispiel die Zeile „Through the clouds and stormy weather“ im Sound ziemlich unter.

Deswegen ein Wort an die Produzenten:
Ihr habt mit Roman Lob einen ausgezeichnenten Sänger, dessen Stimme – besonders im Hinblik auf seine einundzwanzig Jahre – ungwöhnlich ausgereift klingt. Roman Lob ist nicht nur technisch ein guter Sänger, sondern seine Stimme verfügt auch über eine wiedererkennbare, sehr individuelle Klangfarbe. Es ist eine Stimme die zudem immer angenehm, aber nie glatt oder langweilig klingt. Seine Phrasierungen sind musikalisch stilsicher, eigenständig, denn er kopiert niemandes Gesangstil. Besonders in Balladen offenbart Roman mit leicht rauhem Timbre Gefühlstiefe und große Intensität.

Diese sängerischen Tugenden sind ab der zweiten Hälfte der CD deutlicher hörbarer und treten am stärksten in „Day By Day“ hervor. Dieser Song ist deshalb für mich der beste Titel der CD. Nicht unbedingt, weil es eine Ballade ist – sondern weil wir hier Roman Lobs Stimme wirklich pur und unverfälscht in allen Nuancen und Klangfarben hören können. Mit dem Song klingt er am authentischsten „“ vielleicht weil es seine eigenen Lyrics sind?) In dieser Art hätte ich mir für diese CD noch ein, zwei Songs mehr gewünscht. Aber die Produzenten wissen auch, dass Roman sehr schnell von den Medien das Etikett „Schmusesänger“ verpasst bekäme, wenn er zuviel gefühlige Balladen singen würde. Egal, wie gut auch immer „“ da sind Kritiker gnadenlos und denken leider stereotyp.

„After Tonight“ „Conflicted“ „First Time“ und „Revolution“ sind auch ausgezeichnete, aber musikalisch ganz andere Stücke, die allesamt interessante Spannungsfelder aufweisen und voller sängerischer Kontraste sind – von zurückgenommen bis dynamisch.. Während die ersteren Songs der CD ähnlich strukturiert sind wie sein Erfolgtitel „Standing Still“ finde ich die zweite Hälfte der CD ( bis auf „Somethings Stupid“) musikalisch differenzierter und interessanter. Die Songs haben mehr Substanz und das wirkt sich aus auf Roman Lobs Gesang, der hier viel motivierter klingt. Vor allem ist auch seine Stimme einfach viel präsenter.

Abschließend kann ich eigentlich nur sagen, dass dieses CD Debüt mit kleinen Abstrichen sehr gelungen ist.

Vorheriger ArtikelJazz und Soul im Papa Joe „Dahmen und Herren“
Nächster ArtikelJEDWARD veröffentlichen ihr neues Album „Young Love“ am 22.06.2012
Die JAZZ CD/DVD- und Konzert Rezensionen von Werner Matrisch sind ein besonderes schöne Rubrik. Jazzie traf den Kölner Maler und Künstler Werner Matrisch "Homepage WernerMatrisch" bei einer Vernissage. Wir kamen ins Gespräch und entdeckten, das wir nicht nur eine gemeinsame Leidenschaft, die Malerei haben, sondern auch dem Jazz sehr zugetan sind.