Köln- Wie Klasse Fussball geht, das konnten wir in dieser Woche eindrucksvoll erfahren. Das Bundesliga Finale in Wembley sagt genug darüber aus, wie es mit der deutschen Fußball- und Spielkultur in den Liga Vereinen steht. Die 1FC Köln Fans dagegen erlebten wieder einmal eine herbe Enttäuschung. Sie wurden rabiat aus allen Aufstiegsträumen gerissen. In den Köpfen so mancher war ein Sieg in Bochum selbstverständlich.Wenn man in die Relegation will Pflicht.So war die 2:1 Niederlage in Bochum unnütz und eigentlich vermeidbar. Sie beruhte auf Kopf- und Kampflosigkeit der Geissböcke in der zweiten Hälfte. Mangelnde Konzentration und Zusammenhalt in der Angriffsstruktur und auch im Abschluss, brachten in der zweiten Halbzeit den Gastgeber ins Spiel. Und wenn man 30 Minuten die Arbeit verweigert, dann sind am Ende zwei Gegentore kein Wunder und bei weitem verdient. Die Mannschaft von Peter Neuruhrer sicherte sich drei Punkte für den Klassenerhalt des VFL Bochum.
In der Anfangsphase des Spiels gingen beide Teams engagiert in die Zweikämpfe, doch viele Fehlpässe bremsten den Spielfluss und die Chancenerarbeitung. Als taktisches Mittel setzte der FC zunächst auf lange Bälle, die nicht zum Erfolg führten. Die erste nennenswerte Möglichkeit: Matuschyk, zentral frei gespielt, schiesst aus 18 Metern knapp über die Latte (15.).
Aber im Gegenangriff zeigt Bochum das man sich nicht verstecken will. Der erste Abschluss. Rzatkowski mit einem Kopfball scheitert an Horn(16). Der Weckruf für den Gastgeber. Die legen eine Schippe drauf. Sie sind im Abstiegskampf und kämpfen leidenschaftlich. Sie suchen mutig den Weg nach vorne.
Dedic vernascht Dominic Maroh mit Hackentrick, tunnelte den Innenverteidiger und trifft glücklicherweise nur das Außennetz (22.). Der FC antwortet über Lehmann (26.) und Freier (27.): Die Distanzschüsse hat Luthe sicher.
Die Führung des 1FC Köln erfolgt kurios. Eine Brecko-Flanke von rechts prallt von Acquistapace ab und landet vor den Füßen von Chihi. Der zieht ab und trift den Pfosten. Der Ball springt ab und im zweiten Versuch ist das Ding dann endlich drin.(31.). Der VfL Bochum rannte danach weiter an, doch die FC-Defensive hielt zu diesem Zeitpunkt konzentriert die Schotten dicht.
Nach dem Seitenwechsel änderte sich der Eindruck nicht. Bochum drängte, Köln konzentrierte sich aufs verteidigen, ließ wenig zu und stand hinten sicher. Nach einer Ecke kam dann Matuschyk aus 16 Metern zum Schuss. Rzatkowski rettete auf der Linie (59.). Und dann zeigt der Bochumer das er auch Qualitäten bei Standards hat. Er zirkelt einen Freistoß zum Tor. In FC Strafraum steigt Dedic am höchsten auf und köpft unbeinträchtigt zum 1:1 ins Tor (65.).
Jetzt drehte der FC mit Chancen für Lehmann (71.), Bröker (71.) und Clemens (75.) noch mal auf. Die Schüsse scheiterten aber entweder an Luthe oder gehen knapp am Tor vorbei. Der VFL Bochum kommt jedoch immer besser ins Spiel.
Und so näheren sich Rzatkowski (74.) und Goretzka (77.) dem Tor an. Rein vom Gefühl sieht das nicht gut aus.Unbehagen. Ein Standard schlägt wie eine Bombe ein. Rzatkowski drehte eine Ecke von rechts auf den ersten Pfosten, wo Maltritz aus drei Metern zum 2:1 einköpfte (79.). Und Timo Horn war einfach zu spät nach vorn gekommen um den Ball sicher zu greifen. Der Treffer war vermeidbar.
Und wieder ist es Dedic der aus 13 Metern die Latte trifft(83.).Boa. Was ist los FC. Die Fans wachen noch mal auf und feuern die Geißböcke an. In der fünfminütigen Nachspielzeit kamen die Geißböcke dann doch noch einmal gefährlich nach vorne. Jajalo zirkelte einen Freistoß direkt aufs Tor. Maltritz rettete am Pfosten per Kopfball (90.+3).
Irgendwie habe ich das Gefühl das der FC auf Fehlverhalten bei den Konkurrenten setzt. Wieder einmal begründet sich vieles auf das Prinzip Hoffnung…. wenn der FCK verliert…. wenn, wenn. Das wird nichts Leute.
Eine sichere Verteidigung ist enorm wichtig. Das beherrscht man beim FC in den letzten Spielen recht gut. Das muss aber dann auch bis zum Abpfiff aufrecht erhalten werden. Schwächen sind dann nicht erlaubt.
Beim 1 Kölner Fußball Club fehlen strukturierte und zwingend vorgetragene gemeinsame Kombinationen beim Spielaufbau bis in den gegnerischen Straufraum. Ein Lenker und Denker in der Mitte. Sichere Pässe im schnellen Lauf und im auch Strafraum. Geschultes Stellungsspiel. Bayern und Dortmund liefern genügend modernes Anschauungsmaterial.
Beim FC wirkt vieles recht planlos und zufällig. Einige Positionen sind nachhaltig fehl besetzt. Ich will mich nicht in die Arbeit des Teamchef einmischen. Und doch, wenn ich Maierhofer bei der Ballannahme mit dem Fuß beobachte, dann frage ich mich was der auf dieser Position macht, wo doch keiner der Mittelfeld Leute einen präzisen hohen Ball von außen auf den Kopf des Stürmers bringt. Sein unglückliches Stellungsspiel und seine Einsätze in Zweikämpfen wirken staksig und unglücklich.
Vielleicht wirken aktuell die Wechselgerüchte um Clemens, Horn und Brecko negativ auf die Mannschaft. Keine Ahnung. Wenn man ein Spiel gewinnen will erfordert das 90 Minuten Kampfgeist. Davon habe ich gestern leider zu wenig verspürt und da ist der Verbleib in der zweiten Liga eben logisch. Die Spieler hatten es in der Hand. Die Chancen haben sie nicht erkannt und genutzt und auf Glück allein, ein weiteres Sonntagstor von Clemens vielleicht, lässt sich nicht aufbauen. Und so müssen die FC Fans weiter leiden.
Angesichts der Wechselgerüchte schaut man inzwischen in der gesamten Liga gar mitleidig nach Köln. Wenn man sieht wohin die letzten 10 Jahre Fußballgeschäft den 1 FC Köln geführt haben, überfällt einen bei einer derartigen Hilflosigkeit eines Traditionsvereins tiefe Trauer. Experten äußern sich besorgt in dem Wissen, das der FC mit dem verbleibenden Kader in naher Zukunft kaum Chancen hat, der 2.Liga zu entrinnen.
In Köln kann man nur froh sein wenn Holger Stanislawski in Köln bleibt und mit seinem ungebrochenem Optimismus weiter daran arbeitet, eine Mannschaft aus jungen Nachwuchstalenten, zu einem erfolgreichen Team zu formen. Das der Verein Sponsoren gewinnen könnte, die ein Investment in einen stärkeren Spielerkader zulassen glaube ich nicht. Das Vertrauen der Wirtschaft und potentieller Geldgeber in die Vereinsführung, die nach wie vor unter den Folgen der Overath Ära leidet, ist immer noch leicht getrübt. Mäzene wie es sie einst in Köln gab und die es heute noch in Hoffenheim oder Schalke gibt,sind in Deutschland Mangelware geworden.
Sicherlich erfährt der 1FC Köln inzwischen verdient Zuspruch und Unterstützung von Unternehmen in der Region. Auch dort sind man, das es einen sehr positiven Trend bei der Neuentwicklung gibt. Die Wirtschaft rund um Köln ist bereit den 1FC Köln zu unterstützen. Nur derzeit nicht bei den Spielerkäufen oder den Erhalt von Verträgen. Wer dazu gehört kann man der Liste der Beirates entnehmen.
FC-Präsident Werner Spinner sagte anlässlich der konstituierenden Sitzung des Beirats: „Der 1. FC Köln ist ein Verein mit regionaler Verwurzelung und nationaler Strahlkraft. Dass sich angesehene Personen aus Wirtschaft und Politik dazu bereit erklärt haben, den 1. FC Köln mit ihrer Erfahrung und ihren Kontakten zu unterstützen, ist ein sichtbarer Beleg dafür. Die Mitglieder des Beirats verfügen über eine große Erfahrung im Führen von Unternehmen und haben eine ausgewiesene Expertise in allen Fragen des Marketings. Diese Erfahrung wird dem FC sehr helfen…“
Also die Wirtschaft hilft dem FC. Einen vierter Tabellenplatz in der zweiten Liga erreichen, mit bezahlbaren Spielern,treue Fans ein „full house“ bei Heimspielen haben, ein guter Ruf der Vereinsführung, Altlasten abbauen, noch ein paar gute Nachwuchsspieler einbauen. Das ist doch schon mal etwas, worauf man aufbauen kann.